Samstag, 19. Mai 2012
7.ING Europe Luxembourg Marathon
3 Wochen Zeit blieben mir um mich vom Düsseldorf Marathon zu erholen. Aber wie immer in der Euphorie völligst das Training überzogen. Von wegen Erholung. Die ersten beiden Wochen mit je 6 Trainingseinheiten absolviert. Dann kam der Rückschlag! Heftige Knieschmerzen, schon wieder. Aber diesmal war es wirklich schlimm. Nur noch Dienstags und Donnerstags gerade so gelaufen, Rest der Woche versucht das Knie zu schonen. Beim letzten Test 2 Tage vorm Marathon immer noch keine Besserung. Schmerzen beim Laufen, ich war froh als ich endlich zu Hause war. Was ist das jetzt bloß wieder. Hab ich doch übertrieben? Es hilft ja nichts, jetzt muß man das Beste daraus machen. Luxembourg sausen lassen, das kommt ja überhaupt nicht in die Tüte. Erst mal hinfahren und schauen wie es läuft. Hat ja bisher immer funktioniert.
Samstag 19.Mai 2012
Morgens ordentlich gefrühstückt. Für die Fahrt noch die restlichen Käse Tortelloni/Rucola-Ricotta-Capoelletti, Brötchen mit Käse und eine Banane mitgenommen. Das schmerzende Problemknie getaped. Sachen ins Auto rein und ab ins schöne Lux!
Schon während der Fahrt hab ich alles außer der Banane verdrückt. 14Uhr bin ich auf dem Kirchberg P+R Parkplatz direkt vor der Lux-Expo. Noch immer haufenweise Parkplätze sind frei. Das kenne ich so von den Jahren davor nicht. Schnell sind die Unterlagen klar gemacht. Restliche Zeit bis 19Uhr bleibt noch zum rumhängen. Das Wetter ist trotz aller Regenprognosen noch gut. Ja vielleicht sogar noch ein Tick zu warm. Die kleine Marathon Messe gibt nicht viel her in Luxembourg. Obwohl erst für 18Uhr geplant, treffe ich jetzt schon auf Christoph und Balazs aus Frankfurt. Christoph ist schon mehrfach in Lux gestartet und ist sich noch unschlüssig ob er die volle Distanz laufen soll. Er hat nicht optimal trainiert und fürchtet gerade den 2.Teil der Strecke. Balazs ist auch am überlegen, ob voll oder nur halb. Es wäre sein Marathondebut. Bisher ist er einen Halbmarathon in 1:45 gelaufen, nachdem er ein Weizenbier getrunken und eine Bratwurst gegessen hatte!
Für's Marathondebut Luxembourg ausgewählt! Na viel Spaß! In Lux hat man ja freie Wahl bei KM15 auf dem Place Guillaume II. Obwohl ich selbst ein Haufen eigener Probleme habe, rede ich natürlich auf die beiden ein, die komplette Strecke zu laufen.
Gibt's doch gar nicht, noch 143 freie Plätze
Bis um 1:00Uhr Nachts geht hier mal gar nix mehr!
Dieses Jahr ein regulärer Parkplatz!
Wer will schon warten bis die Marathonsperrung des P+R Parkplatzes geöffnet wird. Mein Ausgang für "vor 1:00Uhr Nachts" ist schon klar gemacht.
Trotz aller Unwetter Warnungen erstrahlt der Löwe in der Sonne
Treff mit bekennendem FC Köln Fan Christoph aus Frankfurt Griesheim
Christoph und sein Kumpel Balazs sind noch am überlegen ob Halb oder voll. Am Ende laufen beide die volle Distanz. Christoph in 4:50 und Balazs bei seiner Marathonpremiere in 4:28! Sauber gemacht! Glückwunsch an beide!
Manu Cuadra aus Südfrankreich läuft den Marathon auf Stelzen
Fauja Singh mit 101 Jahre ältester Langstreckenläufer der Welt. Hier mit seiner Staffel.
Der Marathon ist in Luxembourg ein Fest für die ganze Stadt
Hab ich doch schon immer gesagt, Wer Marathon läuft braucht kein Sex!
Wie immer Kleiderbeutel weg und ab zum Start.
