Sonntag, 29. März 2009

18. Eschollbrücker Ultramarathon

Frage : Kann ich mitten im Marathontrainingsplan anstelle des Langen Laufes am Sonntag einen Ultramarathon laufen ?
Antwort : Na klar !

Vorbereitung :
2 Ultras innerhalb von 8 Wochen laufen, ist schon ein straffes Program. Aber 3 Wochen vor dem 2.Ultra noch in Wiesbaden den Lauf auf die Platte zu absolvieren, und die Woche drauf den Wintersteinlauf in Friedberg zu bestreiten, das ist schon mehr als grenzwertig. Soll ich das wirklich wagen ? Na klar ! Was den sonst ! Schließlich winkt ja mit 2 Ultrateilnahmen ein Eintrag in der deutschen Ultra Cup Wertung.
Nach dem guten Ergebnis vom Wintersteinlauf sah ich dem ganzen Vorhaben sehr positiv entgegen. Obwohl immer noch leicht geplagt von Erkältungserscheinungen erholte ich mich recht schnell. Dass man natürlich in den verbleibenden 2 Trainingswochen bis zum Ultra nichts mehr groß reißen kann war klar. Also schraubte ich die Wochenkilometer leicht runter und setzte mehr auf Erholung. In der ersten Woche nach dem Winterstein wurden zum Glück die Leistenbeschwerden besser. Samstags lief ich nochmal einen langen Lauf über 32km. Mit im Lauf war eine 5km Runde vom Eschollbrücker Ultra zum antesten. Alles lief soweit gut. Der Rückweg war dann etwas abenteuerlich, da ich einen mir nicht bekannten Weg wählte. Leider bekam ich am nächsten Tag die Quittung für einen 2km mehr oder weniger unfreiwilligen Abstecher auf Ackerboden/Feldboden. Das Sprunggelenk muckte wieder auf. 2 Monate war alles halbwegs ok, dank Einlagen und Fußgymnastik. Das sind ja beste Aussichten. Und nun ? Wie immer eben. Nur 3 leichte, statt 4 Einheiten. Temposachen ganz weglassen.



Streckenbegutachtung 1 Woche vor dem Wettkampf

Der Plan :
Bestärkt durch das gute Ergebnis vom Winterstein setze ich mir das Ziel Sub 3:50. Das wäre mit einer Pace von 4:36/km machbar. Um vernünftig ins Rennen zu kommen versuche ich mich diesmal an einer 3 Stufen Taktik mit negativem Split.
km 1-3 Pace 4:41
km 4-19 Pace 4:37
km 21-50 Pace 4:35
soweit die Theorie.........
Thomas und Gabi wollten die zurückhaltende Anfangspace mitlaufen um nicht unnötig auf den ersten Kilometern zu überpacen.

Wettkampftag :
Früh aufstehen ist angesagt. Um 9 ist schon der Start. Außerdem klaut uns die Umstellung auf die Sommerzeit nochmal 1 Stunde Schlaf. Ich schaffe es tatsächlich um 5:30 Uhr aufzustehen. Nochmal die letzten Sachen in die Tasche gepackt. Zum Frühstück gibt es Kaffee ein Brötchen mit Honig, Müsli mit Joghurt und Apfel. Trotz der immer noch niedrigen Temperaturen will ich bis auf ein hauchdünnes Langarm Unterhemd in kurzen Sachen laufen. Die Winterkleidung beim Wintersteinlauf hatte mich doch ganz schön ins Schwitzen gebracht.
Heute muß ich nicht fahren, Gabi holt mich wie verabredet um 7:30 Uhr ab. Eschollbrücken ist ja nicht weit weg, und so haben wir um 8:00 Uhr schon die ganzen formellen Dinge mit Startnummer usw. erledigt. Es gibt noch für jeden Starter eine Tafel Nußknacker Schokolade und ein Duschgel (das hat hier schon eine längere Tradition). Die Taschen bleiben einfach in der Umkleide stehen. Alles ist super familiär und einfach gehalten. Man fühlt sich gleich wohl. Es gibt noch etwas Zeit zum plaudern. Wir treffen auf Thomas und besprechen noch einmal die "Bremstaktik" für die ersten Kilometer. Nun geht es raus zum Start. Ich mache es wirklich wahr. Kurze Sachen, wie geplant. Das hauchdünne Langarmshirt verspricht tatsächlich was ich kaum glauben kann. Es hält warm und man merkt es kaum auf der Haut. Prima. Trotzdem nehme ich eine Kappe für den Kopf und Handschuhe. Kappe und Handschuhe kann ich ja bei Bedarf einfach in einer der zehn Runden im Start/Zielbereich auf die Seite werfen.

