Sonntag, 30. Dezember 2012

34.Silvesterlauf Frankfurt



Was für eine Snapsidee zum Jahresende nochmal einen 10'er zu laufen. Warum hab ich mich dafür überhaupt gemeldet? Alles spricht gegen so einen Lauf.

- 9 Tage Lauftraining ohne Ruhetag (160km)
- angeschlagen vom Berg/Hügeltraining im Odenwald 2 Tage vorm WK
- allgemein schlechter Zustand wegen chronischer NNH-Probleme
- Training ist seit Jahren nur auf Langdistanzen ausgelegt
- 3 Jahre kein 10'er mehr gelaufen, mal abgesehen von einem Test 10'er im jogging Tempo nach Verletzung.
- ICH HASSE DIESE DRECKS KURZSTRECKEN!!!!

Naja hilft ja nix. Auf nach Frankfurt. Gefrühstückt habe ich ganz normal. 2 Brote mit Honig und Ei, Joghurt mit Müsli. Kann ich ja noch locker alles verdauern. Start ist eh' erst um 12 Uhr. Der Lauf findet in der unmittelbaren Umgebung der Commerzbank Arena, Spielstätte der Frankfurter Eintracht, statt. Es gibt ausreichend Parkmöglichkeiten. Sehr gut ist alles organisiert. Trotz proppenvoller Wintersporthalle keine hektig bei der Startnummernausgabe.

Für gerade mal 10Euro in der Voranmeldung, bekommt man hier eine Startnummer mit eigenem Namen, vermessene 10k Strecke, Chipzeitmessung von Mika-Timing und ausreichend Zielvepflegung so wie man es von Marathonläufen her kennt.



Commerzbank Arena



proppenvolle Wintersporthalle



Fertig zum Start



Kurz warmlaufen und ab in den Startbereich

Start 12:00Uhr

Die Elite Läufer werden zwei Minuten vorher losgelassen. Kurz darauf kommt das Hauptfeld mit Zielzeit 35-45 Minuten. Ehrlich gesagt hab ich keine Ahnung was ich hier laufen kann. In erster Linie will ich keine Verletzung riskieren. Das Trainingsprogramm, insbesondere der Berg/Hügellauf vor 2 Tagen steckt mir extrem in den Beinen. Vielleicht so knapp unter 42 Minuten, das wär schon echt ok.

Los geht es. Die breite Straße in Richtung Bahnhof Sportfeld runter. Es gibt erstaunlicherweise genug Platz zum laufen. KM1 in 3:55min, was für ein Tempo. War ja auch leicht abschüssig auf den letzten Metern. Das werde ich nicht durchhalten können. Unter der Bahn durch, gleich wieder links. Ganz leichter Anstieg aber ich bleibe im Feld, kann sogar noch überholen. KM2 in 4:01min. Überquerung der A5, ich versuche das Tempo zu halten. Ist das brutal! Warum bin ich bloß so schnell angegangen. KM3 in 4:03min zeigt dass ich nachlasse.

Einmal unter der Bahn durch dann ein Ansteig über die Bahnlinie. Das kostet Kraft aber ich versuche dranzubleiben. KM4 in 4:00min ist wieder etwas besser. Die Strecke wird abschüssig. Ich komme richtig in Fahrt. Irgendwie läuft das jetzt. Die Beine spielen trotz Müdigkeit gut mit. Abzweig nach links, die 5km Messmatte kommt. 3:50min für KM5 und 19:49min gesamt. Ja geht da vielleicht ne Zeit unter 40min?

Weiterlaufen, es sind nur noch 5km. Aber das hier sind keine 5km eines Marathons, sondern 5 knüppelharte KM am Anschlag. Weiter geht es an den ausläufern vom Stadtteil Goldstein entlang. KM6 wieder etwas langsamer in 4:02min. Also nur noch 9 Sekunden Vorsprung auf die Sub40. Das wird verdamt eng, aber ich kann es schaffen. Der Ansteig nach KM7 wird es zeigen. Also nochmal alles reinhängen.

KM7 in 3:54min super! Dranbleiben, ich pack das heute! Wieder unter der A5 durch, dann Abzeig rechts. Hier stehen auch ein paar Zuschauer und feuern an. Man kann den Anstieg schon sehen. Mal sehen was ich an Zeit hier liegenlasse. Mit kleinen kurzen Schritten rauf. Ich kann sogar noch ein paar Mitstreiter überholen. Geht doch eigentlich! Die Kuppe ist erreicht. Abzweig links KM8 Marker mit 4:07min. Gsamtzeit bei 31:52. 8 Sekunden noch auf die Sub40.

Das muß ich jetzt durchziehen! Noch 2km Zähne zusammenbeißen. Puls ist auf 173 (96%) das ist ok für den Schlussspurt. Nocheinmal unter der Bahn durch. KM9 Marker kommt. 3:53min Wahnsinn. Ich bin ganz kurz davor ne Sub40 zu laufen. Und das alles ohne spezielles 10'er Training und schweren Beinen. Jetzt steigt die Strecke an. Ich verliere an Geschwindigkeit. Eine 4:14min müßte ich minimum laufen für km10, um unter der 40'er Marke zu bleiben. Das zieht sich hier. Ich gebe alles, mir wird übel. Da muß ich jetzt durch! Der Forerunner zeigt eine Pace von 4:22. Das reicht nicht! Endlich in der Ebene angekommen, ziehe ich nochmal an. Alles was geht. Das Ziel kommt näher. Die Uhr steht noch locker unter 40min. Nicht nachlassen. Weiter durchziehen. Der Zielbogen kommt. Ja! 39:46min! Geschafft!

Na das hat sich doch geloht hier zu starten. Eine Zeit unter 40min. Das mag jetzt für viele ein bisschen merkwürdig klingen, aber für mich ich eine 10'er Zeit unter 40min saugut. Ein schöner Abschluss für 2012.



Top Zielverpflegung



super! 39:46min. Schöner Jahresabschluss

Sonntag, 9. Dezember 2012

13.Siebengebirgsmarathon



Tja, so kann‘s gehen. Da setzt man alles dran um den Twistesee Adventsmarathon zu laufen. Immer weiter im Training trotz andauernder Probleme mit chronischen NNH Entzündungen. Dienstags vorm Twisteseemarathon noch den üblichen 3x1500 Intervall im Marathontempo absolviert. Doch dann mittwochs 3 Tage vorm Wettkampf ist endgültig Schluss. Der Kopf drückt, Schwindel, mir ist kotz übel. Donnerstags zieht mich der Arzt aus dem Verkehr. Das war’s mit Bad Arolsen. Schade! Und ich hatte mich so darauf gefreut. Ganz besonders ärgerlich, da auch ein Treff mit Laufkumpel Eckhard aus dem Osnabrücker Land geplant war.
Aus und vorbei! So wie es aussieht gibt es für mich kein Marathon mehr in 2012 zu laufen.

Was gibt es wohl besseres gegen Kopfschmerzen, Übelkeit und Schwindel. Ein bisschen locker joggen hilft da immer. So 16km, Di 13km, Mi 14km und Do 14km im Tempodauerlauf. Tagsüber auf der Arbeit geht es mir noch ziemlich schlecht, aber beim laufen fühle ich mich doch relativ gut. Der Puls zeigt auch normale Werte. Ich hab da so ne fixe Idee………..Am Sonntag ist der Siebengebirgsmarathon. Es gibt noch genug Startplätze für Nachmelder, da die Wettervorhersage mit Schnee und Schneeregen viele Starter/innen abschreckt.

Ich machs! Samstags der letzte Test über gut 10km bei realen Bedingungen auf dem komplett zugeschneiten Kühkopf. Schon mal die Sachen gepackt und den Wecker auf 4:30Uhr gestellt. Schneewarnungen werden ausgegeben, somit ist es besser frühzeitig zum Siebengebirge loszufahren.

Sonntag 9.12.2012

4:30Uhr, raus aus dem Bett. Gemütlich frühstücken. 2 Brötchen mit Banane, Honig, Ei und ein Joghurt. Um 6:00Uhr geht die Fahrt nach Aegidienberg/Siebengebirge los. Somit habe ich noch 3 Stunden Zeit. Bis 9:00Uhr kann man noch nachmelden. Zuerst läßt es sich auf der schneebedeckten A3 noch halbwegs gut fahren, doch nun kommt noch heftiger Schneefall dazu. Es wird zur
Rutschpartie. Jetzt heißt es erst einmal ganz locker bleiben und irgendwie heil in Aegidienberg ankommen.

Geschafft! Kurz nach 8Uhr bin ich im Bürgerhaus von Aegidienberg. Die Halbmarathonies machen sich schon mal startklar. Ich fülle die Unterlagen für die Nachmeldung aus und trinke noch gemütlich einen Kaffee. Das Orga Team weist nochmal ausdrücklich darauf hin, heute die Sicherheit und Gesundheit in den Vordergrund zu stellen. Die Strecke ist komplett mit Schnee bedeckt, und im Siebengebirge könnte man ja sowieso keine Bestzeiten laufen. Ein Verkaufsstand mit Trailschuhen und 30% Nachlass findet logischerweise reges Interesse.



Nachmeldung kein Problem. Ganz im Gegenteil, man ist froh dass trotz verschneiter/vereister Straßen noch ein paar Verrückte mehr den Weg zum Siebengebirge gemacht haben



nur kucken nicht anfassen! Erst mal laufen, dann gibt's auch ne Medaillie



Nach der Rutschpartie auf der Autobahn erst mal in aller Ruhe einen Kaffee.



Findet heute reges Interesse.Trailschuhe 30% günstiger

Die Halbmarathonies begeben sich zum Start. Das Bürgerhaus füllt sich jetzt so langsam mit den Marathonläufer/innen. Fast überall sieht man Trail Schuhe. Mit normalen Laufschuhen ist man heute Außenseiter. Also wenn ich mir so diese Schuhe ansehe, dann könnte man gerade meinen einige wollten heute noch das Matterhorn erklimmen. Ich hab ja sowieso keine andere Wahl. Ich entscheide mich für den Asics DS „Trailer“ 17. Mein derzeitiger Standard universal Marathon Schuh für alle Untergründe.

Ein letzter Check draußen im Freien. Es ist arschkalt, Schneeregen kommt vom Himmel. Ich ziehe nun doch noch eine leichte Laufjacke drüber. 3 Schichten also. So bin ich schon lange nicht mehr einen Marathon gelaufen. Aber heute ist es wohl besser so.
Noch einmal mahnt der Veranstalter zur Vernunft. Lieber langsam und vorsichtig laufen, als verletzt irgendwo auf der zugeschneiten Strecke auf den Krankenwagen zu warten.
Dann mal los. Der traditionelle Fußmarsch zum Startplatz läßt schon mal erahnen, was da heute auf 42,2km/ca.800Hm auf uns zu kommt. Bisschen Gelaber noch vorm Start und dann geht es endlich los.



Vorbesprechung zum Marathon - Vorsicht beim Laufen im zugeschneiten Siebengebirge hat heute höchste Priorität



noch umziehen und dann raus zum Startplatz

10:00Uhr Start:

Ich starte aus der 3. oder 4. Reihe. Versuche gleich mal ein bisschen weiter nach vorne zu kommen. Jetzt nicht steckenbleiben bei all den vorsichtigen Schnee-Genußläufern. Einen Schlenker um die Pferdekoppel, dann auf die zugeschneite Hauptstraße durch Aegidienberg. Bisschen aufmunternder Applause von vereinzelnden Zuschauern. Vorbei am Aegidiusplatz, dann gleich nach links. Etwas abschüssig der Weg, da wird man automatisch schneller. Die Glocken der Kirche läuten. Wie immer hier beim Siebengebirgsmarathon. Ist das nur für uns, oder geht der Gottesdienst jetzt los? Die Strecke biegt ab in den Wald. Zum ersten Mal leicht ansteigend. KM2 Marker kommt. Pace 4:19min/km. Viel zu schnell! Erst mal langsamer werden! Das denken sich wohl auch die anderen, denn einige Läufer lassen hier bereits deutlich nach, um scheinbar die Kräfte für die weiteren 40km im Schnee einzuteilen. Trotz drosseln meiner Pace, wird einer nach dem anderen einkassiert.
Am Ende der Steigung kann man erst mal verschnaufen. Allerdings führt der Weg kurzzeitig über das freie Feld und somit bläst Schnee und Wind ins Gesicht. Gute Wahl mit den drei Schichten! Das ist heute die beste Option.