Jetzt heist es noch ewig lange warten bis es endlich 19Uhr ist und der Startschuss fällt. Vor lauter Langeweile futtere ich auch noch die Banane rein! Irgendwie viel zu überladen im Magen. Ob das gut geht? Läuferbeutel weg, raus in den Starterblock. Nochmal Schuhe prüfen, ja alles passt. Wieder vertraue ich als auf die Asics DS Trainer 16. In meinem Block sind fast nur Starter mit dem "21" Schild auf dem Rücken. Ich verstehe das nicht! Wie kann man sich bei so einem Event nur mit der Hälfte zufrieden geben? Das Wetter hält immer noch. Keine Spur von den befürchteten heftigen Regenfällen. Die Top Athleten werden noch vorgestellt, Uhr runtergezählt. Start! Wieder einmal ertönen die Black Eyed Peas - Tonight's Gonna Be a Good Night durch Lautsprecher. Ca. 30 Sekunden später laufe ich über die Messmatte.
Scharfe 180° links Kurve auf dem Lux Expo Gelände bisschen Gedrängel, vorbei am P+R Parkplatz, leichte Steigung zum RTL Sendezentrum und schon wird KM1 abgedrückt mit 4:42min. Über Boulevard Konrad Adenauer zum Kirchbergplateau wo die ersten Zuschauergruppen schon gut anfeuern. Es läuft erstaunlich gut. KM2 in 4:16, KM3 und 4 in je 4:25min/km. Das Knie ist leicht instabil macht aber sonst noch keinen Ärger. Na also! Geht doch! Der 7.Luxembourg Marathon läuft und ich bin zum 4. Mal mit dabei! Erste Wasserverpflegung aufgeschnappt. Vorbei am Campus Kirchberg, runter auf die große Avenue John F. Kennedy. Immer schön leicht abschüssig läuft man super Zeiten. Einer ruft, ich kenn‘ dich doch von Düsseldorf. Ja, klar! Wir plaudern ein bisschen, dann ziehe ich weiter davon. Die rote Brücke über das Tal der Alzette ist schon erreicht. KM8 mit 4:13min/km Gesamtzeit von 35:12min auf der Uhr. Wäre ein KM Schnitt von 4:24min/km. Das ist viel zu schnell für meinen Leistungsstand und jetzt schon merke ich dass ich mich ganz schön überpaced habe. Rüber in den Stadtkern. Man kann die gnadenlos gute Stimmung vom Glacis hören. Jetzt am Roundpoint brennt die Luft. Da ist wieder einer der Momente warum ich immer wieder in Lux laufen will. Hier lassen dir die Zuschauer gerade so viel Platz wie du zum laufen brauchst. „Allez Fronck“ höre ich immer wieder. Und die schreien für jeden, das ist der Hammer. Jetzt doch ein bisschen Anstieg auf der Avenue Victor Hugo. Das ist jetzt nicht mehr locker. Oben angekommen drücke ich den KM9 in 4:36min/km ab. Ich versuche jetzt im Stadtteil Limpertsberg ein wenig zu verschnaufen. Aber schon wieder geht es bergauf. Leute ich bin platt! Mal sehen was die 10’er Messmarke sagt. 44:19min. Also KM Schnitt 4:25min/km. Das Knie fängt jetzt auch leicht an. Erst mal weiterlaufen. Wieder Steigung rauf. Wasser aufgenommen. Alphornbläser an Strecke. Das ist ein Applaus wert! Avenue de la Faienceri wieder abschüssig runter zum Glacis. Eine Kneipe total im Bayern München Fieber, wegen des Campions League Endspieles, macht mächtig Stimmung. Die fangen ja auch bald an. Dann werden die Straßen bestimmt etwas leerer werden. Das Knie meldet immer mehr Schmerzen und wir sind doch erst bei KM12. Um den Champ du Glacis herum. Also was hier los ist. Da muß ich noch mal zulegen. Zum ersten Mal geht es in den Stadtpark. Hier auch top Stimmung. Wieder so eine kleine fiese Steigung und weiter geht es. Das zehrt jetzt und wir haben noch nicht mal die Innenstadt durchlaufen. Raus aus dem Park, rein in die „Centre-Ville“. Wie immer enge Gassen mit Absperrungen rechts und links. Begeisternde Zuschauer jolen was das Zeug hält. Wieder leg ich an Geschwindigkeit zu. Im Hintergrund kann man jetzt die Cathédrale Notre-Dame de Luxembourg erkennen. Kurz vorher kommt aber der „Place Guillaume II“. Hier muss man sich jetzt entschieden. HM oder die volle Distanz. Also diese Frage stellt sich mir eigentlich gar nicht. Rechts rum! Marathon, was sonst! Die altbekannte Passage auf den „Place d’Armes“ und schon sind Sie alle weg mit der „21“ auf dem Rücken.