Start :
81 Ultramarathonläufer/innen stehen bereit für 50km. Alles ist irgendwie locker und entspannt. Los gehts. Vom Sportplatz raus geht es gleich nach rechts. Ein kurzes Stück auf dem Waldweg, dann kommt die Abzweigung nach links auf den Damm. Hier steht schon Gerhard der 1. Streckenposten. Er nennt doch tatsächlich die Leute beim Vornamen. Wie geht das ? Wir haben doch nur eine Nummer. Hoch geht es auf den Damm und gleich wieder nach links. Wo sind denn die Bremsläufer ? Thomas habe ich scheinbar schon verloren. Gabi läuft vor mir. Ich schließe auf, wir wünschen uns einen guten Lauf und ziehe davon. Alle guten Vorsätze vom Start weg über den Haufen geworfen. Ich kann einfach in der Anfangsphase nicht langsam laufen. Das werde ich wohl nie lernen. Jetzt kommt der erste Wert. KM1 eine 4:24. Ein kurzes aber heftiges Gefälle kommt. Gleich darauf geht es wieder langsam hoch auf die normale Dammhöhe. Hier muß man auch ein Stück neben der Autobahn laufen. Jetzt die Dammschniese im Wald. Hier könnte es ab und zu ziehen. Wir verlassen den Damm an der gleichen Stelle, wo wir hochgelaufen sind. Ein kurzes Stück, bei dem Läufer/innen entgegenkommen können. Der Damm ist quasi ein Rundkurs von ca.1800m. Das KM2 Schild kommt, ich drücke auf die Uhr 4:22. So kann das nicht weiter gehen, der Puls ist schon über 160/88%HFmax. Ich muß jetzt Tempo rausnehmen sonst ist der Lauf schneller vorbei, als mir recht ist. Jetzt geht es scharf links, wieder vorbei am genialen Streckenposten Gerhard. Er nennt jeden beim Namen, und hat noch einen aufmunternden Spruch drauf wie, "prima, das läuft gut, sieht sauber aus......." Jetzt folgt ein langes Stück durch den Wald. Mitten drin ein leichter Knick nach rechts. Ich schließe auf eine Gruppe mit Läufern auf und versuche mich deren Tempo anzupassen. Es funktioniert. Am Waldrand vor dem Feld steht wieder ein weiterer interessanter Streckenposten. Zwei ältere Männer lehnen an einem Fahrrad und haben ebenfalls lockere Sprüche für die Ultraläufer übrig. KM3 wird mit einer 4:31 gestoppt. Na bitte geht doch. Auch der Puls beruhigt sich wieder. Das kurze Stück durch das Feld ist nicht sehr angenehm zu laufen. Ein Glück ist es auch bald wieder vorbei. Die Strecke führt jetzt wieder in Richtung Sportplatz zurück. Es geht direkt am Waldrand vorbei. Zur linken schon die Wohngebiete, aber leider kaum Zuschauer. Ein kleiner Abstecher geht jetzt kurz in den Wald rein. Es folgt eine Spitzkehre und auf einem schwer zu laufenden Stück, geht es auf einer Laufspur zurück an den Weg am Waldrand. Das wird sicher schwierig hier zu überholen. Es bleibt nur die Ausweichmöglichkeit durchs Gestrüpp. Weiter am Waldrand folgt KM4 mit 4:30. Immer noch einen Tick zu schnell. Wir nähern uns dem Sportplatz. Um den letzten Kilometer der Runde voll zu bekommen ist auf dem Rasenplatz im Sportgelände ein Kurs abgesteckt der es gilt zu durchlaufen. Mitten drin sind die fleißigen Helfer vom TVS Eschollbrücken-Eich und zählen die Runden jedes einzelnen Teilnehmers. Im Hintergrund hört man ununterbrochen die markante Stimme von Manfred Kraft. Hier ist jetzt richtig was los, und das wird die Läufer/innen Runde für Runde aufheitern. Allerdings merkt man hier gleich, das Laufen auf dem Rasenplatz ist kräftezehrend. KM 5 ist absolviert. Die Uhr zeit 4:34. Vorbei geht es am Verpflegungsstand. Ich habe vorm Lauf kaum etwas getrunken und muß jetzt dringend nachladen. Doch bis ich im Vorbeiflug kapiere wo was steht, ist auch schon der Tisch zu Ende. Mist, jetzt muß es in der nächsten Runde klappen. Die ersten Runde in 22:24 gelaufen. Viel zu schnell, aber jetzt bin ich ja im Rhythmus.

Runde 2 :
Jetzt läuft es wie es sein soll. Im Schnitt 4:34 auf den KM. Ich versuche weiter an der kleinen Gruppe dran zu bleiben. Aber leider wird der Abstand immer größer. Ein paar aus der Gruppe verschwinden schnell zur Pinkelpause, und ich kann nochmal aufholen. Aber bereits auf dem Rückweg zum Sportplatz bin ich wieder eingeholt. Egal, ich ziehe jetzt mein Ding durch. Das hohe Tempo am Anfang war sowie schon nicht sehr geschickt. Außerdem bin ich in meinem Zeitplan mehr als im Soll. Für die zweite Runde benötige ich 22:50. Auf dem Sportplatz sind bereits die ersten 25KM Starter eingetroffen. Jetzt der Getränkestand. Wo ist das Wasser ? Geschafft, endlich Wasser.

Runde 3 :
Auf 10KM 45:16 gebraucht, das ist eigentlich zu schnell für mich. Aber es läuft doch. Die Zeiten in Runde 3 sind wieder ein Tick schneller 4:34, 4:25, 4:30, 4:28, 4:32 macht in der Summe 22:33. Zu schnell, das wird nicht lange so weiter gehen. Aber der Puls bleibt niedrig. Im Schnitt um die 153/84%HFmax rum. Also was spricht dagegen so weiter zu laufen. Außerdem werde ich jetzt noch beim Rundendurchlauf von Michael, Gregor, Christian und Harald die auf den 25km Start warten angefeuert. Danke Jungs, das baut auf. Da macht man doch nicht langsamer.

Runde 4 :
Eine absolute Glückssache mit dem Verpflegungsstand. Diesmal greife ich Apfelsaft. Na super, das bekommt mir ja überhaupt nicht beim Laufen. Egal, rein damit, ich brauche jetzt irgendwas. Auf das es Blähungen gibt. Für den Streckenposten Gerhard, sieht mein Laufstil immer noch gut aus, obwohl ich da langsam anderer Meinung bin. Immer mehr Läufer/innen überrunde ich bereits. Hoffentlich geht die Rechnung auf. Es ist alles nicht mehr so locker wie am Anfang. Durchlauf an der Sportplatztribüne, die 25KM Starter muntern auf. Diesmal schnappe ich mir einen Wasser Becher. Analyse der Runde: 22:44 ; Gesamtzeit nach 20km 1:30:31. Puls weiterhin im grünen Bereich bei 155/85%HFmax. Ich bin jetzt im Vergleich zum Rodgau Ultra schon über 2 ½ Minuten schneller und liege knapp 2 Minuten vor der geplanten Zeit.

Runde 5 :
Dies wird die letzte ruhige Runde werden. Danach kommen die 25km Läufer/innen dazu. Der Plan war, mindestens 1km vor den 25’er zu liegen um nicht unnötigen Überholmanövern und engen Streckenteilen ausgesetzt zu sein. Am Ende dieser Runde werde ich den Gel-Pack mit Wasser runterspülen. Vielleicht bekomme ich den leichten Hänger damit ein bisschen in den Griff. Ich lasse etwas nach. Auch merke ich leichte Probleme am Sprunggelenk. Aber das ist ja nichts neues, und da habe ich ja die Erfahrung gemacht, dass man so was in Wettkämpfen irgendwann ausblendet. Rein in den Sportplatz, Gelbeutel aufgerissen und alles fein runtergeschluckt. Die 25’er scharren schon mit den Hufen, denn bald wird der Startschuss fallen. Jetzt ganz wichtig Wasser nehmen, sonst klappt das nicht mit dem Energie Gel. 25km sind geschafft. Halbzeit, jetzt zählen die KM rückwärts. Wasser im Vorbeiflug am Verpflegungsstand genommen und runter damit.

