Samstag, 23. Mai 2009

4.ING Europe Marathon Luxembourg

Der 2.Marathon innerhalb von 13 Tagen. Wie kann ich das am besten regeln ? Einerseits Erholung vom Mainz Marathon, zum anderen lockeres Training für den Luxembourg Marathon, um für die nächsten 42,2km einigermaßen fit zu sein. Aber diesmal ging es ja nicht darum volle Pulle zu laufen. Ich will mich zurück halten, um auch beim 14 Tage späteren Mittelrhein Marathon noch eine gute Zeit zu erreichen. Der Mininmalziel war unter 3:30 zu laufen, und einfach mal den Marathon genießen. Das Trainingprogramm hatte ich drastisch runter gefahren. Zwischen den zwei Wettkämpfen bin ich 5 Einheiten mit insgesamt 78km gelaufen, alles locker, ein langer Lauf von 29km war auch dabei. Einigermaßen erholt fühle ich mich nach dem letzten Training. Keinerlei Probleme. Daher mache ich mir insgeheim Hoffnungen auf eine Zeit unter 3:20.
Am Wettkampftag dann die schwierige Frage mit dem Essen. Start war Abends um 18 Uhr. Ich hatte schon unter der Woche ordentlich Nudeln gefuttert. Das Frühstück war am Samstag wie immer mit Brötchen und Müsli. Für die Fahrt nahm ich noch 2 Bananen, Brötchen und fertige Nudeln in der Tupperdose mit.
Kurz vor 12 Uhr geht es endlich los in Richtung Luxemburg. Schon während der Fahrt zeigt das Thermometer teilweise bis 27 Grad an. Es ist total warm im Auto. Zum ersten Mal in diesem Jahr schalte ich ab und zu die Klimaanlage ein. Mir läuft echt der Schweiß runter. Was für tolle Bedingungen um einen Marathon zu laufen. Während der Fahrt greife ich immer wieder in die Tupperdose mit den Nudeln. Endlich erreiche ich die Elzbachtalbrücke an der Grenze zu Luxemburg. Ich werde total euphorisch, drehe die Musik laut, und freue mich einfach nur auf den Marathon. Jetzt nur noch ein kleines Stück und ich bin da. Gleich mal den P+R Parkplatz am Kirchberg angesteuert. Von hier aus fahren die Shuttle Busse zur Coque (das riesige Sport/Freizeitzentrum in Luxemburg). Ich packe die nötigsten Dinge in meinen Läuferbeutel und los geht’s zur Coque.



Vor der Coque trohnt der Löwe des Hauptsponsors

Jetzt erst mal die Startunterlagen organisieren. Nun in aller Ruhe umziehen. Dazu gehe ich in die Halle und kann schon mal den Zieleinlauf bestaunen. Also wenn ich dort unten durchlaufe, dann hab' ich es geschafft.



Spätestens gegen 21:30 Uhr werde ich da durchlaufen !

Ich gehe noch mal das Höhenprofil durch. Von Berichten, und Luxemburg erfahrenen Läufern, wurde ich vor dem ständigen auf und ab gewarnt.



das Höhenprofil, welches mir noch ganz schön zusetzen wird.

Jetzt geht es nach draußen. Um 17 Uhr will ich mich mit ein paar Lauffreunden am Haupteingang de Coque treffen. Tausende von Menschen. Ich glaube mit dem Treffen, das wird schwierig. Doch da, Norbert ist da. Super, wenigstens einer. Wir plaudern noch ein bisschen und dann geht es runter zum Starterblock.