Der Knuedler (Place Guillaume II) Zentraler Platz der Stadt mit Hotel de ville und Cathédrale Notre-Dame. Hier bei KM 15,6 ist die Verzweigung von Halbmarathon und Marathon. Bildquelle: Cayambe
Nach der Passage auf den Place D'Armes ist die Strecke wie leergefegt. Die Halbmarathonies sind schon auf dem Rückweg. Bildquelle: Johnny Chicago
Ich laufe jetzt fast alleine. KM 15 und 16 in 4:22 bzw. 4:23min/km machen wieder neuen Mut. Noch einmal ein Stück durch den Stadtparkt „Ed-J-Klein“ und dann steht erst mal der etwas langweiligere Abschnitt durch den Stadtteil „Belair“ auf dem Programm. Vorbei ist die Stimmung und der Zauber der schönen Innenstadt. Ein letztes Mal den Schwung mitnehmen, denn nun folgt die ganz leicht ansteigende Val-Sainte Croix. Am Wendepunkt müssen noch ein paar Schleifen in einem halb fertigen Neubaugebiet gelaufen werden. Das ist jetzt nicht mehr so toll, aber man kennt das ja schon von den letzten Jahren. Der Himmel zieht sich zu. Es wird immer dunkler und ein paar Regentropfen bekomme ich auch schon ab. Das wird doch jetzt nicht schütten? Endlich auf der Rue Gaston Diederich geht es zurück. KM19 in 4:38min gelaufen. Da ist schon ein leichter Zeitverlust erkennbar. Die Kraftreserven schwinden, es wird Zeit für ein Gelpack! Die Regentropfen werden mehr und mehr. Es geht los! Es schüttet in Strömen. Die Wettervorhersage hatte es ja prophezeit. Über ein paar Seitenstraßen geht es raus aus „Belair“ wieder in den Stadtpark „Ed-J-Klein“. Durch die Bäume nimmt man den Regen nicht mehr so wahr, aber beim Blick auf den Teich im Park sieht man erst einmal wie sehr das hier eigentlich runter schüttet! Alles klebt an mir und Bäume gibt es auch keine mehr. Wir haben den Park verlassen und laufen über die breite Avenue Marie-Therese in Richtung Stadtteil „Merl“ und „Hollerich“. Der Halbmarathondurchlauf kommt. Ich lege nochmal zu um irgendwie eine bessere Zeit auf die Uhr zu bekommen. 1:34:23 - das klingt erst mal gut, aber ich bin ja nicht zum ersten mal hier und weis ganz genau was noch auf mich zukommt. Für mich gilt die Lux-Marathon Faustformal Endzeit = HM Durchlauf x2 + ca.8 Minuten. Also da komme ich auf eine Zeit um die 3 Stunden 17 Minuten. Meine Schuhe sind inzwischen total durchgeweicht. Das Wasser läuft die Straße runter. Keine Besserung am Himmel in Sicht. Leider hat das Wetter auch viele Zuschauer an der Strecke vertrieben. Keine kleinen Partys mit Grill Steak und Bier. Aber es stehen doch einige mit Regenschirmen da und versuchen mit Anfeuerungsrufen uns ein wenig aufzuheitern. Avenue Guillaume, Rue du Maréchal Foch, Rue Charlemagne immer weiter geht es. KM23 mal wieder etwas besser mit 4:31min/km. Ein paar Schleifen sind zu laufen im Stadtteil „Merl“ bis endlich der westlichste Punkt der Strecke erreicht ist. Über den Stadtteil „Hollerich“ geht es jetzt wieder zurück zum Stadtkern. KM24 sogar in 4:24min/km gelaufen. Ich