Kleine Verwirrung bei den Mitstreitern, wo geht’s lang? Rechts rum! Passt schon! Trotz den extremen winterlichen Verhältnissen ist die komplette Strecke sehr gut gekennzeichnet. KM3 Marker mit 4:50min/km abgedrückt. Wieder folgt abschüssige Strecke. Der Belag ist halbwegs griffig und ich nehme vorsichtig Geschwindigkeit auf. KM4 mit 4:01min sehr schnell. Noch eine Kurve und vor mir liegt ein malerisches eingeschneites Tal. Obwohl mein letzter Start hier 3 Jahre zurück liegt, kommt es mir vor als wäre ich hier gestern erst gelaufen, so vertraut erscheint mir die Gegend. Ich bin glücklich hier zu laufen, auch wenn das noch ne ganz krasse Nummer wird. Vergessen sind die Probleme der letzten Wochen, die bittere Absage des Twisteseemarathons. All das ist weit weg, ich bin auf der Strecke und fühle mich gut. Weiter durch die verschneite Winter Landschaft. Scharfe Wende, leichter Anstieg. Guter Blick auf das herankommende Läuferfeld. Noch einmal kurz entspannen, denn jetzt gilt es. Der erste ernst zu nehmende Anstieg ca.30hm auf 500Meter Strecke. Das klingt zwar noch nicht so schlimm, aber es ist der Anfang einer fast ständigen Steigung bis ca. KM9,5.

Kleine, kurze Schritte rauf. Puls klettert bis auf 172 (95%). Noch einen Läufer überholt. Nicht nachlassen, gleich ist das erste Zwischenplateau erreicht! Oben angekommen gibt es zur Belohnung den Versorgungspunkt 1. Ich greife erst mal zu Tee. Ein kurzes Stück in der Ebene zur Erholung bleibt noch, dann steigt die Strecke auch gleich wieder an. Vor mir ein paar Läufer fixieren und immer schön dranbleiben. Mit Schnittpace 5:24min/km und Puls 166 (92%) die nächste Etappe zur Löwenburg rauf. Ab und zu den Blick links den Hang runter zeigt neben der verschneiten Landschaft, auch die zurückgelegten Höhenmeter. Immer näher kommt die nächste Läufergruppe. Kurz vor dem Versorgungspunkt 2 unterhalb der Löwenburg ziehe ich an der Gruppe vorbei.

Weiter im Takt zum vorläufig höchsten Punkt der Strecke am Lohrberg. Der Untergrund mit Schnee ist nicht gerade komfortabel zu laufen, aber ich komme doch ganz gut zurecht damit auch ohne Trailschuhe. Einzig die nassen Füße sind unangenehm. Wieder schließe ich zu 2 Läufern auf. Einer wird überholt, mit dem anderen komme ich ins Gespräch. Wir labern und labern. Da vergisst man die Anstrengung vom anstieg. Alles geht wie von selbst und schon haben wir die höchste Erhebung passiert. Den 10km Marker passiere ich bei 47:10 Minuten. Mal vergleichen zu 2008(49:03) und 2009(44:47). Top Zeit unter den heutigen Bedingungen würde ich mal sagen!

Die nächsten 2km kann man wieder verschnaufen. Es geht runter. Aber Vorsicht! In den Ausläufern vom Örtchen Lahr ist es erfahrungsgemäß sehr glatt im Gefälle. Trotzdem bleibt die Pace für diesen Teil mit 4:20min/km schnell. Quasi „von Hinten“ kommen wir jetzt wieder ansteigend an den VP(Verpflegungspunkt) unterhalb der Löwenburg heran. Viele Läufer/innen kommen uns jetzt erst vom VP entgegen, müssen noch den ganzen Abschnitt Lohrberg hinter sich bringen. Am VP einmal komplett um die Löwenburg rum. Mein Mittstreiter hat Trailschuhe an und da muß ich doch jetzt echt mal fragen, ob das tatsächlich was bringt. „ja und ob! Das ist super! Keine nassen Füße, da Gore Tex, im Schnee sehr griffig usw. Trotz meinen stink normalen DS Trainer 17 Schuhe, übernehme ich erst mal die Pace am nächsten Anstieg. Der Abstand vergrößert sich und ich denke schon, dass ich ab jetzt wohl wieder alleine laufen muß, aber kurz vor Ende der Löwenburg Umrundung kommt der Laufkollege mit den Trailschuhen wieder angesprintet und schließt auf. Na super, da können wir ja wieder weiter quatschen!

Unterhalb der Löwenburg haben sich ein paar Kinder versammelt und sausen mit dem Schlitten hinunter. Wir haben ebenfalls über 2km mit extremem Gefälle. Es ist genau die gleiche Strecke welche wir uns von KM5,5 bis 8,5 rauf gequält haben. Schnell erreicht man hier ne Pace von unter 4:00min/km. KM um KM wird gelaufen. Weiter im Gespräch kommt heraus, dass mein derzeitiger Laufpartner ne Marathonbestzeit von 2:38 zu bieten hat! Wahnsinn! Gelaufen dieses Jahr in Hannover. Da frage ich mich allerdings, warum er mir nicht davon zieht? Nach KM18 kommt VP4 und ich versäume es hier ein Gel zu nehmen. Wie dumm! Nächster VP ist meines Wissens erst bei ca.KM25. Zu spät!

Über die Bundesstraße L144 rüber, steigt auf der anderen Seite die Strecke wieder an. Zwei weitere Läufer kommen ins Blickfeld. Ein Streckenpostet ruft uns zu: „Platz 12 und 13“. Ja super! Da geht heute was! Das motiviert! Ich nehm das Heft hier jetzt in die Hand. Auch auf die Gefahr hin dass mich der 2:38 Läufer später zersägt. Ich ziehe davon, und gleichzeitig kassiere ich den nächsten Läufer ein. Platz 11 schon mal! Abzweig nach links. Ein paar hundert Meter wieder im Gefälle. Ganz weit vorne sehe ich Platz 10 laufen. Mal sehen ob ich da rankomme. In der Ebene angekommen. Neben der Straße geht es über einen Parkplatz wieder rein in den Wald. Extremer Anstieg, für mich das brutalste Stück des ganzen 7G Marathons, kurz vorm HM Durchlauf. Auch der Schneefall wird immer schlimmer.

Ich bin dran am nächsten Läufer. Abwartend stapfe ich hinter ihm die Steigung rauf. Das erinnert jetzt so ein bisschen an Szenen eines Langlaufes. Ja quasi fast synchron sind unsere Bewegungen. Nur die Ski fehlen noch. Jetzt ergreife ich die Chance! Ich ziehe vorbei! Gleich ist die Steigung gepackt dann kann ich mich davon erholen. HM Durchlauf bei 1:39:00 und Platz 10, wenn das stimmt was der Streckenposten gesagt hat. Mal sehen wie ich das durchhalten kann. Das hohe Tempo hat natürlich im Schnee viel Kraft gekostet. Die HM Zeit ist im Vergleich zu 2008 (1:41:14) und 2009 (1:33:24) sehr gut. Erfahrungsgemäß ist der 2. Abschnitt im Siebengebirge jedoch etwas langsamer. Aber mal sehen. Evtl. kann ich hier unter 3:20 bleiben.

Erst mal ganz locker bleiben, nicht umdrehen und irgendwie wieder zu Kräften kommen nach dem Anstieg zu HM Durchlauf. Das Gefälle kommt mir sehr entgegen. Relativ schnell geht der Puls wieder von 176 auf 152 runter. Das wird aber nicht lange so bleiben, denn schon stehen die nächsten Steigungen auf dem Programm. Ich denke jetzt erst mal nur bis zum nächsten Versorgungsstand. Hier muß jetzt unbedingt die Gelaufnahme erfolgen. Die Anstiege sind hart, aber nicht so lange. Somit gibt es immer wieder gute Gelegenheiten um sich wieder zu erholen. Plötzlich vernehme ich ein stapfen im Schnee. Ein Läufer von hinten! Den hatte ich doch bei KM19 überholt! Der hat sich scheinbar die Kräfte besser eingeteilt. Tja! Dumm gelaufen. Hab ich’s doch wieder verrissen? So ein Mist! Wir plaudern kurz, und es stellt sich raus, dass er wie ich in der AK40 läuft. Das ist jetzt fatal und gleichzeitig für mich der Ansporn doch nochmal alles zu geben! Ja und tatsächlich, am Getränkestand bei KM24 liege ich wieder vor ihm. Auch das Gel hab ich endlich reingedrückt. Somit kann ich mich wieder voll und ganz auf die restlichen 18km konzentrieren.

Den Läufer habe ich wohl tatsächlich abgeschüttelt und schon kann man im Augenwinkel ganz vorne den nächsten sehen. Da läuft Platz 9. Das geht jetzt alles Schlag auf Schlag. Schon wieder ein KM Marker passiert. Die 26. Also noch 16km. Die Pace schwankt von 4:20 bis 5:00min/km so unterschiedlich sind jetzt die Streckenabschnitte. Auch der Platz 9. Läufer rückt immer näher in mein Sichtfeld.

Bei KM27 erfolgt der Abzweig links in die Matschpampe. Hier ist es schwierig zu laufen. Aber das ist ungefähr ein KM dann ist auch dieser Teil vorbei. Außerdem müßte danach ja wieder ein Versorgungspunkt kommen. Ich habe Durst! Jetzt stehen da auch noch Pferde mit Reitern rum. Die werden doch nicht auf unsere Laufstrecke einbiegen? Ein Glück die warten bis wir vorbei sind. Das hätte jetzt noch gefehlt, auf dem ohnehin schon fast zum Trampelpfad geschrumpften Weg. Der Querweg ist in Sicht. Das wars! Auch dieser Teil ist erledigt! Ich bin fast dran am Platz 9.

Wieder etwas griffigerer Belag, VP6 kommt. Ich schnappe eiskaltes Wasser. Platz9 lässt sich Zeit am VP und ich kann auch dieser Läufer erstmal überholen. Kaum mehr Schuhspuren zu sehen im zugeschneiten Laufweg. Einsam ziehe ich davon durch die weiße Idylle des Siebengebirges. KM29 kommt und 5:10min steht auf der Uhr, aber da kann man heute echt nichts drauf geben. Das wurde ja bereits bei der Vorbesprechung im Bürgerhaus vom Orgateam angekündigt, dass die KM Marker unter Umständen schon bis zu 100m davor, oder hinter dem tatsächlichen KM stehen können. Jedoch sollte spätestens bei den etwas schnelleren Läufer/innen alle 6min ein Marker zu sehen sein, denn sonst ist man wohl falsch abgebogen. Und genau das macht mir jetzt etwas Kopfzerbrechen. Ich weiß noch aus den Läufen von 2008/2009, dass hier in diesem Bereich doch endlich der Abzweig nach links kommen müßte. Die Wege sind inzwischen so zugeschneit, man kann das jetzt echt nicht mehr genau deuten.

Puh! Alles richtig gemacht, da ist die „30“ und gleich danach der besagte Abzweig nach links. Hatte man auf diesem Teilstück in den vergangen Jahren einen herrlichen Ausblick auf die Landschaft, liegt heute alles im Nebel und Schneefall. Die Laufspuren sind zugeschneit. Ständig wechsele ich von einer Seite auf die andere. Es ist aber überall genau so beschissen zu laufen. Mal die Zeit checken. 2:20:55 bei KM30, also Schnittpace 4:41min/km im Schneechaos. Wahnsinn! Das ist doch sau gut! 12km noch zu gehen. Wenn ich dran bleibe dann kann ich unter 3:20 im Bürgerhaus einlaufen. Da kommt die „31“, 4:32min für den letzten KM gebraucht. Weiter so!

Immer beschwerlicher wird der Weg. Noch gut einen Kilometer, dann beginnt der 2. lange Anstieg des Siebengebirgsmarathons. Also nochmal diese letzen Meter in der Ebene nutzen um Kraft zu tanken. Aber hier ist nix mit ausruhen. Viel zu tief der Schnee, als ob man hier noch locker laufen könnte. KM32 ist erreicht. 3:55min steht auf der Uhr. Das können wir heute komplett vergessen mit den KM Zeiten. Nie und nimmer laufe ich hier eine Zeit unter 4min/km. Die Schilder sind wirklich nur Hinweise dass man sich noch auf der Laufstrecke befindet. Jetzt geht es los. Sie Strecke steigt an und zusätzlich sind die Laufspuren jetzt komplett zu. Das kostet extrem viel Kraft und wenn das so weiter geht dann kann ich mit ner Zeit unter 3:30 im Ziel schon zufrieden sein.