noch bester Laune vor dem Start : Norbert aus Belgien und Frank

Schnell den Läuferbeutel noch abgeben. Letztes mal ins Dixie Häuschen, und rein in den Block. Das Wetter ändert sich jetzt zum Glück. Es wird kühler und die Sonne verschwindet. Ich treffe zu meinem erstaunen doch ein paar Läufer aus Wiesbaden und Darmstadt im Starterblock. Doch die meisten laufen nur den Halbmarathon. Diese Läufer/innen haben auf Ihren Rücken noch eine zusätzliche "21". Das finde ich mal eine gute Sache. So weis man gleich Bescheid. Tolle Stimmung im Block, viele Franzosen, aber auch die Deutschen sind stark vertreten.
18 Uhr - Los geht's
Vom Start weg geht es gleich rechts rum in den Stadtteil Kirchberg. Die Strecke steigt an. Trotz hoher Teilnehmerzahl (das Teilnehmerlimit wurde schon vor Wochen erreicht) wird man kaum ausgebremst. Die Kontrolle am Blockeingang scheint gut funktioniert zu haben. Nach 3 KM erreichen wir die höchste Stelle der Strecke beim Sender RTL. Meine min/KM Zeiten bis dahin gut im Plan 4:42,4:35,4:29. Leicht abwärts geht es nun wieder zurück zur Coque. Schon wieder macht eine der zahlreichen Samba Gruppen Stimmung. Hier wird echt was geboten. Wir erreichen die Avenue J.F.Kennedy. Vorbei am Startplatz und an der Coque. Jetzt Wendepunkt und wieder am Start und Coque vorbei. Links hoch wieder zum Stadtteil Kirchberg. Was für ein Durcheinander....Zeiten jetzt um die 4:20/km. Die Strecke steigt wieder an, und bei KM 7,2 geht es wieder runter. Wir durchlaufen eine Parkanlage hinter der Coque. Hier ist jetzt gute Stimmung von den Zuschauern. Auf einem Felsen sitzt ein riesiger, aufgeblasener Löwe vom Hauptsponsor des Luxembourg Marathons. Die Strecke macht einen Bogen und läuft wieder zurück zur Coque. Endlich auf der Avenue J.F.Kennedy welche direkt in das Zentrum führt. Es geht mächtig abwärts von KM9 bis KM11. Dumm ist nur, das müssen wir zum Schluss bei KM 37-40 auch wieder hoch laufen. Ich merke den Mainz Marathon ganz schön, und die ständige bergauf/bergab Strecke macht einem auch nicht gerade frischer. Jetzt kommt KM10 und damit eine erste Messlatte. Mal sehen...44:02. Logischerweise nicht so schnell wie in Mainz, aber mit einem Genuslauf hat das auch nichts zu tun. Es sieht mal wieder so aus, als wäre der Vorsatz langsam laufen, völlig ignoriert worden. Inzwischen bekomme ich auch leichte Probleme mit der rechten Leistengegend. Aber wenn wundert’s, nach diesem Programm ? Die rechte Wade hatte ich bereits heute Morgen mit einem Kinesio-Tape abgeklebt. Das hat in Mainz gut funktioniert, also wird es hier auch helfen. Es geht nun über die Brücke der Alzette, dem kleinen Fluß in Luxemburg. Unter uns der Stadtteil Pfaffenthal. Wunderschöner Blick hinunter ins Tal. Vor uns die Kulisse der „Centre-Ville“ und rechts das „Grand Théâtre“. Es geht auf den Roundpoint Robert Schuman zu, die Strecke biegt nach rechts ab. Hier wird es jetzt absolut gigantisch. Die Zuschauer haben für die Läufer eine Gasse gebildet. Es gibt hier jetzt ca. 1 – 1,5 Meter Platz in der Breite. Rechts und links von mir total begeisterte Zuschauer. Es ist der Wahnsinn. Bilder wie man Sie nur von der Tour de France kennt. Und ich mittendrin ! Von allen Seiten kommen die Anfeuerungsrufe „Allez Frank“ oder „Allez Fronck“. Mir läuft es eiskalt den Rücken runter. Was für eine Atmosphäre. Jetzt geht es wieder leicht berauf in den Stadtteil Limpertsberg. Auch hier super Stimmung. Überall sind die Menschen auf der Straße und feiern. Selbst organisierte Partys vor den Häusern. Eine La-Ola Welle nach der anderen. Ich kann es nicht fassen, was hier los ist. Schon wieder eine Blasmusikkapelle. Insgesamt 39 Live-Acts gibt es an der Strecke. Ich entdecke das KM 12 Schild. Jetzt mal schnell checken, wie es läuft. Gut läuft es ! Die letzten beiden KM habe ich mit einer Pace