Samstag, 11. Juni 2011

6.ING Europe Luxembourg Marathon



3.Start in Luxembourg. Diesmal unter erschwerten Bedingungen.

Das hatte ich mir auch alles anders vorgestellt. Mein Lieblingsmarathon steht auf dem Programm und ich bin total im Eimer! Seit dem Mannheim Marathon vor 3 Wochen habe ich eine hartnäckige Erkältung die einfach nicht verschwinden will. Erst Mitte letzter Woche ganz vorsichtig das Training wieder aufgenommen. Aber alles mehr schlecht als recht. Es sollte nicht einfach werden in Luxemburg. Zusätzlich noch die dauernden Knieschmerzen ausgelöst durch einen Knorpelschaden. Aber Luxemburg lasse ich mir nicht nehmen. Zumal es vielleicht für längere Zeit der vorerst letzte Marathon sein könnte. Nächste Woche ist Termin beim Arthroskopie-Speziallisten. Es geht ja so nicht mehr weiter.



Mit Fenchel und Tee gegen den Schleim auf den Bronchien. Zusätzlich noch Prospan flüssige Lösung gegen Schleim und Hustenreiz. Übrigens sehr zu empfehlen, da in kleine Tütchen abgepackt. Kann man prima zum Marathon mitnehmen!

Wie üblich für Luxemburg die kostengünstige "all in one day" Aktion ausgewählt. Das bedeutet: Samstags 13:45Uhr 255km hinfahren, 17:00 Unterlagen klarmachen und Umziehen, 19:00Uhr Marathon laufen, 22:30 Uhr duschen, 01:00Uhr (solange ist der Parkplatz gesperrt) 255km heimfahren.



Wie immer, bereits alle Parkplätze überfüllt.....



....aber nicht für'n Smart



alles wie gehabt. ING-Löwe thront auf dem Berg



nur das Wetter nicht so wie sonst. Es geht ein heftiger Wind und es droht zu regnen

Erst mal die Unterlagen klar machen und ein wenig auf der Masse rumlaufen.



Wie immer großes Medieninteresse



die letzten Meter zum Zieleinlauf



und der Zielbogen. Ich bleibe dabei in der Coque war es irgendwie schöner als auf dem Lux-Expo Gelände!



Startnummer suchen



Unterlangen abholen



sicher ist sicher. Chiptest

Auf der Fahrt hatte ich schon ein paar Nudelreste und eine Banane gegessen. Aber heute probiere ich was ganz neues aus.



2 Stunden vorm Wettkampf genommen, soll dieses Zeug den Ermüdungsfaktor abwehren, und bis zu 15% mehr Ausdauerkapazität liefern. Billig war es jedenfalls nicht. Ich denke genau das richtige für einen Marathon am Abend.

Ich bin hin und her gerissen. Ein langarm unterzieh Shirt, oder doch kurz? Jedenfalls ist es sehr windig und auch Regentropfen fallen ab und zu vom Himmel. Wenn ich jetzt überlege, dass ich um 22Uhr locker noch unterwegs bin, dann sollte doch so ein dünnes Langarm Unterzieh Shirt nur von Vorteil sein. Gerade wegen der Erkältung. Ok, ich zieh es mal an. Läuferbeutel geschnürt und wieder zurück in die Lux-Expo. Dichtes Gedrängel schon überall. Irgendwie wird mir das doch zu warm und ich entschließe mich gegen das Langarm unterzieh Shirt. Beutel abgeben und raus zur Startaufstellung.



so langsam wird es voll, es dauert ewig, bis ich endlich bei der Abgabe der Läuferbeutel bin



Ein wenig überfordert waren die Helfer schon, da man ja immer erst kurz vor knapp der Beutel abgibt.



auf geht's raus in den Block und zwar ohne Langarmshirt.