Irgendwie muß ich da jetzt durch! Ein bisschen neidisch auf die Läufer/innen mit Goretex wasserdichten Schuhen bin ich jetzt doch. Alles schwimmt im Schuh, dazu kommen tiefgefrorene Zehen. Durchhalten! Du bist so gut dabei! Jetzt nicht verzweifeln, den anderen geht es genauso beschissen, außer dass die Laufspuren evtl. mehr platt getreten sind. KM33 in 5:33min/km glaube ich diesmal sofort! VP7 und der Abzweig nach rechts kommt. Wasser geschnappt mit Eiswürfeln drin! Das wäre nun wirklich nicht nötig gewesen! Mistkram, jetzt verschlucke ich mich auch noch an dem Zeug! Na wenigstens ist die Strecke trotz Anstieg wieder etwas besser zu laufen.

Ich höre hinter mir Stimmen von Verpflegungspunkt. Sind das die nächsten Läufer? Wahrscheinlich schon! Nicht umdrehen! Ich muß mein Ding jetzt durchziehen. Das sind jetzt noch gut 2km langgezogener Anstieg, da muß ich jetzt nochmal alles mobilisieren, dann kann der Rest von 6km bis nach Aegidienberg nur mehr oder weniger Formsache sein. Vor mir eine Gruppe von Spaziergängern. Die lachen und haben richtig Spaß. Sieht so aus als hätten die Glühwein dabei! Auf jeden Fall feuern die mich an, und das kann ich jetzt gut gebrauchen.KM34 mit 4:47min ist der Hammer. Also von Einbruch kann ich hier nichts erkennen! Weiter im Takt, es sind nur noch 8km!

Dieser Teil der Strecke zieht sich bekanntlich ewig. Aber wenigstens sorgen ein paar Spaziergänger ab und zu für ein bisschen Abwechslung und Aufmunterung. KM35 kommt. Mal sehen. 4:51min/km und Gesamtzeit bei 2:44:34. Noch mal 30hm sind zu überwinden bis KM36. Wo bleibt nur der Abzweig zum finalen Anstieg? Immer weiter! Nur noch 7km, und höchstens einer bis zum höchsten Punkt der Strecke. Immer mehr Spaziergänger sind nun ebenfalls auf der Strecke. Abzweig kommt und Vorsicht! Hier rodeln Kinder die Strecke runter. Für solche Manöver fehlt mir jetzt echt die Kraft. Da ist er der finale Anstieg. Und außerdem kann ich ganz weit vorne noch einen Läufer erkennen. Aber ich glaube da komme ich nicht mehr ran.

Ich krieche den Weg hinauf. Auf jetzt! Gleich ist es geschafft. Zusammenreißen! Kurve nach links, man kann die Kuppe schon sehen. KM36 in 5:30min/km ist für diesen Teil echt ok. Die Strecke ist wieder halbwegs eben. Das wars! Obwohl, da kommt noch so ein kleiner Anstieg kurz vor Himberg. Aber das ist doch ein Klacks gegen das hier. Nur noch 6km das werde ich packen! Und wie! Einmal unter den ersten zehn beim Siebengebirgsmarathon….. Hallo! Nicht träumen! Kämpfen! Weiter geht’s. Am Ende kommen da ein paar von hinten und alles war nur für die Galerie! KM37 Marker. 4:25min für den letzten KM in der Ebene. Da kann ich jetzt im Gefälle noch einen draufsetzten. Die Strecke schießt nach unten. Ich nehme ordentlich Fahrt auf. Der Läufer vor mir kommt stetig langsam näher! Den pack ich auch noch wenn das so weiter geht. Aber vielleicht legt er nochmal zu wenn ich näher komme? Der Abstand wird immer kleiner. Ich bin fast dran. VP8 kommt. Wie immer im vollen Lauf den Becher geschnappt und vorbei bin ich. Platz 8! Aber jetzt hat er es gemerkt, vielleicht dreht der nochmal auf. Deshalb gar nicht zurück schauen. Einfach weiter, alles was geht. Aber mit Hirn und Verstand, denn noch sind hier über 4km bis ins Ziel.

KM38 kommt. Uhr steht auf 2:59:41. Ich kann es sogar packen unter 3:20 zu finishen. Weiter im Gefälle. Uhr zeigt ne Pace von 4:20min/km. Ich kann hören, dass mir noch jemand in Nacken sitzt. Also keinen Grund hier langsamer zu werden. KM39, nur noch 3km! Ich kann den Abzweig sehen, da geht es nochmal rauf. Das ist die letzte Herausforderung. Hier wurde ich 2009 nochmal überholt. Aber heute weiß ich Beschied was da noch kommt. Also los, kleine Schritte hoch. Tempo halten. Zähne zusammenbeißen. Das ist gleich vorüber! Ein Stück noch und die Strecke ist wieder eben. Alle Verfolger sind auch nach diesem Teil noch hinter mir. Da ist Himberg und das KM40 Schild. 3:08:19 auf der Uhr.

Weiter geht es auf dem Bürgersteig. Hier ist eine Matsch Papp Sülze aus Schnee und Dreck. Extrem rutschig und kräftezehrend. Hier könnten jetzt die Trailschuhe wirklich weiterhelfen. Aber die 2km schaff ich jetzt auch noch in meinen Standard Schläppchen. Über die abgesperrte Straße weiter in die Seitengasse. Der Bodenbelag bleibt scheinbar so bis ins Ziel. Zum Glück ist es nicht mehr weit, denn das laufen mit Tempo ist jetzt ist Schwerstarbeit. Über die Straße weiter nach Aegidienberg. KM41 mit 4:19min/km ist der Hammer auf diesem Boden. Vorbei am Startplatz von heute Morgen. Rein ins Ort. Nur noch ein paar hundert Meter. Keiner direkt hinter mir. Stur laufe ich mit dem letzten was geht weiter. Die Lichter von Aegidiusplatz sind in Sicht. Vorbei an den paar Geschäften dann Abzweig rechts zum Bürgerhaus. Uhr auf 3:17, das gibt sogar nochmal ne Wahnsinnszeit. „Vorsicht, weg da, Läufer kommt!“ rufe ich, denn der Eingang zum Bürgerhaus ist ganz schön belagert. Rein ins Bürgerhaus auf dem roten Teppich. Ich hab’s gepackt! 3:17:29 meine Endzeit und Platz 7 wie mir gleich einer vom Orgateam mitteilt. Ja da hab ich doch scheinbar noch einen überholt und hab’s nicht mal gemerkt. Egal wie! Ich bin einfach nur glücklich und genieße den Augenblick. Letzte Woche noch krank, Twisteseemarathon abgesagt und jetzt 7. vom Siebengebirgsmarathon. Für mich ist heute schon Weihnachten!



es ist vollbracht, die letzten Meter ins Bürgerhaus



keine Ahnung wie ich das unter diesen Bedingungen hinbekommen habe, 3:17:29 und Platz 7 gesammt. Da ist die Freude groß

Weiter ins Foyer zu den fress und sauf Ständen. Hier gibt es ne super Gemüsesuppe, absolut vegetarisch, wie man mir versichert. Ich hau gleich mal 3 Becher weg. Mann so leckere Gemüsesuppe hab ich schon ewig nicht mehr getrunken. Nach einem Marathon schmeckt eben einfach alles super! Ein Brötchen und bisschen Studentenfutter noch für den Weg zu den Duschen ins Aegidienberger Hallenbad.



Total leckere Gemüsesuppe wärm und aut wieder auf



Frisch gesträrkt mit Gemüsesuppe gleich mal mit anderen Finishern den Marathon analysieren.

Frisch geduscht und mit trockenen Schuhen schaue ich nochmal im Bürgerhaus rein. Die Ergebnislisten hängen aus. Tatsächlich Platz 7 gesamt und sogar 3.Platz in der AK40. Wieder mal ein weiteres schönes Marathonerlebnis im Siebengebirge. Ein dickes Lob an die Tri-Power Rhein Sieg. Hier wurde trotz der extremen Bedingungen alles versucht um diesen Lauf so professionell wie immer durchzuziehen. Nicht zu vergessen, die ganzen Helfer an der Strecke, welche trotz eisiger Kälte und Schneefall immer gut drauf waren. DANKE Tri Power Rhein Sieg! Das war wieder Marathon vom feinsten!

Sonntag, 11. November 2012

40.Herbstwaldlauf 50km Bottrop



Vorbereitung:

Ich bin hin und her gerissen. Soll ich nochmal ein 50’er Marathon in diesem Jahr zu laufen? Bottrop wäre der 4 Marathon in 6 Wochen, oder der 6 Marathon in 11 Wochen. Ich mach‘s!
Wie schon in den Wochen zuvor, genau 2 Wochen Zeit zur Erholung und weiteres Training.

Erste Woche nach Frankfurt Marathon 75km - 2x Dauerlauf, 1xJogging, 1xTempolauf 13km @4:36min/km, 1xLanger Lauf 21km bei strömenden Regen viel zu schnell in 4:51min/km.
Zweite Woche - Dienstag 16km in 4:59min/km, Mittwoch locker 16km in 5:36min/km.
Freitag 10km in 5:21min/km. Das war der letzter Test mit üblichem Marathonschuh Asics DS Trainer 16. Der Schuh ist platt. Es hatte sich ja schon beim Frankfurt Marathon abgezeichnet, aber ich dachte es geht noch mal. Nein, damit kann ich unmöglich einen 50km Ultra durchlaufen. Nach 13 Marathons und zig Trainingskilometer ist das zu mindestens für die Wettkämpfe keine Option mehr. Da muß ich mir noch was überlegen.
Freitagabend nach dem Bundesliga Fußball Mainz 05 – 1.FC Nürnberg sogar 2 Weizenbiere getrunken. Irgendwie halte ich mich nicht mehr an die Regel: „eine Woche vorm Marathon, kein Alkohol und keine Schokolade“ .
Samstag dann außerplan nochmal 7km im Regen gelaufen, um eine passende Schuh Alternative zu suchen. Die Wahl fällt auf den Nachfolger Asics DS Trainer 17, von dem ich im Training eigentlich noch nicht so überzeugt war. Aber jetzt habe ich keine andere Wahl mehr.

Sonntag 11.11.

3:00 Uhr in der Nacht. Der Wecker klingelt. Nicht richtig ausgeschlafen, packe ich die restlichen Sachen in die Tasche. Ein Brötchen und ein Joghurt reingedrückt. Dazu drei Tassen Kaffee schnell abgebohrt. Weitere 3 Brötchen mit Käse nehme ich mit auf die Fahrt. Der Toilettengang klappt um diese Uhrzeit noch nicht. Das muß ich dann unterwegs erledigen.
Ganz gemütlich die fast 300km nach Bottrop gefahren. Um 7:30Uhr bin ich auf dem Gelände von Bergwerk Prosper Haniel. Hier befindet sich Start/Ziel und alles was dazu gehört. Überall fleißige Helfer in den Shirts vom Herbstwaldlauf. Kaum zu übersehen, dass es sich in diesem Jahr bereits um die 40.Ausgabe dieses Kultlaufes handelt. Zu der Startnummer gibt es diesmal ein sehr schönes Halstuch vom Herbstwaldlauf und eine aufwendige Broschüre zum Lauf.