von 4:21 absolviert. Aber das hoch und runter laufen macht mich platt. Vorbei an der Portugiesischen Botschaft. Es geht weiter rauf. Plötzlich ein ziehen im hinteren linken Oberschenkel. Mist, was ist das jetzt. Nicht drüber nachdenken, weiterlaufen. Der höchste Punkt des Abschnittes in Limpertsberg ist bei KM 14, in der rue Jean Pierre Beicht, erreicht. Ein Glück es geht runter auf den großen Platz „champ du Glacis“. KM 15 passiere ich bei 1:05:15. Ich bin dem eigentlichen Plan weit voraus. Aber mir ist klar, der 2. Streckenabschnitt wird fast nur bergauf gehen, und der Mainz Marathon macht sich immer mehr bemerkbar. Aber von langsamer machen keine Spur. Dieses tolle Luxemburger Publikum hat es verdient, dass ich alles gebe ! Auf dem „champ du Glacis“ ist ein riesiger Heißluftballon aufgebaut. Der Platz wird fast umrundet, vorbei an einer der zahlreichen Versorgungsständen. Hier fehlt es an nichts. Die Stationen sind gut erreichbar und die Tische lang. Ich bleibe anfangs noch bei Wasser. Es gibt aber auch eine Art Isogetränk, Orangen, Bananen, klein gedrückte Müsliriegel und später kommt auch noch Cola dazu. Die Helfer stehen rufend mit den Getränken parat. So muß es sein, klasse ! Rein geht es in den Stadtpark. Auch hier die Rasenflächen voller begeisterter Zuschauer. Im Park geht es an der „Villa Vauban“ vorbei. Hier war bis 2005 die städtische Kunstgalerie beheimatet. Wieder raus aus dem Stadtpark geht es in Richtung „Centre-Ville“. Meine Güte, was ist den hier los. Welch eine Begeisterung. Die Menschen sind press an den Absperrungen. Von allen Seiten strecken Kinder Ihre Hände zum abklatschen in Richtung der Läufer. Es ist so geil ! Ich schwebe förmlich auf dieser Euphoriewelle. Da ist es klar, dass ich KM18 sogar mit einer 4:11 laufe. Ich bin so beeindruckt von dieser Begeisterung. Ich möchte mich am liebsten bei jedem einzelnen dafür bedanken. Ich bin nur noch am applaudieren und halten den Daumen nach oben für dieses Publikum. Nun muß ich aufpassen, dass ich die Abzweigung für den Marathon nicht verpasse. Bei 18,3km wird getrennt. Aber ich hätte es mir ja denken können. Auch das ist bis ins kleinste Detail vom Orga-Team sehr liebevoll hergerichtet. Zwei große Bahnen sind nebeneinander aufgebaut. Schilder weisen den richtigen Weg. Zusätzlich stehen in der Mitte der beiden Bahnen auf Podesten freundliche Helfer mit großen, runden Schildern in der Hand und weisen mir den Weg. Das Ganze sieht aus wie auf der Landebahn eines Flughafens. Einfach nur toll ! Da ist es kein Wunder, dass die „Lotsen“ mit T-Shirts von Luxair ausgestattet sind. Damit nun auch wirklich nichts mehr schief läuft, steht am Ende der „Einflugschneise“ noch ein Helfer und ruft mir noch mal zu „Marathon“ und zeigt in die Richtung. Jetzt sind keine Läufer mehr bei mir. Ich bin fast alleine. Wie immer. Der Großteil läuft eben nur den Halben. Das tut aber meiner Stimmung keinen Abbruch. Ich laufe durch eine überdachte enge Einkaufspassage. Zur Rechten ein Schokoladen Feinschmecker Laden. Ich sehe die leckeren Pralinen und Schoko Tafeln. Schon denke ich an das große Fressen im Zielauslauf. Aber bis es soweit ist, liegen noch über 23KM vor mir. Es geht leider raus aus der Innenstadt, und wieder ein kleines Stück durch den Stadtpark. Im Park vorbei an der „Villa Louvigny“ dem ehemaligen Hauptsitz von Radio Luxembourg, dessen Sitz jetzt im Europaviertel auf dem Kirchberg ist. Nach dem Stadtpark geht es auf die „Route D’Arlon“. Im Hintergrund kann man bereits dir Flutlichtmasten vom Fußballstadion „Stade Josy Barthel“ sehen. Aber kurz vor dem Stadion biegt der Weg nach links in den Stadtteil Belair. KM19 kommt und die Uhr zeigt 1:23:12. Der Puls ist bei 167 (91%) angelangt. Ein bisschen zu hoch. Ich muß mich jetzt echt mal bremsen. Der 2. Abschnitt wird