19:00 Uhr Start

Als hätte ich es gewusst. Es regnet! Noch 10 Minuten bis zum Start. Schuhschnürrung checken, bisschen Wade und A-Sehne dehnen. Dann ist es soweit. Aus den Lautsprechern dröhnt "I like to move it" der Startschuss fällt.

Bisschen Gedrängel um die erste Kurve, vorbei am kleinen Parkplatz der Lux-Expo, durch den Kreisel und endlich mehr Platz zum laufen. Die ersten KM sind eher langweilig. Vorbei am RTL Sendezentrum, über das Kirchberg Plateau, Kirchberg Campus Gelände und vorbei an der Coque. Zum Glück hat sich der Regen schnell verzogen, zahlreich stehen hier schon die Zuschauer an der Strecke und heizen ein. Da ist es kein Wunder, dass man trotz guter Vorsätze schon mal ne Schippe drauflegt. So passiere ich die 5km Marke nach 21:51min. Also ein Schnitt von 4:22min/km. Weiter die in Bau befindliche Avenue John F. Kennedy hinunter auf die "rote Brücke". Ich höre schon die Menge toben am Roundpoint Robert Schuhmann. Jetzt wird es richtig geil! Es gibt wieder die Läufergassen. Nicht mehr so viele Absperrungen wie im letzten Jahr. Ja super! Teilweise wie bei den Bergetappen der "Tour de France"! Ich weis genau warum ich hier immer wieder laufe! Wegen diesem Publikum. Es ist einfach nur geil! Weiter durch den Stadtteil Limpertsberg. 10KM Messmatte, Uhr zeigt 43:19min. Ich bin sogar noch schneller geworden. Mein Schnitt ist inzwischen bei 4:20min/km. Aber ich laufe hier ja nicht zum ersten Mal und weis genau, dass man im 2.Abschnitt alles wieder nach oben laufen muß. Luxemburg ist nicht nur einer der schönsten Marathons, sondern auch ein Paradies für Laufbetrüger! Es gibt haufenweise die Möglichkeit Ecken und Kanten über die Bürgersteige trotz Markierungen abzukürzen. Ja sogar komplette kleinere Plätze kann man so einsparen. Als sich gerade mal wieder eine Möglichkeit ergibt geschätzte 20 Meter abzukürzen platz mir der Kragen. Der erste kürzt ab und die ganze Meute hinterher. Und das vor den Augen der Streckenposten. Ich bin nicht mehr zu halten bei solch einer dreisten Unsportlichkeit. "Ihr gehört doch alle disqualifiziert, Ihr Betrüger, da lauft Ihr nur den halben und seit noch nicht mal in der Lage 21km ehrlich zu finishen". Niemand sagt was, ein paar lachen nur. Ich werde diesen Lauf ehrlich beenden, diesen Selbstbetrug habe ich wirklich nicht nötig. Manchmal wird das sogar von den Zuschauern honoriert, und es gibt extra Applaus für die Fairness. Hatte ich nach ein paar Kilometern noch Probleme mit der linken Wade und den dazugehörigen Achillessehnenansatz, läuft es jetzt richtig rund. Keine Knieprobleme, alles gut. Außer der Kraft, die läßt jetzt merklich nach. Es fällt mir nicht mehr so leicht so locker zu laufen. Runter zum "Champ du glacis". Hier brennt echt die Luft. Mir kommt es so vor, als sei ganz Luxemburg an der Strecke. "Allez Fronk" höre ich es immer wieder. Die sind so geil hier in Luxemburg. Das ist niemals mit einem deutschen Städtemarathon vergleichbar! Weiter führt die Strecke durch den Stadtpark, ein ständiges auf und ab zehrt an den Kräften. Nun kommt der nächste Knaller. Die "Centre-Ville". Durch die engen Fußgängerzonen, vorbei an den begeisterten Zuschauern an den Absperrgittern. Jetzt die Qual der Wahl bei