Sonntag, 29. August 2010

32.Koberstädter Wald-Marathon



Nach 2007 und 2009 mein 3.Start beim Koberstädter Waldmarathon. Eigentlich wollte ich diesen Lauf auslassen. Lieber mal erholen und neue Kräfte sammeln für Berlin und München Marathon. Die angeschlagen Knie würden es mir bestimmt danken. Aber sei es drum. Der lange Lauf muß ja sowieso gemacht werden, und Egelsbach ist doch nicht weit weg. Die schöne familiäre Atmosphäre, der leckere Kuchen. Und außerdem wurden die Knie Probleme etwas besser. Also steht der Anmeldung nichts mehr im Wege. Die Woche vor dem Marathon das Training ein wenig überzogen. Naja, wird schon klappen. Eine Sub 3:10 wäre mal wieder ein Schritt in die richtige Richtung und eine gute Motivation für Berlin und München. Aber auch eine Zeit zwischen 3:15 und 3:10 wäre ok. Schließlich ist das der 12. Marathon für 2010 und gerade beim GAG Marathon vor 3 Wochen in Köln hatte ich doch erhebliche Probleme im 2.Streckenabschnitt bekommen.

Sonntag 29.August

Früh aufstehen und frühstücken. Um 8 Uhr ist schon der Start. Ich muß noch die Unterlagen klarmachen. Aber keine Hektik. Bereits um 7:20 Uhr habe ich schon ne Tasse Kaffee vor mir, Startnummer habe ich auch schon. So kann ich nochmal kurz entspannen und warte bis es 8 Uhr ist.



Immer wieder gerne. Mein 3.Start beim Koberstädter Waldmarathon



Allein ein Grund nach Egelsbach zu kommen. Die Kuchenbar



"Trouble" wird es hier nicht geben. Geplant und ausgearbeitet bis ins kleinste Detail. Familiäre Atmosphäre wie beim "Orts-Zehner" trotz insgesamt 1121 Teilnehmer.

Dann geht es los. Etwas Abseits vom Stadion versammeln sich 189 Marathonläufer/innen. Letzte Kontrolle, Schuhschnürung, Stoppuhr, alles klar. Startschuss und los geht's. Jetzt blos nicht wieder überziehen. Cool bleiben und erst mal mitschwimmen. Durch die Straßen von Egelsbach geht es rüber in den Koberstädter Wald. KM1 in 4:10min/km. Ganz locker, wollte ich das doch angehen. Weiter vorbei an den Kleingärten, über die langgezogene Autobahnbrücke der 661. Endlich im Wald, der leichte Anstieg. KM2 in 4:36 und KM3 in 4:33min/km ist jetzt deutlich langsamer. Das sind nicht die Zeiten mit denen man die Sub 3:10 läuft. Irgendwie fällt mir das laufen heute auch schwer. Wohl doch zuviel gemacht unter der Woche. Noch am Dienstag Abend bin ich genau 16km dieser Strecke im 4:50er Schnitt als Trainingseinheit gelaufen. Total bescheuert! Weitestgehend abschüssige Strecke, vorbei am Ernst-Ludwigs-Platz KM4 in 4:18 und KM5 in 4:22min/km.



Nach dem Ludwigsplatz kann man es erst mal laufen lassen. Die Strecke ist leicht abschüssig

Das ist jetzt der Streckenabschnitt, in dem man erfahrungsgemäß Zeit gutmachen kann. Erster Verpflegungspunkt, kurz ein Schluck Wasser genommen. Im leichten Gefälle kann ich jetzt ein paar Mitstreiter abschütteln. Aber ich weis nicht, wie das in der 2.Runde werden soll. Ich bin gar nicht richtig fit um einen Marathon zu laufen. KM6 in 4:14, aber jetzt ist erst mal vorbei mit dem lockeren Laufen. Die Strecke zweigt ab in die erste Zusatzschleife. Hier dürfte jetzt etwas matschiger Boden sein. Ich plaudere ein paar Kilometer mit einem Läufer. Er will Sub 3:15 laufen. Dank der Unterhaltung ist die Zusatzschleife schnell gelaufen. Die letzten KM alle zwischen 4:20 und 4:30 gelaufen. Gut so! Aber ich bin schon ganz schön k.o. Jetzt 10KM Marke. 43:49min das wäre ein 4:23er Schnitt. Das hätte ich jetzt nicht erwartet. Doch so schnell unterwegs. Abwarten, ich habe im Augenblick nicht die Form, sowas 42km lang durchzustehen. Gerade hier im Koberstädter Wald, da ist man doch ganz auf sich alleine gestellt. Keine Zuschauer, mal abgesehen von den Versorgungständen und eine handvoll Angehörigen.