wirklich hart. Auch wenn vereinzelnd hier jetzt noch ein paar Zuschauer stehen, ist dies doch ein trostloser Teil dieser Strecke. Ich bin gespannt auf die Zeit bei der Halbmarathon Marke. Zwischendurch mal ein Gelpack reingedrückt. Mein Magen und Darm fühlt sich nicht besonders gut an, aber ich brauche das Zeug jetzt. Es hilft doch nichts. KM20 und 21 je mit 4:31 genommen. So jetzt aufgepasst, HM Zeit ist 1:32:41 ! Bin ich verrückt ! Das kann ich nie und nimmer durchhalten. Einfach weiterlaufen und nicht drüber nachdenken. Zurück durch „Belair“ geht es wieder Richtung Innenstadt. Die Begeisterung an der Strecke wird mehr. Vorbei am „Place W. Churchill“ wieder ein Stück durch den Stadtpark. Die Uhr läuft und läuft. Wo sind denn die KM Schilder ? Irgendwie verliere ich total das Gefühl für meine Geschwindigkeit. Naja wird schon passen. Wieder verlassen wir das Zentrum und laufen in den Stadtteil Hollerich. Entlang auf der Avenue Marie Therese, jetzt auf die Avenue Guillaume. Das zieht sich ja endlos. Jetzt wäre ein KM Schild wirklich mal hilfreich. Endlich KM25 die Uhr steht bei 1:50:16. Das ist ein KM Schnitt von 4:25. Immer noch verdammt schnell. Noch 17KM zu laufen. Wie soll ich das nur schaffen. Warum muß ich auch wieder am Anfang so schnell losrennen. Jetzt haben wir den Salat. Ich bin total ausgepowert. Bloß kein zweites Saarbrücken hier ! Auf weiter durchhalten ! Diese tolle Stadt mit Ihren fantastischen Zuschauern hat es einfach verdient sich bis zum umfallen zu quälen ! Nun wird es sehr kurvig. Wir sind bereits im Stadtteil Merl angelangt. Ich laufe schon eine längere Zeit hinter einem Läufer mit dem Aufdruck „I am Amsterdam“ auf dem Rücken seines T-Shirt her. Womöglich das Shirt vom Amsterdam Marathon. Teilweise kann ich Ihn überholen, aber bei jeder Kurve nimmt er die Abkürzung über den Bürgersteig und ist wieder vor mir. Das geht eine ganze Weile hin und her. Gerade habe ich Ihn eingeholt, und schon kürzt er wieder ab. Hey, was soll das ? Die Ordner sagen nichts, und lassen Ihn abkürzen. Das regt mich jetzt wirklich auf. Klar, man kann ja mal ne Kurve über den Bürgersteig schneiden. Aber wirklich jede Abkürzung zu nutzen, das geht nun wirklich zu weit. Wenigstens habe ich die Zuschauer auf meiner Seite, denn „Mr. Amsterdam“ bekommt kaum Applaus für diese Aktionen. Da, schon wieder kürzt er ab. Also lieber „I am Amsterdam“ das ist unsportlich ! Irgendwann wirst du für solche Aktionen disqualifiziert ! Jetzt kann ich nicht mehr folgen und er läuft mir davon. Naja, da brauche ich mich auch nicht mehr weiter drüber zu ärgern. Wieder geht es in einen Park. Diesmal ist es der „Parc de Merl“. Hier gibt es einen Teich und auch wieder viele Zuschauer. Ich entdecke mal wieder ein KM Schild. Es ist die „28“. Die letzten 2 Schilder habe ich verpasst. Mal runterrechnen. Auf den letzten 3 KM ein Schnitt von 4:27. Na also das geht doch. Jetzt noch 14 KM. Das müsste doch irgendwie zu packen sein. Noch mal ein Streckenabschnitt im Stadtteil Hollerich. Die Strecke wird nun ansteigend. Jetzt geht’s los. Fast nur noch bergauf bis ins Ziel. KM 29 schaffe ich noch mal mit einer 4:30/km. Aber ich werde zunehmend schwächer. Ich komme wieder auf die Avenue Marie Therese. Auf der anderen Seite laufen noch viele Läufer/innen. Die haben ja noch fast 20km vor sich ! Ein Glück bin ich schon über die 30’er Marke hinaus. Aber wo ist denn die 30’er Marke. Also irgendwie habe ich das Gefühl, hier hat jemand die Schilder versteckt. Es geht über die Brücke Pont Adolphe, welche den kleinen Fluß Pétrusse überquert. Direkt vor mir das Historische Gebäude der Staatssparkasse. Ich kann einfach nicht mehr. Ich drücke mir den 2. Gelpack rein. Inzwischen greife ich auch schon zu Cola und Isogetränk. Da ist ja das KM31 Schild. Die letzten beiden KM bin ich im