Runde 6 :
Wieder den Anstieg auf den Damm. Das tut jetzt merklich weh, und ich habe meine Mühe oben wieder in Gang zu kommen. Jetzt werden erstmal Hochrechnungen angestellt. Für 25km habe ich 1:53:34 gebraucht. Die letzte Runde war mit 23:03 etwas schwächer. Aber immer noch ein Schnitt von 4:37/km. Das geht noch, aber die Tendenz zeigt, dass ich dieses Tempo nicht mehr lange halten kann. Auch der Puls ist trotz geringerem Tempo weiter geklettert auf 86%HFmax. Mir wird es warm. Ein Glück habe ich mich für die kurzen Sachen entschieden. Nicht auszudenken, was jetzt wäre wenn ich das Winteroutfit anhätte. Die erste Abschnitt auf dem Damm ist für mich fast vorbei, da sehe ich die ganzen frischen 25’er Läufer/innen den Damm rauf kommen. Jetzt bin ich der Gejagte. Das wird nicht lange dauern, dann haben mich die ersten eingeholt. Geschätzter Vorsprung ca. 1300-1500 Meter. Ich muß zu mindestens versuchen, das augenblickliche Tempo zu halten. Es sind noch weit über 20km zu laufen, wie soll ich das nur schaffen ? Im Rodgau hatte ich einen ähnlichen Hänger, dort bin ich irgendwie wieder in Tritt gekommen. Das muß ich hier jetzt auch schaffen. Und irgendwie auf dem langen Stück durch den Wald erhole ich mich ein wenig. Aber das Stück durchs Feld tut weh. Ich wechsele die Spur, aber es ändert sich nichts. Abstecher in den Wald, direkt an der Holzeule. Hier hab ich noch vor einer Woche total entspannt Fotos gemacht. Auch hier stehen Streckenposten und haben aufmunternde Kommentare für mich. Ich bin jetzt wieder etwas besser drauf, ich glaube der Hänger ist überwunden. Sportplatzdurchlauf kommt. KM30, die Uhr zeigt 2:16:30. Die letzten 5km in 22:56. Also nicht schlechter geworden. Auf jetzt, noch 20km dann ist es geschafft.

Runde 7 :
Noch schnell mit Cola versorgen, so ein bisschen Zucker kann jetzt nicht schaden. Bäh, was ist das denn ? Malz-Bier. Hmmm, ob das was bringt, oder ob es den Magen nur belastet ? Säuft das nicht die Eishockey Nationalmannschaft Kastenweise ? Ich schluck’s runter, 5 weitere KM ohne was, geht jetzt nicht mehr. Ich verlasse den Damm, da läuft Gabi gerade hoch. Hey super, dann ist Gabi gerade mal 1800 Meter hinter mir. Wahnsinn, die ist voll auf Kurs. Ich drücke die Daumen, dass Sie es durchhält.
Die KM Zeiten werden jetzt zu meinem großen Erstaunen sogar leicht besser. 4:34 ; 4:28 ; 4:31 ; 4:32 ; 4:35. Wobei der Puls jetzt weiter steigt, Inzwischen auf 162/88%HFmax. Aber das war klar. Immer mehr Läufer/innen müssen überholt werden. Ganz besonders schlecht ist das auf dem kleinen Trampelpfad nach der Eule. Aber ich möchte auch hier keine wertvollen Sekunden verschenken und überhole im Gestrüpp. Das ist kräftezehrend. Wieder auf den Sportplatz. Ich laufe an der Tribüne vorbei, da höre ich jemanden rufen „auf, ein Platz in der AK winkt“. Wie ? Was ? Bin ich doch so gut auf Kurs ? Jedenfalls habe ich diese Runde in 22:43 geschafft. Die Gesamtzeit steht auf 2:39:13. Das würde ja bedeuten, bei Sub 3:50 fast 1 Stunde 11 Minuten Zeit für 15km. Das ist heute meine Chance. Weiter geht’s.

Runde 8 :
Beim Anstieg auf dem Damm kommt mir Christian entgegen, der trotz heftiger Knieprobleme die 25km auf sich genommen hat. Wir machen schnell „shake-hands“. Super Christian, halte durch ! Es wird immer schwierigen nach dem eigentlich lächerlichen Dammanstieg wieder in den Rhythmus zu kommen. Mir wird jetzt echt warm. Beim nächsten Durchlauf werfe ich erst mal die Handschuhe weg. Nach dem Stück neben der Autobahn sehe ich Thomas auf dem Damm gehen ! Oh nein, was ist denn da los. „Hey Thomas, auf weiter, häng dich dran, nicht gehen !“ Er ruft, „es geht nichts mehr.“ Das kann ich nicht glauben. Er hat sich so gequält im Training. Monatsschnitt bei weit über 400km. Das ist wirklich schade, hoffentlich kann er sich noch mal aufraffen und den Lauf zu Ende bringen.
Auf eine 4:42 bei KM 36 kommt zum Glück gleich die 4:28 bei KM37. Jetzt muß ich am Ball bleiben, blos nicht nachlassen. Vorbei am Streckenposten vor dem Feld. Die zwei älteren Herren sind mir echt sympathisch. Ganz lässig lehnt der eine am Fahrrad. Ich laufe vorbei, da ruft einer der zwei „du bist neunter.“ „ne kann nicht sein“, „doch, doch neunter“. Ja,ja, vielleicht neunzehnter. Das kommt schon eher hin. Das sind doch so viele vor mir gewesen. Das passt nicht. Oder vielleicht doch ? Mal überlegen, also ganz vorne ist ja der Rene Strosny, dann waren da noch so ein paar, die am Anfang abgegangen sind, als wär’s es ein 5km Stadtlauf. Einer von „Passtschon 98“ hat mich in der 2.Runde mit einen, ja fast schon Gazellenartigen Laufstiel überholt. Und natürlich die Gruppe welche mir in Runde 3 enteilt ist. Also es könnte tatsächlich stimmen. Es könnte aber auch nicht stimmen, und außerdem sind noch über 11km zu laufen. Jetzt konzentrieren und zusammenreißen für die letzten 2 Runden, die es mit Sicherheit gnadenlos in sich haben werden. Nochmal durch den Sportplatz, die „Bonusrunde“ auf dem Rasenplatz wird zur Qual. Da helfen auch kaum mehr die Sprüche von den fleißigen Rundenzählern. Weg mit den Handschuhen. Diese werfe ich einfach beim vorbeilaufen an der Tribüne, in die Richtung meines Läuferbeutels. Mal sehen was die Uhr sagt beim 40km Durchlauf. 3:02:04 Gesamtzeit ; also 22:51 für die Runde. Na das ist doch super, jetzt noch 10km.