Pünktlich um 7:30Uhr bin ich auf dem Gelände von Prosper Haniel



Zur Startnummer gibt es Halstuch und ein aufwendiges Heft zum 40.Herbstwaldlauf



wie immer lecker Kuchentheke



zum 40.Herbstwaldlauf gibt es für 15€ das Laufshirt

Ich trinke noch ein Kaffee und denke über die Kleidung nach. Es sind um die 9° Grad, kein Regen, bisschen frisch, und wärmer wird das heute auch nicht mehr. Ich laufe in kurzer Hose, dünnes langarm Shirt, Laufshirt drüber und Halstuch. In die Taschen stopfe ich mir 3 Gels für unterwegs. Nochmal aufs Klo, aber irgendwie klappt das heute nicht richtig. 3 Uhr aufstehen, das hat mich total aus dem Rhythmus gebracht. Das sind keine guten Voraussetzungen. Leicht aufgebläht und etwas unwohl stehe ich um kurz vor 9Uhr an der Startline. Der Veranstalter gibt noch die Hinweise, für die langsameren Läufer/innen doch bitte rechts zu laufen, damit die Schnelleren ohne Probleme vorbeilaufen können. Der Abschnitt von KM20-28 kann sehr eng werden, da hier zeitversetzt auch die 6,8km, 10km und 25km Läufer/innen die Strecke mit benutzen. Ich habe mich recht nah an der Startline postiert, dass ich erstens gleich mein Tempo laufen kann, und zweitens läuft in Bottrop die Uhr mit dem Startschuss gleich für jeden mit. Die Zeitmessung erfolgt nur bei 25km und im Ziel. Jedoch nicht beim Start.



Umziehen in den Bergwerkskauen



Langarmshirt, Laufshirt drüber, kurze Laufhose und ein Halstuch ist meine Wahl für heute

9:00Uhr Start

Los geht es über die 50km. Je 2 Runden à 25km durch das Waldgebebiet Heidesee / Heidhofsee nördlich vom Bergwerk Prosper Haniel. Anfangs gibt es noch einen aufmunternden Beifall von den Zuschauern im Start/Zielbereich, ansonsten leider kaum weitere Unterstützung auf der Strecke. Der erste KM führt durch den Fernewald. Dann Brücke über die Betriebsstraße zur Halde Schöttelheide und weiter bis zur Bundesstraße L621. Der Untergrund ist eine Mischung aus Waldboden mit Steinen und Blättern. Nicht ganz so einfach zu laufen. KM1 in 4:22min und KM2 in 4:34min/km. Ich hab keine Ahnung, was da heute noch geht. Unter 4 Stunden müßte doch machbar sein, obwohl sich der Anfang schon sehr zäh anfühlt.

Kleines Stück auf dem Radweg neben der Bundesstraße, dann die Überquerung der L621 in das Waldstück Kirchheller Heide. Vor mir ein Läufer aus Essen. Den kenne ich schon von meinem 1.Start aus 2009. Ich laufe auf und wir quatschen ein bisschen. KM 3 und 4 mit je 4:29min/km ist im Vergleich zum Frankfurt Marathon etwas langsamer, aber es fühlt sich für mich schon jetzt zu schnell an. Die Strecke zweigt nach rechts ab. Immer gerade aus bis zum Wendepunkt. Hier ist bei KM7,6 der 2.Verpflegungsstand aufgebaut. Den Essener Läufer habe ich leicht abgehängt. Ich sehe Ihn nochmal kurz auf der Wendepunktstrecke, bevor der Weg wieder links abzweigt. Der wird mich wie in 2009 wieder am Ende einholen denke ich mir.

KM5-8 im 4:30’er Schnitt gelaufen. Eigentlich alles nach Plan, aber heute passt das irgendwie nicht. Ich bin müde, muß pinkeln und es sind noch 42km zu laufen! Was für ne Schnapsidee wieder mal. Ich könnte jetzt so schön gemütlich auf der Couch liegen, mittags noch einen lockeren langen Lauf über 20-25km machen. Aber nein, ich bin jetzt hier im Wald nördlich von Bottrop und muß das jetzt durchziehen!

Der 10km Marker kommt. Die Uhr zeigt 44:51. Wieder zweigt die Strecke nach rechts ab. Immer nur gerade aus. Ein kleines Stück jetzt auch durchs Feld. Außer ein paar Reitern und Sonntagsspaziergängern ist hier gar nichts. KM11 in 4:18min und KM12 in 4:34min/km. Nördlichster Punkt der Strecke ist erreicht. Abzweig Richtung Süden zum Heidehofsee. Die Strecke führt direkt am See entlang. Schöner Ausblick jetzt, das bringt doch ein bisschen Abwechslung. Weiter zum Heidhof. Ein großes Plakat mit der Aufschrift „nur einer wird Sieger sein, kehre hier gemütlich ein“ kündigt den nächsten Versorgungspunkt an. Hier ist wieder ein bisschen Stimmung. Wasser geschnappt und weiter geht’s. KM13/14 in je 4:25min/km.

Weiter durch die Kirchheller Heide zum Heidesee. Teilweise mit langgezogenen kleineren Steigungen und Gefälle. KM15-18 laufe ich mit Schnittpace 4:32min/km. Ein Streckenfahrrad kommt mir entgegen und gibt mir die aktuelle Platzierung durch. 14.Platz. Gar nicht mal so schlecht, aber ob ich das halten kann? Kurz vorm Heidesee muß man die Strecke ein kleines Stück mit den 10km Läufern teilen, aber das sind zum Glück noch die schnelleren und somit verliere ich hier keine Zeit. Abzweig am Versorgungspunkt Heidesee. Die Ultras müssen den See umrunden, die 10’er laufen auf einer Landzunge quasi mittendurch den See. Das erste Gel wird nun auch runtergespült. Ich hab leider viel zu wenig Wasser geschnappt am Verpflegungspunkt. Deshalb drücke ich den Gelpack auch nicht komplett rein. Weiter den See umrunden mit Pace 4:30min/km. Mal wieder etwas Abwechslung. Ein paar Spaziergänger sind auch schon unterwegs. Aber jetzt kommt genau das, was ich befürchtet habe.

Die langsamen 10’er treffen auf die Ultrastrecke. Es wird eng. Ich rufe „hallo Vorsicht, von links“. Die meisten Läufer/innen machen vorbildlich Platz, aber es gibt auch andere. Läufer mit Ohrenstöpselmusik checken nichts, oder erschrecken im letzten Moment. Da laufen sogar welche mit Kopfhörern rum, so groß wie Ohrenschützer. Wie sollen die denn was mitbekommen? Das ärgert mich und ich werde sauer. Ich sage es immer wieder, Kopfhörer mit Musik hat beim Wettkampf nichts verloren! Ich muß teilweise Slalom laufen. Will hier nur noch durch. KM21 im Frust mit 4:06min gelaufen. Aber das hat echt Kraft und Nerven gekostet. Höchster KM Pulswert vom ganzen Lauf mit 160(90%). Da kommt es mir gerade Recht, dass die Ultrastrecke kurzzeitig von der 10’er Strecke zum Versorgungspunkt 1 abzweigt. Jetzt erstmal einen Gang zurück schalten und erholen.

Das Getränk am Versorgungspunkt tut gut. KM22 wegen dringend benötigter Erholungsphase in 4:42min etwas langsamer. Über die Querung der Bundesstraße, zurück auf den Radweg. Wieder habe ich die 10’er vor mir. Hier auf dem Radweg ist es aber einfacher zu überholen. Trotzdem wird man automatisch schnell, weil man nur noch da durch kommen will. Abzweig zurück zur Zeche. KM23 in 4:16min.
Jetzt kommen zu allem Unglück auch noch die 6,8km Läufer/innen von der „Haldenumrundung“ mit dazu. Anstieg zur Brücke über den Betriebsweg. Das ist jetzt ganz eng auf der Brücke. Da kommt auch schon das Fahrrad für den Führenden des 50km Ultralaufes entgegen. Gerade noch so durchgeschlängelt. Die Fernewaldstraße zum Start/Zielgelände zurück. Wieder mehr Zuschauerunterstützung. Die 10’er und 6,8km Läufer/innen haben es geschafft, lassen sich feiern.



Einmal um den Heidesee laufen, in der ersten Runde noch kein Problem. Bildquelle: Stefan Dringenberg



25km Durchlauf bei 1:51:42. Das ist gerade mal 2:10min langsamer als in 2009

Einlauf auf dem Gelände vom Bergwerk Prosper Haniel. 25km Durchlauf bei 1:51:42. Das ist gerade mal 2:10min langsamer als in 2009. Wende zur zweiten Runde. Die entgegenkommenden Läufer/innen zeigen den Daumen nach oben, geben Applause. Danke! Das kann ich brauchen! Wieder über die Brücke gequält. Runter versuche ich kurzzeitig zu erholen. KM27 in 4:35min. Ich kann dieses Tempo nicht mehr halten. Diese 2.Runde wird zum absoluten Desaster. Da bin ich mir jetzt schon ganz sicher. Ich bin total platt. Weiter Radweg, jetzt Bundesstraßenquerung. Der Gegenverkehr ist jetzt zum Glück endgültig vorbei. KM28 wieder schneller mit 4:25min. Kaum bin wieder im Waldgebiet Kirchheller Heide, da werde ich auch schon überholt. Da hat sich einer die Kräfte wesentlich besser eingeteilt als ich. Ich kann irgendwie gar nichts mehr entgegensetzten. Vielleicht bringt ein Gel nochmal was. Da kommt schon der Versorgungspunkt. Rein damit. Wieder viel zu wenig Wasser um das vernünftig zu verdauen. Ich baue immer weiter ab. Der Läufer enteilt mir total obwohl ich versuche an Ihm dran zu bleiben. KM29 in 4:35min. Der Druck auf der Blase wird auch immer schlimmer. Normalerweise halte ich sowas durch bis zum Schluss. Aber heute ist das unerträglich! Vielleicht geht es ja vorbei. KM30 in 4:32min. Gesamtzeit bei 2:14:16. Macht ein Schnitt von 4:29min/km. Das ist doch noch ganz ordentlich. Ich halte es jetzt wirklich nicht mehr aus. Heute geht das echt nicht mehr. Kurzer stopp, pinkeln und sofort weiter. Mit 4:45min ist KM31 incl. Pinkelpause noch ganz gut.

Wieder Abzweig nach rechts auf die Wendepunktstrecke. Ich schleppe mich über die Strecke. Mein Zustand ist inzwischen wie im Marathon bei KM40. Nur bin ich erst bei KM31 und habe noch 19km vor mir! Was für ein Drama! Verdammt nochmal, reiß dich jetzt am Riemen und spul das Programm runter! Na bitte KM32 in 4:30min gibt nochmal Auftrieb. Wenn ich die Pace unter 5min halte, dann werde ich heute auf jeden Fall unter 4 Stunden im Ziel ankommen. Das muß das Ziel bleiben. Über 4 Stunden kommt überhaupt nicht in die Tüte! Immer weiter, wenn ich erst mal am Heidhofsee bin, dann geht der Rest auch noch irgendwie. Wendepunktstrecke, Wasser aufgenommen. Weiter entgegengesetzte Richtung. Nach meinen Berechnungen müßte ich noch auf Platz 15 liegen. Ein Läufer kommt mir auf der anderen Seite der Wendepunktstrecke entgegen. Diesen Abstand muß ich halten.

Abzweig nach rechts. KM33 in 4:44min/km. Ich kann nichts mehr zulegen. Kann nur noch versuchen dieses Tempo zu halten. Stur weiter laufen und in Etappen denken. Hier ist aber auch keine Ablenkung. Kein Mitläufer mit dem man gemeinsam jammern könnte. Trostlos! Nur das Schild von KM34 bringt wieder eine neue Meldung auf die Uhr. 4:36min, das ist doch top. Abzweig nach links. Jetzt steigt die Strecke auch noch leicht an. Total im Eimer laufe ich weiter. Vor mir erkenne ich einen Läufer mit Jogginghosen! Was macht der denn da? Nur mit Mühe laufe ich zu ihm auf. Er hat keine Startnummer. Der läuft hier nur zum Training! Wir quatschen kurz beim vorbeilaufen und schon ist wieder ein weiterer KM gepackt! KM35 in 4:51min ist allerdings besorgniserregend. Aber wir hatten ja auch eine leichte Steigung, versuche ich mir die Situation schön zu reden.

Wieder Abzweig nach rechts. Jetzt kommt diese ewig lange Gerade. Noch 15km die Uhr steht bei 2:37:53. Bleiben wir mal realistisch. Wenn ich diese 15km mit einer Pace von 5min/km laufe dann wäre ich um die 3:53 im Ziel. Das wäre ja echt ok. Aber das muß ich erst mal packen. KM36 in 4:34min Wahnsinn! Wie ist das möglich? Ich krieche doch nur noch über die Strecke. Jetzt kommt der Abschnitt im Feld. Vor mir gehen Sonntagsspaziergänger. Wahrscheinlich kehren die jetzt irgendwo in einem Gasthaus ein und schlagen sich den Magen voll. Die registrieren mich ja gar nicht beim überholen. Ein bisschen Applause oder ein paar aufmunternde Sprüche würden jetzt so gut tun! Wahrscheinlich fühlen die sich nur gestört von den ganzen laufbesessenen Verrückten die hier im Wald rumirren.