Schnitt 4:40 gelaufen. Also jetzt muß ich mich zusammenreißen. Der Stadtteil Gare muß noch durchlaufen werden, bevor es wieder in die Innenstadt mit der sagenhaften Stimmung geht. Auf jetzt ! Noch mal alles rausholen. Die 11km werden doch zu schaffen sein. KM32/33 geht noch mal leicht runter. Ich schaffe jeweils ne 4:26 ! Aber nun geht es nur noch hoch. Ich sehe schon das Gebäude des Hauptbahnhofes mit dem hohen Uhrenturm. Noch mal scharf um die Kurve. Ich überhole einen Läufer der geht. Ich versuche ihn aufzumuntern, Aber er deutet an, dass er nicht mehr will. Die Strecke zieht bergauf. Die Zuschauer feuern an. Ich quäle mich, aber KM34 wird ne 5:14 ! Noch 8 KM, halte durch. Die Avenue de la Liberte zieht sich. Rum um die Staatssparkasse. Wie soll ich das nur schaffen ? Kämpfen ! Die Brücke Viaduc rüber über die Pétrusse. Die Innenstadt naht. Lautstarke Anfeuerungsrufe kommen von allen Seiten. Schleife laufen auf dem Place de la Consitution. Hier herrscht wieder super Partystimmung. Danke, Danke liebe Luxemburger, Ihr seid so klasse. Vorbei an der Nationalbibliothek und der Kathedrale „Unserer Lieben Frau von Luxemburg“. Jetzt werde ich wieder getragen auf der Welle der Begeisterung. Die engen Fußgängerzonen. Die Menschen jubeln und machen die Welle. Ist das geil hier. KM 36 ist ne 4:50. Wenn ich das so zu Ende laufen könnte das wäre klasse. Nur noch bergauf, und der Hammer kommt ja noch. Immer wieder von allen Seiten höre ich „Allez Frank“. Wie schaffen die das nur diesen kleinen Namen von so weit zu entziffern ? Gehpausen ? Kommt nicht in die Tüte. Für diese Zuschauer wäre es ja geradezu eine Beleidigung. Das haben die nicht verdient. Ich werde mich bis zum Schluß zerreißen für diese fantastischen Luxemburger !
Wieder keine KM Schilder gesehen, ach was soll’s. Solange ich keine Gehpause mache ist alles noch gut. Ich komme wieder auf den Roundpoint Robert Schuman zu. Wahnsinnstimmung. Aber jetzt geht es die Avenue J.F.Kennedy rauf zur Coque. Letzter Abschnitt und gleichzeitig der schwierigste Teil der Strecke. Noch mal ein Blick runter vor der Brücke über die Alzette. Plötzlich bekomme ich übelste Seitenstechen. Muß das jetzt sein. Kein Wunder, bei all dem was ich in der letzten Zeit zusammen gesoffen habe. Mir bleibt die Luft weg. Es wird nicht besser. Und der Anstieg wird immer brutaler. Stehenbleiben. Niemals ! Irgendwie geht es weiter. Ich versuche beim auftreten auszuatmen. Hilft auch nichts. Egal jetzt, komm weiter ! Auch hier sind noch Zuschauer an der Strecke und feuern mich an. Irgendwie schaffe ich es. Die Coque muß doch gleich mal zu sehen sein. Es nimmt kein Ende. Aber ich bekomme wieder etwas besser Luft. Die Seitenstechen nehmen ab. Ich sehe das KM 39 Schild. Jetzt bin aber mal gespannt. Seit 3 KM keinen Wert mehr erhalten. 14:57 also 4:59 pro KM trotz der brutalen Steigung. Das ist super. Auf noch 3 km. Ich sehe die Coque. Aber ich muß noch mal links abbiegen. Irgendwie müssen die restlichen Kilometer ja auf die Uhr kommen. Es geht weiter hoch. Von hinten komme ich nun in den Park der Coque rein. Hier ist jetzt wildes Durcheinander, denn die Halbmarathon Finnisher tummeln sich im Park, haben schon das Finisher Bier in der Hand ! Ich muß mir teilweise mit rufen Platz verschaffen. Verdammt, das zieht sich. Wo bleibt KM 40. Viele Leute rufen mir zu, dass es gleich geschafft ist. Ja von wegen, es sind mindestens 2km. Endlich KM40. Uhr zeigt 5:04, das ist ok. Ich laufe auf den allerletzten Reserven. Die Coque habe ich jetzt fast umrundet und was ist das ? Da schicken die mich noch mal in die andere Richtung ! Es ist zum verzweifeln. Da sieht man den Zieleinlauf, und muß noch mal weiter ! KM 41 nehme ich jetzt auf der flachen Straße mit 4:54. Der Wendepunkt ist da. Der letzte Kilometer. Jetzt geht es zur Coque !