Runde 9 :
Kaum auf dem Damm, da überholt mich Gregor der auf 25km unterwegs ist, in einer abartigen Geschwindigkeit. Er fragt : „und ? wie lange noch ?“. „noch 10, aber ich bin am Ende“. „Beiß dich durch“ und weg ist er. Nicht zu glauben, ist der gestern Abend nicht noch beim Nightrun mitgelaufen. Wie kann man da heute Morgen so fit sein ? Jetzt kommt der Marathondurchlauf, das ist mal wieder was, wo einen kurz ablenkt von der Qual. Für die letzten 10km habe ich noch fast 48 Minuten zur Verfügung. Ich kann mir jetzt KM Zeiten im Schnitt von 4:48/km erlauben. Aber in diesem Zustand ist eine 4:48 auf den Kilometer so unglaublich anstrengend. Tatsächlich beiße ich mich durch, und schaffe Runde neun mit KM Zeiten von 4:42 ; 4:33 ; 4:40 ; 4:44 ; 4:47. Den Streckenposten rufe ich zu „wir sehen uns noch einmal“. Auf dem „Trampelpfad“ treffe ich noch einmal auf Christian, er zieht trotz Verletzung die 25km bravourös durch, super Christian. Den Marathondurchlauf habe ich ungefähr bei 3:12:20. Das wäre meine 2. beste Marathonzeit. Nicht mal 3 Minuten langsamer als meine Bestzeit. Noch eine Runde, dann bin ich durch. Jetzt noch schnell die Kappe wegwerfen und noch mal ein Getränk nehmen. Aber am Verpflegungsstand ist reger Betrieb. Ich komme gar nicht richtig ran. Ja sind die schon alle fertig ? Nein, die machen Pause. In der Hektik rempele ich noch jemanden, - sorry, das war keine Absicht.

Runde 10 :
Ich quäle mich wieder den Damm hoch, Streckenposten Gerhard feuert mich noch mal an. Die letzte Runde. Jetzt wird nicht mehr aufgegeben. Für das Ziel Sub 3:50 bleiben mir noch 24min26sec. Also ein Schnitt von 4:53/km. Ich komme kaum mehr in Tritt auf dem Damm. Nochmal durch die Schleuse. KM46 ich habe eine 4:58 ! Das darf doch nicht wahr sein, so kurz vor Schluß brech’ ich jetzt ein. Ganz locker bleiben, noch mal das letzte rausholen. Das wäre ja noch schöner. Es geht steil den Damm runter. Es kommt mir vor, als wären die Füße kurz vorm platzen. Wieder hoch. Noch einmal die Damm Schneise durchlaufen. Ich komme mir so langsam vor. Auf jetzt, hast du dafür die ganze Zeit trainiert, um jetzt den Lauf mit über 3:50 zu beenden. Niemals ! Runter vom Damm KM47 mit 4:48. Naja geht gerade noch so. Machs gut Gerhard, du warst super, danke ! Das lange Stück im Wald. Noch 3km, das ist doch eigentlich ein Klacks. Jetzt reiß dich zusammen, in spätestens 15 Minuten ist das Ding hier durch. Immer noch muß man andere Läufer/innen überholen. Jeder Schritt ist jetzt zuviel. Es geht auf das Feld zu. Noch mal die zwei älteren Streckenposten. Macht’s gut Ihr zwei, ihr wart klasse, danke für die Unterstützung. KM48 mit 4:45 absolviert. Jetzt noch 2km. Läppische 2km, die mich echt an die Grenze des machbaren bringen. Ein Glück das Feld ist vorbei. Noch mal rein auf den Trampelpfad. Schon wieder überholen im Gestrüpp. Egal jetzt. Gleich kommt KM 49. Ich kann das Schild schon sehen. Es wird eine 4:57. Nicht nachlassen. Durchziehen. Ich habe für den letzten Kilometer genau noch 4 Minuten 57 Sekunden Zeit. Ziehen wir mal 5 Sekunden vom Start ab, dann wäre ich mit einer 4:50 auf der sicheren Seite. Los, quäl dich. Rein auf das Sportgelände. Ich mobilisiere alles. Versuche die Arme noch mit einzusetzen. Vorbei an den Rundenzählern. Einer ruft : „Ziel hier lang“. Oh, fast hätte ich noch den richtigen Weg verpeilt. Das muß reichen, ich bleibe unter 3:50 ! Ich bin schon auf der Bahn. Das können höchstens noch hundert Meter sein. Ich ziehe noch mal an. Das Ziel ist zum greifen nah. Geschafft. Ja, ja, ja, ja. 3:49:42. Ich hab’s tatsächlich in der geplanten Zielzeit geschafft. Ich kann es kaum glauben. Das ist der Wahnsinn. Über 4 Minuten schneller als vor 2 Monaten im Rodgau.

Völlig neben der Spur, gehe ich zu meinem Läuferbeutel und hole schnell Jacke und Hose zum überziehen gegen die Kälte.

Ich habe mein Möglichstes getan, jetzt heißt es abwarten, was diese Zeit am Schluß wert ist. Vielleicht reicht es zu einer Platzierung in der Altersklasse.
Gregor ist schon im Ziel, er ist die 25km in der Hammerzeit von 1:43:57 gelaufen. Unglaublich ! Jetzt wird sich erstmal über das Ziel Büffet hergemacht. Schokolade, Kekse, Malzbier alles da. Jetzt kommt auch Michael in Ziel. 2:02:48 ist für Ihn eine super Zeit. Glückwunsch ! Nun müßte doch auch Gabi bald eintreffen. Ihr kann heute der ganz große Coup gelingen. Da kommt Sie auch, klasse. Zieh durch die letzten Meter. Sie hat es geschafft. In 4:06:01. Und es hat Sie keine Frau überholt ! Also Gesamt Platz 1 der Frauen !!!! Ja !!!! Das ist nun wirklich der Oberhammer. Super gemacht Gabi !