Das trostlose Stück im Feld ist geschafft, der Abzweig zum Heidhofsee kommt. KM37 in 4:57min. Der klassische Einbruch ist nicht mehr zu stoppen. Leider ist diesmal nicht bei KM42,2 Schluss. Heute wird es richtig schlimm! Der Heidhofsee kommt. Plötzlich ein ziehen im Unterleib. Es geht nicht weg! Seitenstechen! Das hat ja gerade noch gefehlt. Ich kann mich kaum mehr bewegen. Die Schmerzen werden immer stärker! Cool bleiben und beim auftreten ausatmen. Nichts hilft. Ich kann nur noch ganz langsam laufen. Was für eine Kacke! Laufe ich schneller werden die Schmerzen unerträglich! Das ist ja schlimmer als die Seitenstechen beim diesjährigen Luxembourg Marathon nach dem Tal de Pétrusse. Wie soll ich da noch ankommen? Die scharfe Wende am Ende des Heidhofsees treibt die Schmerzen in einen kaum erträglichen Bereich. Was habe ich auch für einen Scheiß zusammen gefressen in den letzten Tagen. Dann heute morgen insgesamt 3 Brötchen, ein Joghurt und ein Ei. Das muß ja schief gehen! Egal wie, gegangen wird jetzt nicht! Zähne zusammen beißen und versuchen locker weiter zu laufen! Der Verpflegungsstand am Heidhof kommt. „Helau!“ rufen die Helfer. „Ist den schon Fassenacht?“ frage ich. Ja! Wir haben längst nach 11:11Uhr. Na gut, das hilft mir aber auch nicht weiter. Ich greife nach Tee und bohre den ganzen Becher beim laufen hastig ab. Ganz allmählich entspannen sich die Seitenstechen. Es wird ganz langsam besser. Was für eine Erlösung! Diese Aktion hat jetzt Zeit gekostet. KM39 in 5:06min! Immer noch ist ein leichter Schmerz zu spüren, aber das läßt sich jetzt verkraften. Auf weiter noch 11km!

Immer noch keiner hinter mir. Haben die denn alle so viel Zeit verloren in der 2.Runde? Von weitem kann ich den KM40 Marker sehen. Jetzt wird es spannend. 3:02:04. Wenn ich ohne Gehpausen durchkomme, dann hab ich die angepeilte Sub4. Halte ich die Pace so gut es geht um die 5min/km, dann schaffe ich locker noch eine Zeit unter 3:55. Unter 3:55 das wär schon gut nach dem Programm der letzten Wochen. Auf geht’s, das pack‘ ich!

Mir kommt es so vor als würde die Strecke wieder ansteigen, aber wahrscheinlich bilde ich mir das nur ein. 10km, das ist wie die beiden letzten 5km Runden vom Rodau-Ultra, oder meine kleine Trainingsrunde auf dem Kühkopf. Das muß doch zu schaffen sein! KM41, 4:52min für den letzten KM gebraucht. Das ist ok. Abzweig nach links und jetzt steigt die Strecke wirklich an. Was für eine Schinderei! Immer wieder zähle ich jetzt schon verzweifelt im Kopf die Schritte „1-2-3-4-1-2-3-4“. Am 42‘er Marker drücke ich eine 4:59min ab. Ich bin fix und alle. An einem Baumstammstapel hängt die Markierung für den Marathondurchlauf. 3:12:52 meine Zeit. Das sind 4 Minuten langsamer als bei meinem letzten Start in 2009. Ja damals war ich besser vorbereitet. Hatte nur den Frankfurt Marathon und das Training in den Beinen. Diesmal sind die Vorzeichen anders. Da darf man schon mal ein paar Minuten langsamer unterwegs sein.
Der Heidesee ist in Sicht. Abzweig am Versorgungspunkt. Auf ein weiteres Gel verzichte ich jetzt lieber. Zu riskant! Jetzt bloß keine weiteren Seitenstechen mehr! Noch einmal um den See. Inzwischen sind jetzt viele Spaziergänger unterwegs, aber auch hier leider keine Reaktion. So muß ich mich jetzt selber für die letzten 7km aufbauen. Ich denke an andere grenzwertige Läufe in diesem Jahr. Luxembourg der letzte Aufstieg den Kirchberg rauf. Die letzten 8km von Münster bei überraschenden 28°. Oder die letzte Runde im Marburger Lahntal in der Sommerhitze. Alles irgendwie gepackt. Und das bring ich jetzt auch zu Ende.

Der See ist zur Hälfte umrundet. KM44 in 4:57min. Weiter laufen, es sind noch 6km. Der Weg führt jetzt weg vom See. Diesmal habe ich die Strecke für mich ganz alleine. KM45 in 5:12min. Gesamtzeit 3:27:05. Zusammenreißen! Bloß nicht nachlassen! Weiter im Wald parallel zur Bundesstraße. Diese letzten KM verlangen alles ab. KM46 wieder in 4:57min. Wie geht das nur, so k.o. zu sein und dennoch unter 5min zu bleiben? Mir soll’s recht sein. Auf nochmal zum letzten Versorgungspunkt. Wo ist der Tee. Mist schon vorbei gelaufen. Es gibt nur noch Wasser am letzten Tisch. „Scheiß egal jetzt, gib den Becher her“ rufe ich dem Helfer zu. Sorry, das war keine Absicht hier so pampig zu sein. So ein Ultra am Limit macht echt aggressiv. Die Helfer hier machen einen tollen Job. Ich hab mich mal wieder über mich selbst geärgert, dass ich den Tee am ersten Tisch verpasst habe.
Oh meine Güte. KM47 in 5:19min. Im Grunde ist doch alles gut, solange ich nicht in Gehpausen verfalle. Hinter mir ist immer noch keiner. Aber vor mir ist jetzt jemand! Das gibt es doch nicht. Da hole ich doch tatsächlich noch jemanden ein auf den letzten Kilometern. Der ist sichtlich am Ende, geht nur noch. „Los komm, häng‘ dich ran“, „die 3km laufen wir noch zum Ziel“. Keine Chance, er will nicht. Ein letztes Mal über die Bundesstraße auf den Radweg. Auf noch maximal 15 Minuten dann hast du es gepackt. Und das sieht gar nicht mal so schlecht aus. Platz 14 nach meinen Berechnungen und ne Zeit wohl unter 3:55. Aber noch ist das Ding hier nicht gegessen. Der Abzweig in den Wald kommt. Ganz hinten kann ich schon die Rampe für die Brücke erkennen. Das wird die letzte große Hürde. Da noch drüber, der Rest ist nur noch Formsache. KM48 in 5:02min, Gesamtzeit 3:42:24. Die Rampe hoch zur Brücke. Ich wußte gar nicht, dass die so steil war. Los quälen! Über die Brücke. Jetzt laufen lassen auf der anderen Seite. Ein Kontroll Fahrrad kommt mir entgegen. „Du hast die ganze Strecke für dich alleine“ ruft mir der Helfer zu. Na super! Immer noch keiner hinter mir. Ja haben die denn alle so abgebaut wie ich? Oder sogar schlimmer noch? Da waren doch noch so viele bei der 25’er Marke dicht zusammen. Mir soll‘s recht sein. KM49 in 5:24min. Die Brücke hat alles nochmal abverlangt. So jetzt rausholen was noch geht für den letzten KM. Wo bleibt nur die Einfahrt zum Gelände. Den Lärm kann man schon gut hören. Zuschauer gibt es auch wieder. Da ist der Abzweig! Vor mit der Förderturm von Prosper Haniel. Der Zielbogen. Die Zeit ist nicht so toll wie vor 3 Jahren, aber die Freude ist trotzdem genauso groß. Jetzt darf gejubelt werden! Was für eine Nummer. Das werde ich so schnell nicht vergessen. 3:52:38 ist die Endzeit. Damit kann ich sehr gut leben!



Nach 3:52:38 ist das Ziel erreicht.



Geschafft und glücklich! Jetzt erst mal in die heiße Dusche

Zum Schutz gegen die Kälte gibt es gleich ne Folie. Mir ist total übel. Schnell ein paar Tee abgebohrt und es geht besser. Weiter zum Bierstand. Mit Erdinger alkfrei Weizen kann man schon mal ein bisschen feiern. Duschen wie immer in der Bergwerkskaue mit heißem Wasser. Wunderbar! Da könne ich stundenlang duschen. Frisch geduscht noch schnell beim Urkundendruck vorbei schauen um die Platzierung und Zielzeit zu erfahren. Wie vermutet, Platz 14 insgesamt und jetzt kommt der Hit zum Abschluss:
3.Platz in der AK40! Wie geil!
Jetzt wird sich die Heimfahrt noch ein bisschen verzögern, aber das macht man ja gerne.



Auch wenn ich eigentlich nicht so der Landschaftsläufer bin, Bottrop immer wieder gerne! Vielleicht schon im nächsten Jahr.

Sonntag, 28. Oktober 2012

31.BMW Frankfurt Marathon



Eigentlich war das nicht geplant, Frankfurt in diesem Jahr zu laufen. Aber nachdem ein erneutes MRT vom operierten Knie keine Verschlimmerung ergeben hatte, meldete ich mich auf den letzten Drücker noch an.
Bisschen verrückt ist das ja schon. 3 Marathons in einem Monat, oder 5 Marathons in 9 Wochen zu laufen. Aber das gute Ergebnis von Berlin und die langsam wieder ansteigende Form, machten Hoffnung nochmal eine gute Zeit für 2012 zu erreichen.
Wieder mal 2 Wochen Zeit für Regeneration nach dem Köln Marathon, und gleichzeitig Training für Frankfurt. Keine Tempoläufe, 3 Einheiten Dauerlauf, 3 Einheiten Jogging, ein langer Lauf und eine Berg/Hügel Einheit. Außer ein bisschen ziehen im linken hinteren Oberschenkel gab es diesmal keine weiteren Probleme.

Freitags nach der Arbeit schon mal die Unterlagen abgeholt, da gibt es am Sonntag keinen Stress mehr. Samstags bei nasskalten Schnee/Regenwetter die Füße hochgelegt. Aus Angst vor einer möglichen Erkältung habe ich sogar das Bundesligaheimspiel von Mainz 05 sausen lassen.



Wie immer ist die Messe direkt an der Festhalle



Freitags schon mal die Unterlagen klar gemacht

Sonntags ganz gemütlich mit der Bahn direkt bis an die Festhalle gefahren. Im Marathonpaket ist die Benutzung vom RMV Liniennetz im Stadtbereich enthalten. Den Rest bis nach Hause muß ich halt noch drauflegen. Dafür entfällt aber der Stress, Spritkosten und die 11 Euro Parkgebühren.



Sonntags ist schon mehr los



Das freut mich ganz besonders: Norbert aus Belgien ist auch am Start.

Für den Marathonsonntag wurden ungewöhnlich kalte 2-4 Grad angekündigt, dafür aber trocken. Ich entscheide mich somit für kurze Hosen, dünnes langarm Shirt, darüber Laufshirt, Halstuch, Handschuhe und für die ersten paar KM ein weiteres Tuch für den Kopf.

So lange wie möglich versuche ich in der warmen Messehalle zu bleiben. Aber es wird immer voller draußen und so hilft es nichts mehr, raus in die Kälte! Im Block selbst ist solch eine Enge, dass man kaum frieren muß. Die Stimmung ist gut. Ich drehe die Pace am Forerunner auf 4:23min/km, was einer Zielzeit von Sub 3:05 entspricht.
Na klar! Was denn sonst! Ich kann das heute packen! Wenn ich am Anfang etwas vernünftiger angehe als in Köln vor 2 Wochen, dann ist das heute drin!