Der Mörsbacher Grund. KM10,5 oder eben KM28,5

Ich versuche ein bisschen Tempo rauszunehmen, das wird sonst nicht lange gut gehen. Mit KM Zeiten um die 4:30min/km geht es weiter. 2 kurze kleine Steigungen nehme ich in Runde 1 noch ganz locker. Jetzt der asphaltierte Streckenabschnitt zum Messeler Falltorhaus. Beide Wildtore sind heute geöffnet. Hier stehen jetzt auch ein paar Zuschauer und spenden verhaltenen Applaus. Nun der für meine Begriffe schönste Streckenabschnitt. Vorbei am Zinkenteich. Und auch die zwei auseinanderfolgenden langgezogenen Steigungen sollten im ersten Teil der Strecke noch locker zu bewältigen sein.



Wunderschöner Streckenabschnitt, vorbei am Zinkenteich.

Diese Gegend beflügelt mich nicht nur im Training, sondern auch heute beim Wettkampf. KM16 in 4:10 und KM17 trotz Steigung in 4:19min/km. Es läuft also. Die anfängliche Schlappheit scheint überwunden. Jetzt ist es klar. Das muß die Sub 3:10 heute werden! 2.Steigung rauf, kein Thema. Bin ich doch gerade diesen Teil im Training absichtlich schneller gelaufen, um mich schon mal mental darauf vorzubereiten. Am Ende der Steigung der nächste Versorgungsstand. Und da steht er ! reicht mir einen Getränkebecher ! Mein Ex-Chef ! Er hat sich zusammen mit seiner Frau für das Koberstädter-Helferteam gemeldet. Eine super Sache ! Das freut mich wirklich. 2.Steigungsteil geschafft. KM18 in 4:22 und KM19 in 4:36min/km machen mir weiter Mut dieses Tempo zu laufen. Ich bin bereits in der zweiten Zusatzschleife die ebenfalls nur in Runde 1 gelaufen wird. Hier wird jetzt auch bald der Halbmarathondurchlauf kommen. Der erste Gelpack ist auch schon runtergedrückt. Es läuft doch alles nach Plan. Bisher keine Probleme mit Knie, Sprunggelenk & Co. Die große 1/2 Markierung am Baum und auf dem Boden kommt. 1:32:49. Sauber, nicht nachlassen. Die Hälfte ist geschafft. Ich fühle mich um Längen besser als in Köln beim GAG Marathon. Da war ich ja in der Hälfte schon reif zum Duschen. Mitten in die aufkommende Euphorie, dann der Dämpfer. Nur 4:46min/km für KM22. Was war da ? Steigung ? Nee, eigentlich nicht ! Wieder auf der Hauptstrecke angekommen KM23 in 4:14. Also alles wieder im Lot. Letzter Anstieg auf den höchsten Punkt der Strecke. Abzweig in Richtung Egelsbach. Fertig machen für die verkürzte 2.Runde. Noch einmal über den Ernst Ludwigsplatz. KM23/24 unter 4:20min/km genommen. Doch man merkt jetzt jede kleinere Steigung. Nun wird es sich zeigen wie gut ich heute wirklich drauf bin. KM25 wieder etwas langsamer. Gesamtzeit mit 1:50:25 macht einen KM Schnitt von 4:25min/km. Noch 17km. Die Kräfte schwinden, aber im Gefälle geht das alles noch. Ich halte meinen Schnitt bis KM29 um die 4:20min/km. Vin hinten kommt auch schon der erste Halbmarathonläufer. Es ist Timo Grub vom TV Hergertshausen. Er wird am Ende den Halbmarathon Wettbewerb souverän gewinnen. Das ist jetzt natürlich für die Psyche nicht gut. Die ganzen HM Cracks werden jetzt alle samt nach und nach an mir vorbei ziehen. Da haben wir's schon KM30 in 4:49! Was für ein Schlag ins Gesicht. Geht das jetzt schon los. Es sind doch noch 12km zu laufen. Jetzt auch noch die beiden kleinen Steigungen. Nochmal Gel rein, das muß jetzt helfen. 4:43 und 4:45 für die nächsten KM Abschnitte. Ich werd' das doch jetzt nicht noch vermasseln. Asphaltweg Richtung Messeler Falltor. Reserven locker machen. 10km noch. Ab dem Falltor wird es doch wieder besser. Bleib dran. Dieser Hänger muß jetzt überstanden werden. Am Falltor durch, über den Parkplatz, Leute klatschen Beifall, Zinkenteich-Idylle zur linken. KM34 abgedrückt. Uhr steht bei 2:30:58. Die letzten beiden KM waren wieder unter 4:30. Also es geht doch ! Wie werde ich die zwei langen Steigungen nehmen können. Die ersten Meter rauf, die Füße melden jetzt auch verstärkt Schmerzen im Fußballenbereich. 8km müssen die Fußballen noch aushalten. Das hält sich alles noch im Rahmen. Auch wenn jetzt inzwischen das rechte Knie leicht in der Kehle zieht. Die Rahmenbedingungen für KM35-42 sind weitaus besser als in Köln. Jetzt liegt es an mir. Durchhalten und kämpfen. Vorletzte Steigung ist geschafft. 4:37 für KM35. Ausruhen im Gefälle. Jetzt noch einmal hoch, der Rest sollte dann auch kein Problem mehr sein. Durchbeißen, hoch zum Koberstädter Falltorhaus. Nochmal vorbei am Verpflegungspunkt mit ex-Chef. Ich versuche zu lächeln, aber es gelingt nicht. Das ist jetzt wirklich zu hart. Aber ein Ende ist bald in Sicht. Ich kann schon die merkwürdige Pumpe auf der linken Seite sehen.