wundere mich nur noch, denn ich bin jetzt schon platt wie ein Eimer. Darf gar nicht an die restlichen 18km denken. Der Parc du Merl muß jetzt durchlaufen werden. Immer weiter geht es durch den strömenden Regen. KM25 mit 4:44min/km gelaufen. Gesamtzeit 1:52:08, also derzeitiger km Schnitt von 4:29min/km. Das ist immer noch sehr gut. Ich weiß dass hier bald nichts mehr geht, doch geblendet vom guten KM Schnitt träume insgeheim von der Sub 3:15. Ich muß realistisch bleiben. 2010 war ich hier sogar bis KM31 auf Kurs Sub3 und am Ende haben gut 7 Minuten auf die Sub3 gefehlt. Am Ausgang vom Parc du Merl höre ich zum ersten Mal eine Live Übertragung vom Championsleague Endspiel. Natürlich ist hier gleich mehr los. Den breiten Boulevard Pierre Dupong hinunter. Die Gegend gibt nicht so viel her. Hier ist noch vieles in Bau. Wieder links rein in Rue Poincaré. KM26 sogar in 4:26min/km. Ich flipp gleich aus. Aber jetzt geht es im Zick-Zack Kurs durch die Seitenstraßen wieder rauf. Ich sehne jede Kuppe herbei. Das kostet jetzt Kraft. KM27 am Place de Nancy schon eine 4:42min/km. Der Regen läßt nach, aber das bringt ehrlich gesagt auch nichts mehr. Es ist sowieso alles durchgeweicht. Über die Route D’Esch zurück zur Avenue Marie Therese. Auf der anderen Straßenseite laufen immer noch viele Läufer/innen den Abschnitt um KM21 herum. Die Strecke steigt nur noch an. Eigentlich nicht sehr viel, aber für mich reicht es. Endlich die Pont Adolphe über das von allen Startern gefürchtete „Tal de Pétrusse“. KM28 in 4:49min/km. Das sieht gar nicht gut aus! Los zusammenreißen! Noch mal ein schöner Anblick von der Staatsparkasse, kurze Schleife laufen und jetzt geht es runter ins Tal de Pétrusse.
Über die Pont Adolphe in den Stadtteil "Gare". Im Hintergrund die Staatssparkasse. Bildquelle: Claude Wians
Brutal dieses Gefälle! Mir schmerzen die Knie, da weiß man gar nicht ob man jetzt bremsen soll, oder laufen lassen. Das ist jetzt echt nicht mehr angenehm. Ich hole den Versorgungs Riegel raus und versuche langsam Stück für Stück davon zu essen. Da kommt man außer Puste aber ich brauche den Energieschub dringend. Das hatte sich in Düsseldorf gut bewährt mit dem Riegel anstelle eines Gels. KM29 mit 4:33min/km eigentlich zu langsam bedenkt man das heftige Gefälle. Egal weiter jetzt. Bald ist es wieder eben, da können sich die Knie wieder etwas erholen. Immer weiter runter ins Tal noch eine Kehre. Der tiefste Punkt der Strecke ist erreicht. Ich bin völlig bedient. Die Ebene Strecke ist jetzt total ungewohnt nach dem Gefälle und ich habe Mühe damit zurecht zu kommen. KM30 drücke ich ab bei 2:15:12. Das ist immer noch eine Pace von 4:30min/km. Aber wie schon gesagt, vor 2 Jahren hatte ich an gleicher Stelle eine Pace von 4:14min/km auf der Uhr stehen und am Ende total eingebrochen. Noch einmal Getränk aufgenommen. Versuchen zu erholen in der Ebene vom Tal de Pétrusse. Aber