Nach der Vorstellung der Top Athleten fällt pünktlich um 10Uhr der Startschuss. Trotz ca.16000 Starter/innen überquere ich nur 49 Sekunden später die Startlinie.
Im vollgestopften Feld geht es die Friedrich Ebert Anlage runter. Dann links in die Mainzer Landstraße. Ein hacken und stechen um jeden Meter Platz. Man muß aufpassen, dass man nicht stolpert oder hoffnungslos im Pulk feststeckt. Da verliert man den Blick für die Stadt. Nur im Augenwinkel sehe ich den Westendtower zur linken. KM1 trotz Gedrängel in 4:28min ist ok. Weiter rechts in die Tanusanlage. Am Tanustor zweigt die Strecke in die große Gallusstraße ab. Das Feld ist immer noch sehr eng. Vorbei am imposanten Commerzbank Tower. KM2 in 4:23min. Abzweig links in die Junghofstraße und wieder zurück auf die Mainzer Landstraße.



Westendtower. Bildquelle: Brazzy



Commerzbanktower. Bildquelle: Mylius

Auf der gegenüberliegenden Straßenseite reißt das Feld der Läufer/innen nicht ab, obwohl sich die Orga dazu entschlossen hat - im Abstand von 10 Minuten - in 3 Wellen zu starten. KM3 Marker in 4:14min abgedrückt. Mit dem „Trianon“ folgt gleich der nächste Banken Wolkenkratzer. Gute Stimmung am Platz der Republik. Die Friedrich-Ebert-Anlage runter bis zum Kreisel an der Ludwig Erhard Anlage. Gegenüber ein Blick zur Festhalle. Immer noch Massen von Läufer/innen welche noch nicht die Startline überquert haben.

Weiter in der Senkenberganlage. KM4 in 4:15min gestoppt, der Puls ist bei 150 (83%). Langsam entzerrt sich das Feld. Rechts rein in die Bockenheimer Landstraße. 5km Messmatte bei 21:39min überquert. 10 Sekunden schneller als in Köln. Wasseraufnahme am ersten Verpflegungsstand. Etwas Gedrängel, aber es klappt gut. Die Sonne scheint, mir wird das Tuch auf dem Kopf zu viel. Weg damit! Erst in die Hose gestopft, aber ein paar KM später schmeiße ich das Ding weg. Der ganze Schrank ist voll mit den Tüchern, also was soll das. Da kommt schon die KM6 Marke. 4:12min, das ist viel zu schnell!

Über den Opernplatz geht es in die schmale Goethestraße. Tolle Stimmung an der Partyzone Opernplatz. Schön dass wir hier noch 3x vorbeikommen. Das Feld hat sich inzwischen so weit auseinander gezogen, dass man auch in den schmalen Gassen der Innenstadt sein Tempo laufen kann. Am Goetheplatz vorbei, wieder die große Gallusstraße runter. KM7 in 4:17min. Am Taunustor die Wende über die Gallusanlage in die Kaiserstraße, vorbei am Rossmarkt. Schon kommt die Hauptwache. Auch hier ist viel los. Das macht jetzt echt Spaß. KM8 in 4:21min, kommt der geplanten Pace schon näher.



Alte Oper. Bildquelle: Alexander Glanz



Hauptwache. Bildquelle: simsalabimbam

Ganz leichter Anstieg hinauf zur scharfen Wende am Eschenheimer Turm. Dann gleich weiter Taubenstraße/Börsenstraße. Nach dem Börsenplatz geht es rechts in die „Fressgass“ bis vor zum Opernplatz. Kurzer Blick zur alten Oper, dann rechts ab den Reuterweg hoch. Jetzt kommt die erste Bestandsaufnahme. Ich überquere bei 43:02min die 10km Messmatte. Schneller Vergleich mit den Zeiten von Berlin und Köln. 49 Sekunden bzw. 23 Sekunden schneller. Ist das jetzt gut oder schlecht? Kann man schlecht einschätzen. Auf jeden Fall war ich in Köln bei Marker 10 schlechter drauf als hier in Frankfurt.



Neue Börse Frankfurt. Bildquelle: Mylius



"Fressgass" Bildquelle: Dontworry

Bremerstraße leicht ansteigend. Nördlichster Punkt der Strecke am Nordend-West ist erreicht. Scharfer Abzweig in die Eschenheimer Landstraße wieder in südlicher Richtung. KM11 in 4:20min. So ein bisschen zwickt es jetzt im linken hinteren Oberschenkel. So ein Mist, das war doch unter der Woche im Training auch schon. Ich kann das jetzt sowieso nicht ändern, weiter geht’s! Langsamer mache ich deswegen nicht. Wird schon irgendwann vorbei gehen. War halt doch ein bisschen viel in den letzten Wochen.

Wieder am Eschenheimer Turm angekommen zweigt die Strecke nach links in die Bleichstraße ab. KM12 in 4:16min. Dann Konrad Adenauer Straße. Vorbei an der Konstabler Wache, KM13 in 4:15min. Was mache ich denn eigentlich? Diese Pace ist zu schnell für mich! Nochmal ein Getränk an der Versorgungsstelle geschnappt. In den Bechern ist ja kaum was drin. Bei den Temperaturen wird es wohl nicht so schlimm sein. Die „alte Brücke“ über den Main nach Sachsenhausen kommt. Toller Blick jetzt über den Main auf die Skyline von Frankfurt.



Eschenheimer Turm. Bildquelle: Dontworry



Alte Brücke. Bildquelle: Popie

In Sachsenhausen geht es sofort am Schaumainkai weiter. Der Oberschenkel zieht weiter, aber es wird nicht schlimmer. KM14 in 4:14min abgedrückt. Wo soll das noch hinführen? Puls mit 155(85%) ist eigentlich super. Also weiter im Takt. Rechts in die Schweizer Straße, auch hier wieder ein Stimmungsnest. Weiter auf der breiten Kennedyallee, die Stimmung hat jetzt leider etwas nachgelassen. Über die Niederräder Landstraße rein nach Niederrad. Die Pace kann ich von KM15-18 sehr konstant um die 4:17min/km halten. Den Versorgungsstand hab ich fast übersehen. Ich bekomme nur noch einen kaum gefüllten Becher Wasser. Bisschen wenig um das Gel runter zu spülen. Wenn das mal keine Seitenstechen gibt.

Raus aus Niederrad, KM19 in 4:18min. Die Strecke verläuft durch die Bürostadt. Unter der Autobahn A5 durch nach Goldstein. Wieder gute Stimmung. KM20 in 4:15min. Wenn das so weiter läuft, dann schaffe ich die Sub 3:05! Aber bis dahin ist noch ein weiter Weg, in Köln bin ich auch ab KM34 so brutal eingebrochen, weil ich im ersten Teil viel zu schnell war. Der Halbmarathondurchlauf kommt. 1:30:28 das ist ja total verrückt! 1:10 schneller als in Köln, und hier läuft es besser. Also dranbleiben. Die Sub 3:05 fällt heute.

Parallel zum Schwanheimer Ufer führt die Strecke. Plötzlich taucht vor mir Laufkumpel Gregor auf. Was ist denn hier los? Wollte der nicht in die Nähe der 2:50 laufen? Schlimme Magenprobleme zwingen Ihn das Tempo zu drosseln. Was für ein Mist! KM22 weiter schnell in 4:13min. Die nächsten 2km durch Schwanheim durch plaudere ich mit Gregor über die letzten Laufaktivitäten. Am Verpflegungsstand kurz vor der Schwanheimer Brücke ist er plötzlich weg. Na dann, komm gut durch trotz der Magenprobleme! KM23 in 4:18 und KM24 Anstieg auf die Schwanheimer Brücke in 4:17min/km.

Die Handschuhe sind inzwischen klatschnass. Die Sonne scheint, da kann ich die Dinger auch ausziehen. Was für ein Gefummel bis die Handschuhe in der Hose verstaut sind. Ja und jetzt auf der Schwanheimer Brücke zieht es ganz fürchterlich. Also das war mit Handschuhen viel angenehmer. Also wieder an die Dinger. Aber das geht nicht so einfach mit eingefrorenen Fingern. Das war jetzt ne ganz unnütze Aktion, welche mich nur Zeit und Kraft gekostet hat. Ich ärgere mich über mich selbst.

Auf der anderen Main Seite geht es die Rampe der Schwanheimer Brücke runter, rein nach Frankfurt-Nied. Ich versuche ein bisschen zu erholen im abschüssigen Gefälle, denn so langsam zehrt es echt an den Kräften. KM25 in 4:21min. Nieder Kirchweg, nochmal Getränk am Versorgungspunkt. An der Nied Kirche links ab ein kurzes Stück über die Mainzer Landstraße. KM26 wieder in 4:21min. Das wird nicht mehr lange so weiter gehen. Ich muss mich schon quälen für diese Pace. Über die Nidda auf die Bolongarostraße. Auf der anderen Straßenseite laufen die potentiellen Sub 3:00 Läufer/innen. Vor 3 Jahren war ich auch dabei, heute wäre eine Zeit unter 3:05 für mich das Mass aller Dinge.

Die Schleife am westlichsten Punkt der Strecke in Höchst will überhaupt nicht enden. Der leichte Anstieg der Straße macht mir zusätzlich zu schaffen. KM27 in 4:22min. Wie schaffe ich noch solche Zeiten? Noch 15km, das muß ich jetzt durchziehen! Ludwig-Scriba-Straße, nochmal Bolongarostraße, KM28 weiter in 4:22min. Brücke über die Nidda, gleich links in die Oeserstraße. Hier ist wieder eine Staffelwechselzone. Die Stimmung gibt noch einmal einen Schub. Die Unterführung der S-Bahn in Nied ist heftig. Ich muß schon ganz schön kratzen. KM29 mit 4:23min sieht dennoch ganz gut aus!

Weiter rechts in die Birminghamstraße, ab jetzt kommt der langweilige und trostlose Teil der Strecke. Hier wird es sich entschieden, ob ich die angepeilte Zielzeit von unter 3:05 schaffe oder nicht. Am Ende der Birminghamstraße erfolgt der Übergang in die Mainzer Landstraße. Von allen Läufer/innen wird kein anderer Streckenabschnitt so gefürchtet wie dieser. Kaum Zuschauer, und was noch viel schlimmer ist, hier ist meistens Gegenwind. Aber heute geht es eigentlich.



Schwanheimer Brücke. Bildquelle: EvaK



Mainzer Landstraße. Bildquelle: T.h.

Messmatte für KM30 kommt. 2:09:02, genau 1:47min schneller als in Köln. Das müßte doch zu schaffen sein. Weiter durch den Stadtteil Frankfurt-Griesheim. Der nächste Versorgungspunkt wird angekündigt. Viel zu früh stopfe ich mir das Gel in die Backen. Jetzt läßt es sich nur durch die Nase atmen, und diese ist fast zu. Schöner Mist. Endlich das Wasser kommt. Wieder hat das nicht gut geklappt mit dem Gel. KM31 mit 4:28min ist absolut im Soll. So lange es geht jetzt den Schnitt unter der 4:30 halten. Immer stur gerade aus. Die Gruppe vor mir anpeilen und versuchen das Tempo mitzugehen.

Die Autobahnbrücke der A5 ist erreicht. Das wär schon mal geschafft. KM32 sogar mit 4:23min abgestoppt. Noch 10km durchhalten. Ich fange an zu rechnen. Gut 47 Minuten bleiben für 10,2km. Das wäre ein Schnitt von 4:37min/km. Puh! Das ist ab KM32 alles andere als einfach. Wieder ein KM geschafft. 4:31min für die „33“. Inzwischen haben wir das Gallusviertel erreicht. Hier ist jetzt auch wieder etwas mehr los an der Strecke. Das ziehen im Oberschenkel scheint verschwunden zu sein, oder ich nehme es einfach nicht mehr wahr.

KM34 drücke ich mit 4:13min ab. Da stimmt doch was nicht. Ich schlurfe über die Strecke und haue solche Zeiten raus? Abwarten! Abzweig links. Über die Kriegkstraße auf die Frankenallee. Wir kommen der Stadtmitte immer näher. Die ersten Läufer gehen bereits. Immer mal wieder ein Staffelläufer der von hinten angefegt kommt. Aber sonst überholt hier niemand. KM35 in 4:39min. Somit gleicht sich die „Zeitgutschrift“ von KM34 wieder aus.

Über die Europaallee geht es zurück auf die Mainzer Landstraße. Man kann die super Stimmung vom Platz der Republik schon hören. Über die Düsseldorferstraße rüber. Eine super Party wird hier abgezogen. KM36 in 4:33min. Nur noch 6km! Uhr steht auf 2:35:48. Zusammenreißen auf den letzten Kilometern. Grob überschlagen würde mir jetzt ne Pace von 4:42min/km reichen auf die Sub 3:05! Aber ich baue immer weiter ab. Nur zu gut weis ich dass im jetzigen Zustand eine Pace von 4:42min/km ziemlich brutal ist.