Duschen, dann ab zur Siegerehrung und zum feiern !
Die Duschen sind wie im Rodgau nur mit kaltem Wasser. Aber das belastet mich heute nicht mehr. Ich packe gerade meine Sachen zusammen, da kommt auch Thomas in die Umkleide. Er hat den Lauf tatsächlich noch durchgezogen. Klasse !
Ich gehe nach draußen, da kommt mir auch schon Gregor entgegen und gratuliert mir zum 2.Platz in meiner AK. Nein, das kann nicht sein. Ich gehe zu den Ergebnislisten. Es stimmt. Jawohl !!!!! 2. Platz hinter Rene Strosny dem Gesamtsieger der Männer. Zum ersten Mal aufs Treppchen gehen….ich bin total happy. Und Greger, ja der hat den 1. Platz in seiner AK über die 25km erreicht. Es ist der Wahnsinn heute. Also nichts wie hin, zur Siegerehrung. Schade dass Christian, Michael und Harald schon nach Hause gegangen sind.



Was für ein geiler Tag ! Gregor, Thomas, Gabi, Frank

Sonntag, 15. März 2009

33.Rund um den Winterstein

Schon im Dezember hatte ich mich für diesen Lauf angemeldet. Eigentlich eine recht sinnvolle Sache für die Mainz Marathon Vorbereitung. Ein 30’er mit 480 Höhenmeter, warum nicht. Was ich damals noch nicht wusste, dass ich im März noch zwei außerplanmäßige Läufe auf dem Programm habe. Eine Woche vor dem Winterstein „auf die Platte fertig los“ der 8,1km kurze, aber knackige Berglauf in Wiesbaden, und 14 Tage nach dem Winterstein noch den 50’er Ultra Lauf in Eschollbrücken. Wie bringt man das unter einen Hut ?
Ich fühlte mich nicht fit. Den Berglauf letzten Sonntag in Wiesbaden bin ich schon mit Erkältung gelaufen. Nach anfänglicher Besserung am Wochenanfang, kam allerdings am Donnerstag die Erkältung zurück. Was jetzt ? Das Donnerstagstraining wurde ersatzlos gestrichen. Stattdessen gab es Schlafeinheiten. Am Freitag dann noch mal vorsichtig 50 Minuten gejoggt. Das ging, aber es war anstrengend. Also habe ich am Samstag auch noch mal auf das kurze Abschlußtraining verzichtet, um alle Kraft für den Lauf am Sonntag zu sparen. Trotzdem wollte ich mich nicht verausgaben, in Anbetracht des anstehenden Ultralaufes in 2 Wochen. Eine Zeit knapp um die 2:20 sollte für diese hügelige Strecke eine gute Leistung sein. Das wäre ein Tempo von 4:40/km.
Am Sonntag morgen fühlte ich mich schon viel besser. Also fuhr ich gut gelaunt nach Friedberg. Lediglich die Frage der richtigen Kleidung, machte mir auf der Fahrt noch Kopfzerbrechen. Es waren fast 10 Grad. Lang oder Kurz, oder Kurz und lang ? Aber auf Grund der noch nicht ganz ausgestandenen Erkältung, entschied ich mich für Lang, so als ob es 0 Grad wären. Auf den Gelpack verzichte ich. Braucht man doch für 30km auch noch nicht. Schließlich habe ich beim Frühstück morgens um 6 Uhr noch ordentlich rein gehauen. Das muß für den Lauf reichen.
Ich bin früh in Friedberg angekommen. Noch gut 1 Stunde Zeit bis zum Lauf. Es ist sehr viel los in der Henry-Benrath-Schule, schließlich gibt es einen 30,10 und 5 km Lauf. Es wird mit weit über 1000 Läufern gerechnet. Trotzdem eine zügige Abwicklung bei der Startnummervergabe. Wie üblich gibt es wieder Kaffee und Kuchen. Einige Stände mit Laufkram sind auch da. Noch ca. 30 Minuten bis zum Start. Ich treffe auf Gabi. Wir plaudern noch ein bisschen, bevor es nach draußen geht zum Start.
Am Start haben sich schon jede Menge Läufer versammelt. Weiter nach vorne gehen ist leider nicht mehr. Also starten aus der Mitte raus. Wertvolle Sekunden vergehen bis ich endlich die Startlinie überschreite. Es gibt absolut kein durchkommen. Viel zu enge Wege und zu groß das Läuferfeld. Es wird gerempelt, überholt im Feld, aber alles hilft nichts. Ich stecke mitten drin fest. Vielleicht ja gar nicht so verkehrt, da überpace ich wenigstens am Anfang nicht, versuche ich mir einzureden. Aber es nervt total. Jetzt kommt auch noch eine Brücke. Da können maximal 4-5 Leute nebeneinander laufen. Ich koche innerlich. Endlich, das Ort Ockstadt ist erreicht. Die Straße wird breiter. Jetzt bin ich nicht mehr zu bremsen. Versuche alles wieder gutzumachen, was verloren ging. Das km 2 Schild kommt. Den ersten km Marker habe ich Dank dem Getümmel nicht gesehen. 