ich bin fertig! Total kaputt! Komm‘ reiß dich am Riemen. Aber irgendwie werde ich auch nicht überholt. Lediglich ab und zu kommt einer dieser „Team“ Runner und zieht vorbei. Aber das ist ja auch keine große Schwierigkeit die Jungs und Mädels müssen ja auch nur einen Abschnitt von 10,55km laufen. Psychologisch jetzt total wichtig, dass ich an den anderen dran bleibe. Das gelingt mir auch, aber trotzdem in 2km geht der gnadenlose Anstieg los. Kleine Brücke führt auf die rechte Seite der Pétrusse und paar hundert Meter weiter auch wieder zurück auf die linke Seite. Wirklich eine malerische Umgebung. Weit oben blickt man auf die Festungsmauern. KM31 in 4:45min/km obwohl die Strecke eben ist. Plötzlich fangen leichte Seitenstechen an. Was ist denn das jetzt für ein Mist! Es wird immer heftiger. Erst mal die üblichen Tricks versucht das Ganze in den Griff zu bekommen. Keine Chance. Die Rampe aus dem Pétrusse Tal kommt. Es geht nach oben. Das Seitenstechen wird immer schlimmer beim Anstieg. War das der Riegel? Hab ich doch schon x-mal getestet. Hat immer geklappt. Es geht nicht vorbei. Ich muß mich damit jetzt irgendwie arrangieren. Platt wie ein Eimer, Knieschmerzen, Seitenstechen und noch 10km meist anteigend zu laufen. Was kommt da noch? Wenigstens habe ich das Pétrusse Tal hinter mir. Rue de Strassbourg weiter. Durch den Stadtteil „Gare“. KM33 in 4:56min/km. Versuche echt alles um dieses blöde Seitenstechen loszuwerden aber nix hilft. Jeder Eliteläufer würde jetzt aussteigen, aber sowas kann ich mir nicht erlauben. Ich muß und will das hier zu Ende laufen! Avenue de la Liberté zum historischen Bahnhof runter. Fast 180° Wende am Bahnhof in die Avenue de la Gare. Die Stimmung wird wieder besser. Über die Rue du Fort Bourbon wieder auf die Avenue de la Gare. Vorbei an den historischen Gebäuden der Arcelor Stahl Zentrale und der Staatssparkasse.
Die Zentrale des weltgrößten Stahl Herstellers ArcelorMittal kurz vor KM34. Bildquelle: Werneuchen
Wo bleibt denn der nächste KM Marker? Abzweig rüber zur Rue de la Pétrusse, KM34 in 5:02min/km. Gesamtzeit auf 2:34:50. Jetzt mal schnell rechnen. 8,2 km zu laufen, selbst bei einem 5’er Schnitt komme ich ungefähr auf ne 3:16. Also vergiss den Irrsinn mit der Sub 3:15, Sub 3:20 wäre heute unter den Voraussetzungen echt gut. Am Pétrusse Tal geht es weiter. Schöner Blick nach unten. Abzweig nach links über die Brücke „Viaduc“. Wieder im Stadtkern „Ville Haut“ muß ich jetzt irgendwie den „Place de la Constitution erreichen. Zähne zusammenbeißen. KM35 zu meinem Erstaunen in 4:42min/km. War ja auch noch einmal ein fast ebener Abschnitt. Die Schleife auf dem Platz laufen. Leider hier nicht so viel los wie in den vergangenen Jahren. Der heftige Regen hat wohl die Leute vertrieben. Es regnet zwar nicht mehr, aber überall klatscht man in die Wasserpfützen. Vorbei an der Cathédrale Notre Dame in die Innenstadt.