An der Taunusanlage vorbei bis zur alten Opern. Einmal quer über den Opernplatz. KM37 in 4:37min. Das wird verdammt knapp. Los jetzt, reiß dich am Riemen. Dass ist die letzte Chance in diesem Jahr noch einmal eine gute Zeit zu laufen. Du bist so nah dran. Wieder durch die Goethestraße auf den Goetheplatz. Roßmarkt, große Gallusstraße. Wie am Anfang, nur jetzt die Taunusstraße vor bis zur Weserstraße. KM38 mit 4:29min ist super und läßt das Ziel ein Stück näher kommen.

Anstatt ordentlich in die Weserstraße einzubiegen laufen alle auf dem Vorplatz entlang, um sich mal locker um die 20 Meter zu sparen. Ich habe mir zum Grundsatz gemacht, solche Schummeleien zu lassen. Obwohl ich eigentlich total platt bin, platzt mir hier echt der Kragen. Ich schreie über den ganzen Platz „Ihr seid alles elende Bescheißer“. Das geht mir jedesmal sowas von gegen den Strich. Immer wieder beobachte ich solche Szenen bei fast allen Marathons.

Die Kaiserstraße hoch, vorbei am Rossmarkt. KM39 in 4:39min doch wieder etwas schwächer. Aber wir sind hier 3km vorm Ziel. Was will ich da noch verlangen. Ich bin total platt, sehne die Festhalle herbei. Ich muß jetzt nur noch dieses Tempo halten dann laufe ich wie geplant unter 3:05 in der Festhalle ein. Um mich herum immer mehr Geher. Ein Läufer torkelt sogar schon leicht. Zähne zusammenbeißen es sind nur noch 3km. Noch einmal an der Hauptwache vorbei. Der Moderator sagt es schon.“Diese Läufer hier werden um die 3:05 laufen“. Nicht nur um, sondern unter 3:05! Auf geht’s. Alles nochmal mobilisieren.

Scharfe Wende am Eschenheimer Turm. Runter zur Börse. Rein in die „Fressgass“. Das KM40 Schild zieht mich magisch an. 4:38min, Gesamtzeit 2:54:10 sehr gut, das läuft! Nur noch 2km. Der Opernplatz jubelt was das Zeug hält. Dranbleiben! Nicht locker lassen. Links runter die Taunusanlage. Stur nach vorne blicken. Mainzer Landstraße immer weiter. Auf es geht noch! KM41 in 4:32min ich werd‘ verrückt. Gesamtzeit auf 2:58:42. Das langt! Ich muß das jetzt nur noch nach Hause fahren. Unter tosendem Jubel geht es am Platz der Republik in die Friedrich-Ebert-Anlage. Die Festhalle kommt immer näher. Durchhalten, es sind nur noch ein paar hundert Meter. Der Hammermann steht drohend vor der Festhalle. Aber hier kann er nichts mehr ausrichten. Das Ding ist gegessen! Abzweig in die Festhalle. Ich gebe nochmal alles was geht. Der Zielbogen kommt näher. Noch ein paar Meter. Jaaa!!! Geschafft! 3:04:01 steht auf der Uhr! Neue Jahresbestzeit! Wie geil!



Bei KM42 vorbei am Hammermann



sauber! Mit 3:04:01 nochmal ne neue Jahresbestzeit gelaufen

Kurze Erholung im Zielauslauf dann wird man gleich wieder in die Kälte nach draußen geschickt. Ein paar Getränke abgebohrt, und gleich wieder rein in die Messe zum duschen. Leider viel zu kalt um hier die Zielatmosphäre zu genießen. Schnell noch geduscht bevor es zu voll wird und dann ab nach Hause.

Sonntag, 14. Oktober 2012

16.RheinEnergie Marathon Köln



Wieder der schwierige Drahtseilakt nach dem Berlin Marathon. 2 Wochen Regeneration oder Training? Viel Zeit zur Regeneration blieb nicht. Schon 3 Tage nach Berlin stand der „Kühkopflauf“ in meinem Heimatort Erfelden auf dem Programm. Ein gemütlicher Halbmarathon ohne größeren Wettkampfcharakter. Trotzdem müssen auch diese 21km mit schweren Beinen erst mal gelaufen werden. Aber es ging tatsächlich erstaunlich gut. Dienstags locker 11,3 km gejoggt um den Berlin Marathon aus den Beinen zu bekommen. Mittwoch dann die 21km vom Kühkopflauf mit Pace 5:09min/km relativ gut über die Bühne gebracht. Pflicht erfüllt und noch ein bisschen Spaß dabei gehabt. Do/Fr nichts gemacht. Sa(15,6km) und So sogar noch einen langen Lauf mit 25,1km absolviert. In der Marathonwoche Di (13,1km) und Mi (13,3km) nochmal etwas schneller unterwegs als geplant (5:03min/km).

Dann kam was kommen mußte. Bereits am Mi Abend nach dem Laufen fing das Sprunggelenk an zu schmerzen. Do nur Gymnastik eine Stunde, keine Laufeinheit, dennoch keine Besserung. Freitags noch schlimmer. Trotzdem die Abschluss Runde (11,6km) im locker Jogging Tempo unter leichten Schmerzen durchgezogen. Den Samstag habe ich nochmal die Füße hochgelegt um zu entspannen. Was für ein Mist mal wieder. Ich möchte den Tag erleben, an dem ich an der Startlinie von einem Marathon stehe und bin zu 100% fit! Aber irgendwie hat das ja noch immer funktioniert wenn es darauf ankam.

Sonntag 14.10.

Sehr früh um 5:00Uhr aufgestanden, obwohl der Marathonstart doch erst um 11:30Uhr ist. Doch von allen Seiten kamen Warnungen wegen der Parksituation, Startnummernausgabe usw. Sicher ist sicher, um 6:20Uhr bin ich schon auf dem Weg nach Köln. Zuhause ein Brötchen mit Honig, ein Ei und ein Joghurt gegessen. Für unterwegs noch 3 Käsebrötchen eingepackt. Um kurz nach 8:30Uhr bin ich bereits auf dem total leeren Messeparkplatz Köln angekommen. Alle Zeit der Welt also um noch Startunterlagen zu holen und nochmal ein bisschen zum ausruhen.
Mit Pendelbussen kommt man vom Parkplatz in die Nähe der Startnummernausgabe im Ständehaus. Absolut nichts los. Die Halbmarathonies sind bereits auf der Strecke. Jede Menge Inliner bereiten sich auf ihren Start vor. Ich bekomme sofort meine Unterlagen ausgehändigt. Keine Warteschlangen, nichts. Ich plaudere mit ein paar Läufer/innen um mir die Zeit zu vertreiben. Langsam füllt sich die Messehalle. Es wird eng und da der Start nicht gleich um die Ecke ist, gebe ich um 11Uhr meinen Beutel ab, und laufe mit kurzen Sachen bei 11° C zum Start. Das Nadelöhr befindet sich zwischen Messe und Start/Zielbereich. Die langsameren Halbmarathon Finisher (und das sind eine ganze Menge) drängen zur Messe, die Marathonies drängen zum Starterblock. Nicht optimal gelöst dieser Ablauf. Es kommt noch schlimmer. Um in meinen Startblock zu gelangen muß ich erst mal ganz an das Ende der Starterfeldes laufen, damit ich auf die andere Straßenseite komme. Jetzt wieder alles vor laufen, und dann endlich rein in meinen „roten“ Block.




Nach dem Pendelbus geht es weiter zur Startnummerausgabe und Kleiderbeutelabgabe



noch ein Kaffee zum wach werden



absolut nichts los an der Startnummernausgabe



darf ja nicht fehlen, der Köln Marathon Souvenir Shop



so langsam wird es voll in der Messehalle



funktioniert ohne Probleme, die Kleiderbeutelaufbewahrung

Es ist sehr eng im Block. Jeder der eine Zielzeit von bis zu 3:30 angegeben hat, ist in diesem Starterblock! Toll! Also schauen dass ich möglichst weit nach vorne komme. Jetzt verzögert sich auch noch der Start um 15 Minuten, da sonst die Eliteläufer auf die langsamen Inliner auflaufen würden! Also weiter frieren im Block! Sabrina Mockenhaupt (sie hat den Halbmarathon gewonnen) steht neben dem Sprecher und gibt uns den Tipp, wir sollen ein bisschen kuscheln dann wird es schon warm. Nochmal „Viva Colonia“ dröhnt es aus den Lausprechern, aber irgendwie will die Stimmung nicht so auf die wartenden Starter/innen überschwappen. Endlich, mit fast 15 minütiger Verspätung fällt der Startschuss.

Start:

Gleich nach dem Start über die Mindenerstraße, kommt eine Doppelkurve links/rechts, bisschen eng, das Feld zieht sich kaum auseinander. Raus auf die Deutzer Brücke über den Rhein. Schöner Blick auf den Dom und die St.Martin Kirche. Es ist echt schwierig sein Tempo zu laufen. Überholen fast unmöglich. KM1 kurz vor Ende der Brücke mit 4:39min daher auch etwas langsamer. 270° Schleife am Heumarkt und gleich wieder in die ewig lange Unterführung unter dem Altstadtufer durch. Jetzt gibt es auch etwas mehr Platz zum laufen. Als wollte ich den ersten KM gleich wieder aufholen lege ich an Tempo zu. KM2 am Ende der Unterführung in 4:12min ist viel zu schnell. Aber der leichte Anstieg raus aus der Unterführung bremst einem gleich wieder aus. Weiter am Konrad Adenauer Ufer. KM3 wieder normale Pace mit 4:27min. Sehr trostlos dieser Streckenabschnitt. Ab und zu ein paar Zuschauer, aber das war‘s auch schon. Es ist kalt, der Wind pfeift vom Rhein her, aber wenigstens regnet es nicht. Unter der Zoobrücke durch KM4 mit 4:18min abgedrückt. Schon wieder viel zu schnell. So wird das hier nichts. Ich habe Berlin noch in den Beinen, da muß man ein wenig das Tempo drosseln.



Gleich nach dem Start über die Deutzer Brücke auf die links-Rheinische Seite von Köln. Bildquelle: Raimond Spekking

Der erste Verpflegungsstand kommt. Wasseraufname absolut reibungslos geklappt.
Die Strecke führt jetzt weg von Rhein. Wieder eine so eine Unterführung die Kraft kostet. KM5 in 4:14min. Jetzt muß wirklich mal Schluss sein mit dieser zu schnellen Anfangspace, sonst wird der 2.Abschnitt ein Drama das ich so schnell nicht vergessen werde. Weiter Boltensternstraße, rein in den Stadtteil Nippes. Jetzt kommt auch schon die Wende. Nördlichster Punkt der Strecke ist erreicht. Zurück geht es exakt die gleiche Strecke, nur halt auf der anderen Straßenseite. Wenigstens bietet jetzt der Blick auf das entgegenkommende Läuferfeld Abwechslung. KM6 in 4:23min weiterhin schnell. Nochmal die Unterführung. Und ich merke schon, diese Anstiege haben es in sich.

Zurück am Rheinufer KM7 mit 4:18min ist weiter schneller als geplant. Zoobrücke unterlaufen. Immer stur gerade aus. Dieses Rheinufer zieht sich. KM8 in 4:20min. Längst ist der Puls auf 160 (88%) angestiegen. Da kann man jetzt wohl kaum mehr gegensteuern. Das Feld zieht sich weiter auseinander. Viele lassen jetzt an Geschwindigkeit nach. Ich muß auf die Gruppe vor mir aufschließen um nicht ganz dem Wind vom Rhein ausgesetzt zu sein. Am Frankenplatz kann man noch mal einen Blick auf die Hohenzollernbrücke werfen, dann geht es wieder in die Unterführung vom Altstadtufer. Ja schade, über uns jetzt der Fischmarkt mit den Stapelhäuschen. Das bekommen wir leider nicht zu sehen. Am Ausgang der Unterführung kommt die 10km Messmatte. 43:25min, das ist total überpaced! Zum Vergleich die aktuellen Zeiten von den letzten Marathons in Berlin (44:13) und Münster (44:25). Jetzt muß ich reagieren, sonst wird das hier nichts mit ner Sub 3:10.