gleich hat die Quälerei ein Ende.
(Foto von www.thomaswenning.de zur Verfügung gestellt)

Ich ziehe noch mal an. Ist das geil ! Es können doch höchstens noch 500 Meter sein. Vorm Einlauf in die Halle sind Kerzen aufgebaut. KM 42 wird sogar noch mal eine 4:35 ! Was für eine atemberaubende Atmosphäre. Die Halle kommt. Ich sehe das flackern der Lightshow. Laute Musik. Es ist einfach nur der Wahnsinn. Ich strahle über das ganze Gesicht. Rein in die Halle. Es ist einfach nur unglaublich. Ich habe es mal wieder geschafft, und das nach dem voll gelaufenen Mainz Marathon vor 13 Tagen. Die Menge jubelt und ich bin so glücklich. Ich reiße die Arme nach oben, laufe Richtung Zielbogen. Jaaaaa, geschafft.
Jetzt ein Wasser und ein Zielbier. Prost Luxemburg ! Es geht gleich wieder nach dem Einlauf in die Halle raus ins Freie. Sofort bekommt man eine Plastiktüte zum umhängen gegen die Kälte in die Hand gedrückt.



fix und fertig, aber glücklich !

Läuferbeutel geholt und jetzt nach oben, zur Zielparty ! Hier gibt es alles was der Läufer/in jetzt braucht. Äpfel, Bananen, Riegel, Müsli, Wasser, Cola, alkfrei Weizen. Super ! Ach ja das hätte ich ja fast vergessen. Meine Zeit 3:11:29 !!!! Bin mal gespannt wo ich damit lande.
In den Duschen ist es bei dem Andrang natürlich sehr eng. Aber auch das läßt sich gut regeln. Die Duschen sind warm ! Frisch geduscht gehe ich wieder auf die Finisher Party, und trinke noch ein paar alkfreie Weizen. Aber der Heimweg ist lange, und deshalb werde ich mich so langsam Richtung Shuttle Busse bewegen. Ich komme an dem Haupteingang der Coque vorbei und was sehe ich da ? Ergebnislisten ! Na, da will ich noch mal schauen. Ein ganz schönes Gedrängel. Endlich bin ich dran zum schauen.
Nein, das halte ich im Kopf nicht aus. Gesamtplatz 35 ! Bei den vielen Startern. Das kann nicht sein. Und so wie ich das sehe, bin ich der 3. beste Deutsche Läufer ! Also nun fällt mir gar nichts mehr ein. Das muß ich erst mal verarbeiten.



Auch für die Finisher mit 5 Stunden 20 Minuten ein unglaubliches Erlebnis, der Einlauf in der Coque

Ich gehe zum Shuttle Bus und kann es einfach nicht glauben. Was für toller Tag. Es hat einfach alles gepasst. Um 3 Uhr Nachts bin ich dann endlich zu Hause. Trotzdem schlafe ich noch nicht gleich ein. Viel zu beeindruckt von all den Erlebnissen !

Eine Veranstaltung bei der einfach alles gepasst hat. Eine außergewöhnlich tolle Stadt. Die herzlichen und freundlichen Menschen überall. Eine Atmosphäre wie ich sie so noch nie erlebt habe. Ein Tag der mir ewig in schöner Erinnerung bleiben wird. Ich bin wirklich gerührt !

MERCI LUXEMBOURG