9:17 also 4:39/km trotz der Enge. Da waren wir doch schnell unterwegs. Alles im Plan. Die Strecke steigt nun auch etwas an. Aber am Anfang nimmt man das noch locker. Wir verlassen Ockstadt. Es geht jetzt eine lange Straße hinauf Richtung Autobahnbrücke über die A5. Das Feld zieht sich weiter auseinander. km3 mit 4:19 und km4 eine 4:35 trotz leichter Steigung. Überall auf dem Weg liegen tote Frösche herum. Ein Schild weist auf die „Alligator-Action-Farm“ hin. Was es nicht alles gibt. Da passieren wir die Farm auch schon. Von außen keine Krokodille zu sehen. Es geht über die A5. Gleich darauf der erste Verpflegungsstand. Ich lehne hier noch dankend ab. Die Strecke biegt ab nach links. Der Weg verläuft durch den Wald. Allerdings genau parallel zur A5. Man kann gut die Autobahn hören. Mir wird es warm. Die Winterkleidung war wohl doch keine so gute Idee. Jetzt ist es zu spät, was abzulegen. Schwitzen bis zum Schluss :-( . Nun kommt km5 mit einer 5:02. Sehr seltsam ? Da war doch jetzt keine besondere Steigung. Hier stimmt was nicht mit dem Schild. Mein Verdacht bestätigt sich, da andere Läufer sich auch über die schlechte km5 Zeit wundern. Dieser Teil der Strecke ist sehr matschig, und man muss schon aufpassen, dass es keine nassen Füße gibt. Die ersten Steigungen sind geschafft. Jetzt kann man es (lt. Höhenprofil vom asc-marathon-friedberg), locker laufen lassen bis ca. km12. Es läuft gut. Km6 eine 4:17, km7 mit 4:33 und km8 in 4:40. Ein Glück, wir verlassen die Nähe der Autobahn. Immer mal wieder kommen jetzt kleine Teilabschnitte mit leichtem Anstieg. Aber gleich darauf wiederum „Erholungsabschnitte“. Ich schließe bei km9 auf einen Läufer auf. Ich frage kurz : „was willsten laufen ?“. „4:30er Schnitt“. Mehr wird nicht geredet. Ich ziehe weiter und rechne fleißig. 4:30er Schnitt das wäre eine 2:15. Ich bin also schon schneller unterwegs als ich es ursprünglich geplant hatte. Aber 2:15 könnte man doch schaffen….mal sehen. Km 10 kommt mir da als Anhaltspunkt gerade recht. Die Uhr sagt 45:11. Und das mit den jetzt schon gelaufenen Steigungen. Mit einem schnelleren Trainingslauf hat das jetzt nichts mehr zu tun. Ich bin gut dabei. Die 2:15 müßten heute drin sein. Der Verpflegungspunkt kommt. Jetzt muss ich trinken. Ich rufe schon mal „wo ist Iso ohne Kohlensäure“. „Ohne Kohlensäure haben wir nur warmen Tee !“. Na dann halt warmen Tee :-( . Ich muss jetzt trinken. Wer kommt denn auf die Idee mit der Kohlensäure bei einem Lauf ? Das gibt doch nur Probleme. Der Belag wird nun zu Asphalt. Die Steigung nimmt zu. Hatte ich km11 noch mit einer 4:33 genommen, schaffe ich km12 mit Mühe in 4:46. Das wird die gemeine Steigung bis km15 sein. Jetzt wird es ernst. Inzwischen meldet sich auch so ganz langsam meine Leiste und das Schambein. Aber noch kann ich die Probleme „ausblenden“. Zur rechten jetzt ein riesiges Kasernengelände. Der Weg zieht weiter steil nach oben. Brutal. Km 13 in 5:09. Immer wenn man glaubt, es würde ein kleiner ebener Abschnitt kommen, da sieht man auch schon die nächste Steigung vor sich. Hier wird es sich jetzt zeigen. Ich schließe langsam zu einer größeren Läufergruppe auf. Ich versuche mich zusammen zu reißen. Bleib an der Gruppe dran ! Jetzt nicht nachgeben ! Ab und zu pfeift der Wind noch entgegen. Zur Gruppe ist der Anstand leider zu groß um im Windschatten zu laufen. Km14 wird mit 4:59 gestoppt. Gleich hab ich es geschafft. Es sieht so aus, als ob die Strecke nach rechts abbiegt. Dann war es das mit den Steigungen. Ja, so ist es ! Der schlimmste Teil ist hinter mir. Es geht leicht runter. Wir bewegen uns wieder auf Waldboden. Ich bin nun mitten in der Gruppe, die ich bei der Steigung noch als Motivation benutzt hatte. Ich kann sogar überholen. Super ! Ich bin trotz der letzten Erkältungswoche gut drauf. Nur das Zwacken in der Leistengegend macht mir immer mehr Sorgen. Ich wechsele so oft es geht den Untergrund um irgendwie die angenehmste Laufposition herauszufinden. Hoffentlich geht das gut, wenn zum Schluss das Gefälle kommt. Halbzeit, die Uhr zeigt bei km15 die Laufzeit von 1:08:57. Hochrechnung anstellen. OK, das ist jetzt ein bisschen ab von der Zielzeit 2:15, aber der schlimmste Teil ist überwunden. Von jetzt an, kann es nur noch schneller werden. Km16 kommt mit 4:13. So kann es weitergehen. Dann müsste das doch reichen. Die Strecke geht nun hügelig weiter. Aber immer wieder kleine Teile zum verschnaufen. So komme ich dem Ziel Sub 2:15 immer näher. Km17 in 4:17. Noch einmal wird