KM15, Halbmarathon oder Marathon. Na also, was für ne Frage. Rechts rum - Marathonstrecke, durch die Passage. Hier war doch immer der Schokoladenhändler mit den leckeren Sachem im Schaufenster. Aber diesmal gibt es hier nur Wurst zu sehen. Hier ist jetzt ne Metzgerei! Na damit kann ich nix anfangen. Noch ein bisschen durch die Innenstadt. Ich geniese nochmal die tolle Atmosphäre, denn jetzt kommt bald der etwas langweiligere Teil der Strecke. Noch einmal in den Stadtpark und dann raus in den Stadtteil Belair. Das ist jetzt nun wirklich ne blöde Streckenführung zwischen Neubaugebiet und halb fertigen Häusern. Es wird Zeit für das erste Gel. Über die Avenue Gaston Diderich geht es wieder zurück zum Stadtmitte. durch den Parc Ed Klein auf die Avenue Marie Therese. Es kommt der Halbmarathondurchlauf. 1:31:44 macht ne Pace von 4:21min/km. Wie in aller Welt kann ich dieses Tempo laufen? Ich hab doch am Mittwoch kaum noch die lockere 60min Jogging Runde hinbekommen. Aber jetzt geht es ja erst richtig los. Stadtteil Merl und Hollerich im Westen müssen erst mal gepackt werden. Immer wieder Zuschauer an der Straße mit kleinen privaten Partys. Teilweise wird hier Sekt und Wein zum Marathon schauen getrunken. Aber die Luxemburger lassen sich nicht lumpen. Immer wieder Anfeuerungsrufe. Meine Pace geht jetzt doch stark auf die 4:30min/km zu. Ich muß mich dagegen stemmen, versuche immer wieder an Läufern dranzubleiben. Aber ich muß feststellen, dass die Mitstreiter genauso abbauen wie ich. Am Ende überhole ich die meisten sogar noch. Wende bei KM23, über den Parc du Merl zurück zur Avenue Marie Therese. Vor mir liegt die Brücke "Pont d'Adolphe" da müssen wir rüber und dann kommt der Hammer "Tal de Petrusse". Also nochmal ganz locker entspannen. KM28 kommt. 4:40min habe ich für den letzten KM gebraucht. Noch 14 KM bis zum Ziel. Die Brücke ist geschafft. Ein paar Schleifen noch im Stadtteil Gare und dann geht's steil nach unten ins Tal de Petrusse. Diesmal versuche ich irgendwie so schonend wie möglich da runter zu kommen. Unten angekommen ist es sehr schwer wieder in Tritt zu kommen. Ich passiere die KM30 Marke bei 2:11:30. Das ist ein Schnitt von 4:23min/km. Auf weiter irgendwie muß ich das jetzt zu Ende laufen. Ich überhole Dietmar Mücke besser bekannt als "Pumuckl" der diesen Lauf selbstverständlich barfuß läuft. Das alles für die Aktion "Menschen für Menschen". Eine prima Sache! Wie macht der das bloß? Ich habe mir bereits mit Schuhen meine ganzen Knochen ruiniert. Unglaublich! Die Strecke steigt wieder an, jetzt wird es ganz brutal. Raus aus dem Tal de Petrusse. Wieder im Stadtteil Gare. Ich bin mittlerweile mit ner Pace von 4:50min/km unterwegs. Es geht fast nur noch stetig bergauf. Das macht mich total kaputt. Wende am historischen Bahnhof, nur noch ferngesteuert ist mein Lauf. KM34 kommt. Das muß doch irgendwie zu packen sein. Über die Brücke "Viaduc" rüber zur "Centre Ville". Wo bleibt nur der nächste KM Marker. Ich kipp hier gleich um. Was für ein gnadenloser Einbruch. Die nicht ausgestandene Erkältung rächt sich gnadenlos. KM35 passiert. Wenigstens mal wieder ne 4:47min/km. Volksfest auf dem "Place de la Constitution". Hier jetzt noch mal eine Runde