Leider verläuft die Strecke nicht am Altstadtufer entlang, sondern direkt darunter im Tunnel

Ich klemme mich an einen Estländer ran. Wir plaudern und das lenkt ein wenig ab. Er will auch um die 3:10 laufen. Vor lauter Gelaber den 11’er Marker verpennt. KM12 zeigt eine Pace von 4:22min für die letzten beiden KM. Obwohl wir beide der Meinung sind, dass die Pace viel zu schnell ist, lassen wir nicht abreißen. Unter der Südbrücke durch, weiter Gustav-Heinemann-Ufer. KM13 in 4:20min gestoppt. Die Stimmung an der Strecke wird besser. KM14 wieder in 4:20min gelaufen. Nächster Getränkestand. Wasser rein. Rodenkirchener Brücke passiert. Rein in den Stadtteil Rodenkirchen. Top Stimmung, da kommt Freude auf. Ich werde schneller und laufe meinem Estnischen Mitläufer davon. Abzweig rechts in die Maternusstraße, nur noch die Schleife laufen, dann ist der Südlichste Teil der Strecke auch erledigt. Über die Brückenstraße wieder zurück ans Rheinufer. KM15 übersehen, KM16 zeigt eine Pace von 4:21min für die letzten beiden KM. Puls jetzt schon auf 163 (90%).

Ich weiß nicht wie lange ich das Tempo noch halten kann. Auch das lädierte rechte Sprunggelenk meldet sich langsam. Linkes Problem Knie bisher noch ohne Mucken. Wieder kann man die entgegenkommenden Läufer/innen auf der anderen Straßenseite beobachten. Zum Glück bläßt der Wind jetzt nicht mehr so heftig vom Rheinufer. KM17 in 4:16min hätte ich nicht erwartet, denn die Kräfte schwinden. Oberländer Ufer, Gustav Heinemann Ufer. Südbrücke passiert. KM 18 und 19 immer noch mit je 4:22min gelaufen. Die nächste Staffelwechselzone kommt, und somit natürlich Stimmung auf der Strecke. Zur rechten der Bayenturm, einer der wenigen Streckenhighlights am Rheinufer. Getrieben von der Stimmung kann ich auch KM20 wieder in 4:20min abdrücken. Nochmal ein Getränk geschnappt am Versorgungspunkt Holzmarkt, Gelpack damit runtergespült. Nun der Halbmarathondurchlauf - 1:31:38 das ist total verrückt! Ich werde hier so abkacken im 2.Teil. Schnell mal der HM Durchlauf Vergleich mit Berlin (1:33:08) und Münster (1:33:22). Vom Gefühl her bin ich platt, aber nicht so wie in Münster an gleicher Stelle. An die gute Verfassung von Berlin komme ich heute bei weitem nicht ran. Auf geht’s die 21km muß ich halt durchbeißen.



der Bayenturm am Rheinufer ist noch eines der wenigen Überbleibsel der mittelalterlichen Stadtbefestigung, Bildquelle: Willi Horsch

Endlich weg vom Rheinufer, Abzweig links auf den Heumarkt dann gleich wieder schräg in die Straße „an der Malzmühle“. Über „Mühlenbach“ kommen wir zum Abzweig rechts in die „Hohe Pforte“. Ein kleines Stück Fussgängerzone der „Hohe Straße“ wird noch durchlaufen, dann links ab auf die breite Cäcilienstraße. KM22 etwas schwächer in 4:29min. Vorbei am Kölner Neumarkt. Weiter die Hahnenstraße runter. KM23 wieder in 4:19min. Was läuft denn da? Ich bin platt und haue noch solche Zeiten raus. Am Rodolfplatz geht es links ab in den Hohenstaufenring. Noch 19km, das muß doch irgendwie zu schaffen sein. Wie lange kann ich dieses, für meinen derzeitigen Leistungsstand, extrem brutale Tempo noch halten? Puls ist bei 168 (93%). Scharfer Abzweig nach rechts am Barbarossaplatz. KM24 in 4:20min. Nächster Getränkestand am Zülpicher Platz. Abzweig links in die Lindenstraße. Oh nein! Schon wieder kommt so ne fiese Bahnunterführung. Runterlaufen Schwung holen, hoch mit kleinen schnellen Schritten.

Durch den „inneren grünen Ring“ führt jetzt die Strecke. KM25 in 4:23min. Weiter in die Universitätsstraße. Vorbei an der Kölner Uni. Immer wieder kleinere Stimmungsnester muntern auf. Meine Stimmung ist allerdings ganz schön im Keller, wenn ich darüber nachdenke, dass hier noch knapp 17km zu laufen sind. Auf! So schlecht sieht das doch hier gar nicht aus! KM26 wird mit 4:31min gestoppt. Jetzt nicht nachlassen, so lange wie es geht die Pace unter der 4:30 halten. Also nochmal zulegen! Stadtteil Sülz. Abzweig Luxemburgerstraße, dann über die Sülzburger und Berrenrather Straße zurück auf die Universitätsstraße. Jetzt in Richtung Norden. KM27 und 28 in 4:25 bzw. 4:19min/km wieder voll im Soll. Am Albert Magnus Platz vorbei. Super Anfeuerung jetzt von allen Seiten. Aber warum jetzt auf einmal? Kein Wunder! Hinter mir läuft eine Frau! Und die hat es drauf! Wir laufen eine Weile zusammen. KM29 drücke ich mit 4:22min ab. Weiter in die Dürener Straße. Das 2. Gel muß jetzt genommen werden. Wasser hinterher. Abzweig rechts in die Klosterstraße. KM30 Messmatte im Stadtteil Lindenthal bei 2:10:39 überquert. Das ist eine augenblickliche Pace von 4:21min/km. Ich kann dieses Tempo nicht mehr mitgehen. Ich muß die Läuferin ziehen lassen. Weiter auf der Aachener Straße wieder Richtung Innenstadt. Ich versuche weiter dran zu bleiben. Der Abstand zur nächsten Gruppe wird größer, obwohl KM31 immer noch 4:20min abgedrückt wird. Haben die denn die zweite Luft bekommen?

Wieder durch den „inneren Grüngürtel“, vorbei am Aachener Weiher. Noch ne Unterführung! Das schafft mich jetzt wirklich. Wie viele kommen denn da noch? Richard-Wagner-Straße, KM32 in 4:26min. Vom Gefühl her würde ich sagen, das ist um einiges langsamer. Egal, noch 10km bis ins Ziel und 8km bis zum Dom. Abzweig am Rodolfsplatz in den Habsburger Ring. KM33 immer noch in 4:26min. Ich weiß nicht wie ich noch auf solche Zeiten komme, bin ich doch stehend k.o. Abzweig am Friesenplatz. Über Venloer und Bismarckstraße in die Vogelsangstraße. Ein weiteres Mal wird der „innere Grüngürtel“ durchquert. KM34 in 4:31min. Rechts ab in die Innere Kanalstraße. Vor mir ragt der Fernsehturm Colonius in die Höhe. Abzweig in die Subbelrather Straße. KM35 Messmatte, Gesamtzeit 2:33:04. Das ist alles noch top und über 1 Minute schneller als in Berlin an gleicher Stelle (2:34:18)! Doch die Bedingungen könnten unterschiedlicher nicht sein. Konnte ich ab km 35 in Berlin nochmal so richtig aufdrehen, verliere ich hier weiter an Boden.



"Colonius" der Kölner Fernsehturm bei KM35. Bildquelle: T.Voekler

Es wird zur Qual, die Batterien sind total leer. Vorbei am Mediapark in den Hansaring. Wieder eine weitere Wendepunktstrecke. KM36 immer noch in 4:33min. Die Fußsohlen brennen jetzt auch noch. Ich dachte dieses Problem hätte ich schon längst geheilt. So kann man sich täuschen. Also nächstes mal wieder mit Falke Socken und extra Stulpen für die Waden, anstelle den kompletten CEP Strümpfe. Am Wendepunkt in der Hansaallee wieder super Stimmung. Danke Köln, das brauche ich jetzt. Auf der anderen Seite geht es weiter. Am Straßenrand steht ein Läufer und muß sich übergeben. Damit habe ich zum Glück keine Probleme. Ich bin einfach nur total am Ende. Mit allem was noch geht versuche ich verzweifelt das Tempo zu halten. KM37 in 4:38min. Weiter im Kaiser Wilhelm-Ring. Es sind nur noch 5km versuche ich mir einzureden. Das ist doch fast gar nichts! Von wegen! Ich schlurfe nur noch Strecke entlang.



KM38,5 - Hahnentorburg am Rudolfplatz. Bildquelle: Hpschaefer www.reserv-art.de



St.Aposteln am Neumarkt. Bildquelle: Raimond Spekking

Hohenzollernring, ich sehne die Tafel mit der „38“ herbei. Es ist mal wieder das typische Marathondrama wie ich es nur allzu gut kenne. Die „38“ kommt am Friesenplatz. 4:39min, das ist doch super! Komm, los noch 4km und noch 2km bis zum Dom. Weiter kämpfen. Zum 3.Mal komme ich an den Rudolfplatz. Abzweig links, an der Hahnentorburg vorbei. Weiter Richtung Neumarkt. Einmal um den Platz. KM39 mit 4:45min geht noch. Cäcilienstraße weiter, Abzweig links in die Hohe Straße. Der Dom ist schon zu greifen nahe. Immer weiter, kämpfen! Die letzten Kilometer, bald ist es geschafft. Mit 4:45min KM40 gestoppt. Die Gesamtzeit ist noch immer gut. Wenn ich so weiterlaufen kann ist das top! Die schmale Gasse zum Dom runter, die Stimmung steigt. Wahnsinn! Der Dom kommt zum Vorschein. Roncalliplatz, total geil was hier abgeht. Aber mir tut alles weh! Ich quäle mich diese letzten Kilometer zum Ziel. Trotzdem, Applause für die tollen Zuschauer auf dem Roncalliplatz. Daumen hoch! Das Spendentor ist hier total fehl am Platz. Wer läuft denn bitteschön hier noch einen Umweg? Die sind doch alle platt! Sowas muß man am Anfang des Marathons aufstellen!



der Roncalliplatz vor dem Dom ist erreicht. Den Rest schaffe ich auch noch. Bildquelle: Neuwieser



Das letzte Stück Kopfsteinpflaster bei KM 41 Reiterstandbild König Friedrich Wilhelm III. Bildquelle: Raimond Spekking

Zurück geht es durch die Kölner Altstadt, teilweise auf übelstem Kopfsteinpflaster. Mir qualmen die Füße, alles schmerzt, und jetzt noch Kopfsteinpflaster vom feinsten. Gulichplatz, Quatermarkt, links in die Gürzenichstraße. KM41 in 4:47min. Weiter auf den Heumarkt, vorbei am Reiterstandbild König Friedrich Wilhelm III. Rampe auf die Deutzer Brücke. Und die ist jetzt steil! Das ist wirklich der Kracher zum Abschluss. Ich sehne den Scheitelpunkt der Brücke herbei. Das dauert ewig! Endlich ich bin oben. Jetzt nur noch laufen lassen und ordentlich Geschwindigkeit aufnehmen. Die Uhr zeigt 3 Stunden 4 Minuten. Los alles reinhängen, dann wird das noch ne Zeit unter 3:07! Köln Deutz ist erreicht. Jetzt die Linkskurve Mindener Straße. Nicht locker lassen, noch ist die Uhr unter 3:07. Der Zielbogen ist zum greifen nahe. Schön durchziehen. Jaaa!!!! Geschafft in 3:06:43. Wie geil! Das hätte ich vor dem Start nicht geglaubt, nochmal 2 Wochen nach Berlin so eine Zeit zu laufen. Heute Abend gibt es Bier zum 50.Marathonfinish.



Was will man mehr? Zielzeit von sub 3:10 mehr als erreicht. 50.Marathon in Köln gefinshed.



nach dem Marathon bei 11° C im Freien auf eine freie Dusche warten

Weit muß man laufen um endlich an die Verpflegungsstellen zu kommen. Zu den Kleiderbeuteln ebenso. Das ist bei Temperaturen um die 11° nicht gerade angenehm, aber läßt sich dank Finisher Glücksgefühle locker aushalten.