es ungemütlich. Eine längere Steigung zieht sich, aber so schlimm kann es doch nicht mehr werden. Ich bin inzwischen ganz alleine. Dieser KM hatte es in sich. Ich brauche 4:41. Jetzt wieder starkes Gefälle und dann gleich wieder hoch. So geht das jetzt immer weiter bis wir bei km21 am höchsten Punkt der Strecke angelangt sind. Neue Standortbestimmung kommt bei km20. Die Uhr zeigt 1:31:06. Das bedeutet mir bleiben jetzt noch 43:54 Minuten für 10km. Spätestens jetzt müsste doch klar sein, wenn ich hier kein Fehler mehr mache, dann ist die Sub 2:15 locker drin. Aber das Gefälle kommt. Was wird dann die Leiste sagen, wenn jeder Schritt abgefangen werden muss. Es ist alles noch im Rahmen. Ich muss noch kein Tempo rausnehmen. Km21 mit 4:13 geschafft. Jetzt geht’s, mal abgesehen von ein paar kleinen Passagen, nur noch runter. Das merkt man auch in den Zeiten : 3:58 / 3:54 / 3:53. Alles läuft nach Plan. Die Belastung ist groß für die Gelenke. Aber immer noch hält alles. Hoffentlich handele ich mir hier keine Verletzung ein. Kurz nach km24 wieder der Abzweig nach rechts. Es geht ein Stück rauf. Das tut im ersten Moment gut, aber nach kurzer Zeit wird es anstrengend. Ich kann noch eine kleine Gruppe überholen. Jetzt km25, was sagt die Uhr ? 1:51:17 . Das macht genau 23:43 Minuten für 5 KM, größtenteils im Gefälle. Das muss es sein ! Noch mal ne kleine Steigung, vorbei an einer Reihe von fest montierten Pfosten auf dem Weg. Sehr eng, obwohl ich ganz alleine durchlaufe ! Das hätten wir mal am Start haben müssen, denk ich noch. Ich sehe schon den Verpflegungsstand und die Brücke über die A5. Wieder nur warmen Tee bekommen. Aber was soll das jetzt auch. Noch etwas über 4 km. Es geht jetzt fast den gleichen Weg wie am Anfang zurück. Zur rechten wieder die Kroko-Farm. Wieder weiter abwärts. Auch die toten Frösche kleben noch auf dem Asphalt. Das hohe Tempo im Gefälle geht auf die Knochen. Ich versuche mich aufzumuntern. In spätestens 15 Minuten ist das Ding gelaufen. Da bist du im Zielbereich und kannst essen und trinken soviel du willst. Das Gefälle wird wieder angenehmer. Km26 und 27 knapp mit unter 4 Minuten genommen. Rein geht es nach Ockstadt. Gleich ist es geschafft. Noch mal links in die Straße abbiegen. Jetzt kämpfen. Km28 Marke bei 2:03:02 ! Die Sub 2:15 ist keine Frage mehr. Auch wenn es jetzt weh tut und sich schier endlos zieht. Rüber über die abgesperrte Hauptstraße. Kleiner zusätzlicher Knick im Wohngebiet. Raus aus Ockstadt. Man kann Friedberg schon sehen. Jetzt nur noch die kleine Brücke, dann ist es doch geschafft. Diese Brücke zieht sich. Was für eine Schikane so kurz vor Ende. Ich bin oben. Jetzt weis ich auch warum hier eine Brücke steht. Friedberg bekommt ne Ortsumgehung ! Jetzt sehe ich das erst. Das ist mit vor gut 2 Stunden im Gewühl überhaupt nicht ausgefallen. So nun aber noch mal alles geben. Ich höre schon den Sprecher vom Ziel. Es ist nicht mehr weit. Meine Uhr steht auf knapp über 2:10. Was für eine top Zeit. Da fallen die verschenkten Sekunden vom Start gar nicht mehr auf. Ich sehe schon den Zieleinlauf. Die Zeit zeigt noch unter 2:12…..Super. Noch mal anziehen, vergessen sind die Leistenschmerzen. Das hätte ich vorher nicht für möglich gehalten. Jetzt geht es durch den Zielbogen. Die Offizielle Zielzeit ist 2:11:30. Handgestoppt 2:11:11. Das ist ja der Hammer. Besser hätte es kaum laufen können. Schnell noch ein paar Becher warmen Tee getrunken, und die leckeren Bananen vom Bio Runner gefuttert. Geschafft !!!!
Beim Duschen ist es leider genau so eng, wie heute Morgen auf der kleinen Brücke kurz nach dem Start. Ist ja auch kein Wunder, bei so vielen Startern. Wo sollen die denn alle hin. Sogar der Gang vor den Umkleidekabinen ist voll mit Sporttaschen und Läufern. Ungemütlich, aber irgendwie geht es doch.
Ich schaue mir noch mit Gabi die Siegerehrung an, denn Sie hat es schon wieder geschafft. Platz 3 in der AK und Platz 7 in der Gesamtwertung der Frauen. Super ! Herzlichen Glückwunsch. Da kann ich nicht mithalten, bei mir ist es Platz 7 in der AK und Platz 43 der Gesamtwertung der Männer. Aber bei insgesamt 615 Männern die den 30km Lauf bis ins Ziel geschafft haben, da kann man zufrieden sein.
Jetzt heißt es alle Konzentration auf den Eschollbrücken Ultra in zwei Wochen.