Wer nach der Koberstadt sucht, wird allerhöchstens diese Pumpe in der Höhe des Koberstädter Falltorhauses finden.

Naja, KM37 war jetzt ne 5:02 und 4:48min für KM38 . Aber dafür ist das Schlimmste überwunden. 2:49:55, und noch 4,2km zu laufen. Abzweig nach Egelsbach. jetzt nur noch laufen lassen und das Beste draus machen. Jetzt vermischt sich das Feld auch noch mit den 10km Läufen. Also wer hier jetzt welche Strecke läuft ist kaum mehr zu unterscheiden. Ich drehe scheinbar nochmal so richtig auf. 4:06 für KM39 und 4:18 für KM40. 2:58:20 also die Sub 3:10 ist mir sicher. Zurück an den Kleingärten. B3 überquert nach Egelsbach. Es ist fast geschafft. Das Stadion kann ich schon hören. Endlich auch wieder mehr Zuschauer am Straßenrand. Ich biege ein ins Stadion. Nur noch diese 3/4 Runde, und ich habe mein Jahresziel für 2010, von 12 gelaufenen Marathons bereits im August erledigt! Die Stadionrunde ist die Belohnung für die Mühen. Endspurt muß ja nicht sein, konstant weiterlaufen. Vor mir, und hinter mir, niemand in greifbarer Nähe. Was für ein Fehler ! Aber dazu später mehr. Das Ziel kommt näher und ich bin glücklich mal wieder ne Zeit unter 3:10 zu laufen. Ja, geschafft. 3:08:10. Das ist doch ordentlich. Kurze Erholung. Plausch mit Gregor, der heute als Zuschauer da ist. Er wird nächste Woche in Darmstadt an den Start gehen. Trockene Klamotten anziehen gegen die Kälte, und warten auf Yvonne und Robert, die noch auf der Halbmarathonstrecke unterwegs sind.
Nach dem Duschen freue ich mich auf den verdienten Kuchen. Aha, Ergebnislisten hängen auch schon aus. Gleich mal sehen. Hej! Platz 6. insgesamt! Super! Das hätte ich wirklich nicht gedacht. Macht aber leider nur Platz 4. in der AK. Das ganze wird noch ärgerlicher, als ich sehe, dass Platz 3 in meiner AK sage und schreibe 1 Sekunde Nettozeit vor mir liegt. Wie geht das denn? Das hätte ich doch noch in der Stadionrunde locker reinlaufen können. Nicht aufregen! Herzlich willkommen in der Altersklasse 40, kann man da nur sagen.
Beim anschließenden Kaffee und Kuchen mit Gregor, Yvonne und Robert ist der Frust um den verschenkten AK Platz doch schon fast vergessen. Schön war's doch trotzdem.

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