drehen, dann in die Innenstadt. Die Stimmung wird mich hoffentlich aufheitern. Vorbei an der Kathedrale Notre Dame de Luxembourg, aber das nehme ich alles irgendwie nicht mehr wahr. Innenstadt, die Leute jubeln machen die Welle, rufen meinen Namen. Das treibt mich nach mal an. Ich muß jetzt irgendwie dran bleiben. Bloß nicht gehen, das wäre fatal. Los jetzt, reiß dich zusammen, rede ich mir immer wieder ein. Aber es sind ja noch über 6km zu laufen. Irgendwie schaffe ich es dank dem grandiosen Luxemburger Publikum denn Schnitt bis KM37 unter 5min/km zu halten. Aber jetzt befinde ich mich auf dem Anstieg zum Kirchberg. Jetzt geht es fast nur noch rauf. Diese lange Straße nimmt kein Ende. Es wird duster. Ich versuche alles zu mobilisieren. In meiner Verzweiflung greife ich sogar zu Cola am Getränkestand. Was für ein Fehler! Das Zeug liegt ja so schwer im Magen. Ich hätte es doch wissen müssen. Noch ein Problem mehr. KM39 kommt. Jetzt habe ich die 5min Grenze überschritten. Je 5:02min/km für die letzten beiden KM. Das war irgendwo klar. Nur noch durchkommen, die Zeit ist doch gar nicht so schlecht! Jetzt kommt nochmal die Ultimative Herausforderung kurz vor Schluss. Abzweig in die Rue Richard de Coudenhove Kalergi. Diese Straße hat jetzt ne gefühlte Steigung von 20%. Nur noch da rauf, der Rest geht dann von alleine! KM40 Schild ist nicht zu sehen, aber da müßte es doch stehen. Nun gut, die Uhr sagt Pace 5:15min im Augenblick. Es müßten noch 2km sein so wie ich das einschätze. Nur noch dieser Boulvard Pierre Frieden, dann bin ich an der Expo. 2km die sollten doch vorbei gehen. Jetzt kommen hier auch noch Autos gefahren und wir müssen die Spur wechseln. Was soll das denn jetzt? Jeder Meter ist doch jetzt zuviel! Ja endlich KM41 ist zu sehen. So jetzt mal schauen, 3:05:55. Sagen wir mal noch 6min für die letzten 1,2km. Weiter durchhalten, Über den Kreisel, das Expo Gelände liegt vor mir. Was für ein geiler Anblick. Vorbei am Parkplatz, noch diese Schleife, der Eingang des Messe Geländes kommt immer näher. Rein gehts, die Ehrenrunde noch unter Lightshow und lauter Musik. Ich hab es geschafft. Ich freue mich wirklich, aber irgendwie bin ich zu platt um jetzt großartig zu jubeln. Einfach nur noch finishen und ab zu den Fressständen! 3:11:53 meine Zeit. Das hätte ich vorher nie und nimmer gedacht. Unter diesen Umständen.
Im Zielbereich fange ich trotz Kälteschutz Tüte sofort an zu zittern. Also nicht lange rumlatschen. Läuferbeutel, duschen und dann futtern. Schnell noch ein paar Getränke genommen um den Wasserpegel wieder aufzufüllen, dann gleich in den Duschtruck.



ziemlich am Ende, aber dennoch Luxemburg ordentlich gefinished in 3:11:53



Bier wurde gesponsert von Karlsberg, aber irgendwie nicht so gut wie das übliche Erdinger.



Zum futtern wie immer alles da was Läufer/innen nach dem Marathon braucht



Der absolute Clou: Friseur Service für die Frauen mit föhnen, styling und allem was dazu gehört. Hätte mich fast angestellt, aber Schlage war zu lang!

Es war wieder geil in Luxemburg. Auch diesmal unter schwierigen Bedingungen.
Luxemburg ist und bleibt mein Favorit!

Bilder von Luxemburg selbst gibt es genug in meinen Berichten von 2010 und 2009