Sonntag, 8. März 2009

Wiesbaden - auf die Platte fertig los 2009

Zum zweiten Mal hieß es für mich - auf die Platte fertig los. Der Kult Berglauf auf die Platte im Norden von Wiesbaden. Die Bedingungen für mich waren alles andere als gut. Zum einen stehen noch 2 schwere Wettkämpfe im März aus, und außerdem plagt mich schon seit längerem eine leichte Erkältung. Trotzdem meldete ich mich kurz entschlossen an. Zu allem Überfluß wurde die Erkältung am Tag vor dem Lauf immer schlimmer. Nase zu, Ohren zu, Luftprobleme, Schlappheit. Das volle Programm. Aber keine Anzeichen von Halsschmerzen, deshalb wollte ich auch unbedingt teilnehmen.
Sonntags Morgens mit Mühe und Not aus dem Bett gequält. Tasche gepackt, gut gefrühstückt und ab nach Wiesbaden. Auf der Fahrt ein Honigbonbon nach dem anderen gelutscht, um den leicht rauen Hals zu beruhigen.
Zeitig in der Sporthalle der Johannes Maas Schule angekommen, hab ich mir meine Startnummer abgeholt. Die "333" im Kleinformat gab es für mich. Danke Siegfried, tolle Sache :-) Noch umziehen und ein wenig rumstöbern in den ausgelegten Laufprospekten, und dann geht es runter ins Nerotal zum Start. Es haben sich schon viele Läufer eingefunden und laufen sich warm. Das mach ich jetzt auch. Schließlich geht es gleich in die Vollen, und ich will diesmal keine bleibenden Schäden mitnehmen, wie beim Silvesterlauf in Frankfurt, als ich unaufgewärmt loslief. Das Starterfeld steht bereit. Ich habe mir einen der vorderen Plätze organisiert. Es nieselt leicht, aber noch zum aushalten. Die Temperaturen etwa 5-7 Grad. Los gehts........
Ich habe eine gute Position, kein Gerangel keine Platznot auf den ersten Metern. Es geht leicht ansteigend durch die Parkanlage im Nerotal. Man kann schon die Pfeiler der Nerobergbahn sehen. Raus aus dem Park und schon die erste gemeine Herausforderung. Serpentinenartig geht nun einen sehr schmalen Weg hoch zur Nerobergbahn Gipfelstation. Ein Ansteig von 100 Höhenmetern auf ca. 800 Meter Wegstrecke. Mitten drin in den Serpentinen das KM1 Schild, das neben den gelaufenen Kilometern auch noch die Höhenmeter zeigt, die zu überwinden sind. 4:41 zeigt meine Uhr. Ja bin ich denn bekloppt, hier so schnell anzugehen ? Immer mehr Läufer lassen hier schon abreißen und sind erstmal bedient. Das Feld zieht sich auseinander. Nach 1,5KM bin ich endlich oben. Wir kommen an dem kleinen Tempel vorbei. Hier gibt es einen super Ausblick über Wiesbaden. Vorausgesetzt, das Wetter ist gut, und man ist nach dem ersten Anstieg in der Lage dazu dies auch zu genießen. Heute sind beide Voraussetzungen nicht vorhanden. Ein Blick auf die Pulsuhr sagt alles. 98% HFmax nach 1,5km. Bis KM2 geht es erstmal annähernd eben weiter. Zeit zum verschnaufen. 5:43 meine Zeit für KM2. Bedenkt man doch die 500m vom Serpentinenansteig ist das gut. Die Strecke biegt ab nach links, jetzt ein brutales Gefälle bringt uns wieder ca. 70 Höhenmeter nach unten. Das Hinablaufen ist auch kein Spaß, hier wird man nun mit Bremsarbeit gefordert. Warum geht es überhaupt wieder runter ? Das muß man doch hinterher wieder hochlaufen. Das Tal ist erreicht, es geht langsam wieder hoch. KM3 kommt mit einer 4:24 auf der Uhr. Hmmmm, das hätte ich mir eher schneller vorgestellt, hab ich soviel gebremst im Abwärzstück ? Keine Zeit drüber nachzudenken, es geht sowieso wieder stetig nach oben. KM4 eine 4:14 trotz leichter Steigung ! Da hat es sich doch gelohnt beim Abwärzlaufen ein bisschen das Tempo raus zu nehmen, um neue Kraft zu sammeln. Trotzdem ich bin jetzt schon k.o. , und erst mal die Hälfte geschafft. Die Steigung zieht wieder an. Es wird brutal, überall stehen vereinzelnd Zuschauer und muntern uns auf. Das KM5 Schild will einfach nicht kommen. Habe ich es übersehen ? Nein, da ist es ! 6:23 , oh je ! War das so steil, dass ich hier soviel Zeit verliere ? Oder bin ich einfach schon am Ende ? Es sind doch noch 3km und davon noch 400 Meter Rodelbahn. Wenn ich nur schon oben wäre. Was für eine Qual. War es ein Fehler hier trotz der Erkältung zu laufen ? Jetzt muß ich da irgendwie durch. Es geht ein wenig besser. KM 6 wird eine 5:11. Na bitte, geht doch. Oder hat einfach das Schild von KM 5 falsch gestanden ? Wie auch immer. Es sind noch gut 2km. Es geht wieder steiler nach oben. So langsam versuche ich den Puls zu drücken, will Kräfte sammeln für die Rodelbahn. Es wird zum Glück nochmal ein Stück eben. Letzte Chance zum Luft holen. KM7 in 5:46. Ich kann schon die Abzweigung zur Rodelbahn sehen. Gleich wird es ernst. Ich biege ab und rufe mir ein lautes "auf gehts" zu. Da ist sie vor mir, in voller Länge die Rodelbahn. Etwa 400 Meter lang, 100 Höhenmeter gilt es zu überwinden. Ich weis nicht ob das stimmt, aber es soll eine Steigung von 25% sein. Der unterste Teil der Rodelbahn geht noch, da kann ich im jogging Lauf Meter um Meter zurücklegen. Aber jetzt, wo die Steigung nochmal zunimmt, ist Ende. Der Puls ist am Anschlag, ich kann einfach nicht mehr. Und was viele andere Läufer sowieso schon machen, kann ich auch. Ich gehe die Strecke hoch. Im strammen Schritten ist man da fast genauso schnell wie im Jogging Tempo. Aber blos nicht stehen bleiben. Das wäre fatal.



Der blanke Hass, die Rodelbahn



warum tue ich mir das eigentlich an ?

Es nimmt kein Ende. Vielleicht noch 100 Meter. Oben stehen die Zuschauer und rufen uns zu. Ihr habt es gleich geschafft ! Ja, das beflügelt nochmal, ich jogge wieder leicht den vermatschten Trampelpfad nach oben. Endlich ich habe die Rodelbahn überwunden.
Jetzt vielleicht noch 200 Meter zu Ziel. Immer noch leicht ansteigend. Die KM8 Markierung kommt. 5:48 trotz halber Rodelbahn gegangen, na das ist doch gar nicht schlecht. Die letzten 100 Meter.



nochmal alles geben

Das Ziel kommt. Ja, ich habs geschafft ! Im Auslauf gibt es erst mal Ritter Sport Schokolade, warmen Tee und Gemüsebrühe. Siegfried vom LC Olympia Wiesbaden, den ich aus dem Läuferforum kenne, erwartet mich bereits. Super, das freut mich total. Damit habe ich nicht gerechnet.



Toller Empfang im Zielauslauf, Siegfried vom Orga Team des LCO Wiesbaden

Jetzt schaue ich auch mal auf meine Endzeit. 42:51 ! Das sind ja fast 4 Minuten schneller als letztes Jahr. Viel besser hätte ich es ohne die Erkältung wohl auch nicht machen können. Platz 35 von 220 Startern, ich bin mehr als zufrieden. Der Bus zum Abtransport ins Tal steht schon bereit. Ich will jetzt nur noch unter eine warme Dusche. Ein paar ganz hartgesottene laufen die Stecke runter ins Tal. Nö, das muß ja jetzt auch nicht sein. Unten angekommen geht es wieder in die kleine Schulsporthalle zum Duschen. Gerade mal 4 Duschen für alle Männer, das ist recht knapp. Aber auch das funktioniert reibungslos, wie der gesammte Ablauf der schönen Veranstaltung. Ich schaue mir noch die Siegerehrung bei Kaffee und Kuchen an. Die Platte ist kult ! Nächstes Jahr werde ich wieder dort sein , wenn nichts dazwischen kommt. Jetzt geht es erst mal nach Hause auf die Couch, um die Erkältung zu bekämpfen. Schließlich ist der nächste Wettkampf schon in einer Woche.

Danke an Siggi für die Bilder