Einmal den Place de la Constitution umlaufen. Bildquelle: Cayambe
Vorbei an der Cathédrale Notre Dame in die Innenstadt. Bildquelle: John Williams
Wieder geniale Stimmung wie man es kennt. Mit dem Seitenstechen hab ich mich wohl irgendwie abgefunden und merke das jetzt nicht mehr so sehr. „Allez Fronck, c‘est très bien“ höre ich aus der Menge. Die sind wirklich super hier. Danke Luxembourg! Ohne diese Unterstützung würde ich das auch gar nicht schaffen. Unter tosendem Beifall quäle ich mich durch die Fußgängerzone. Vorbei am Pizzaduft und Weizenbier. Jetzt auch noch ein Stück Kopfsteinpflaster! Place du Théatre. Die Innenstadt ist fast geschafft. Ich bin schon wieder auf der Avenue de la Porte Nouve, steuere geradezu auf den Roundpoint Robert Schuhman vor den Glacis zu. Hier sind jetzt noch einmal Bögen mit Marathon und Halbmarathon aufgebaut. Getränkeaufnahme, rechts ab am Roundpoint zum letzten entscheidenden, schwierigsten Abschnitt. Rauf zum Kirchberg! Noch geht es auf der „roten Brücke“ über die Alzette und den Stadtteil Pfaffenthal hinweg. KM37 kommt 2:49:47 steht auf der Uhr. Der KM Schnitt jetzt locker über 5min/km. Es wird langsam duster, kein Wunder es ist ja auch schon kurz vor 22Uhr. Ich schleppe mich den Kirchberg rauf. Nicht gehen! Immer weiter! Konzentrieren! Das geht hier aber auch rauf. Kein Wunder, dass man auf den ersten KM in entgegengesetzter Richtung so schnell ist. Ich schaue nach dem nächten KM Marker. Über den Schildern wurden extra blinkende Baustellen Lampen angebracht. Aber hier auf der Avenue John F. Kennedy ist eine Großbaustelle. Hier blinkt alles! Doch da kommt die 38! 5:12min/km ist noch sehr ordentlich. Weiter so, noch 4km. Nicht nachlassen! Höre ich da Musik von hinten? Da hat aber jemand seinen MP3 Player laut gestellt! Nein das ist ein Handy! Da kommt jemand mit dem Handy am Arm gelaufen, Musik auf laut gestellt und läßt sich berieseln! Sachen gibt’s! Da fällt mir nichts mehr ein. Er zieht an mir vorbei. Der erste welcher mich seit langem überholt. Ich klemme mich ran. Erst fällt es mir extrem schwer, doch dann kann ich dranbleiben. Zur linken jetzt die Coque und da kommt ja auch schon KM39. 5:14min/km. Macht 3:00:13 in der Summe. Die Sub 3:20 schaffe ich. Da bin ich mir ziemlich sicher. Aber diese letzten 3km sind noch so lang. Noch einmal Samba Drums zum aufheitern an der Ecke. Abzweig links in die stark ansteigende Rue Richard Coudenhove-Kalergi. Ich dreh‘ durch! Das nimmt ja überhaupt kein Ende. Kämpfen jetzt! Brauch ich nochmal Wasser. Ja aber nur ein kleiner Schluck. Jetzt bloß keine weiteren Seitenstechen mehr. Ich bin oben. Rechts rum und erst mal ist die Strecke wieder eben. KM40 in 5:37min/km ist eigentlich logisch. Ich schaue schräg links auf die letzten beiden KM über den Boulevard Pierre Frieden. Eine idyllische Ruhe ist das jetzt hier. Nach 22Uhr, leicht kühl, fast keine Menschen mehr an der Strecke. Ich höre das trippelt meiner Schuhe ganz klar. Nur noch die zwei, dann hast du es geschafft! Abzweig links noch einmal die lang angezogene Steigung. Höchstens noch 10 Minuten, dann stehst du im Zielauslauf, Medaille umgehängt, Weizen in der Hand. Die Kuppe ist erreicht. Von jetzt an geht es nicht mehr hoch. KM41 abgedrückt in 5:34min/km. Jetzt nochmal alles was geht. Das Messegelände ist sichtbar. Weiter! Abzweig links. Gleich muß doch der Zieleinlauf zu sehen sein. Ja da ist die Einbiegung runter zur Messe. Die letzten Meter sind mit Kerzen ausgeleuchtet. Nicht so schön und beeindruckend wie 2009 vor der Coque, aber für mich ist es jetzt ok. Die Musik aus der Messehalle wird deutlich lauter. KM42 in 5:06min/km, na also! Nochmal anziehen, rein in die Halle auf den blauen Teppich. Tolle Stimmung wie immer! Letzte Kurve, Zielbogen ist vor mir. Ich hab’s gepackt! Was für ein Kampf! Uhr abdrücken und freuen.
Sehr schön! Mit Kerzen die letzten Meter zum Ziel beleuchtet.
Zieleinlauf in der Halle
Das war heftig! Total platt im Ziel.
3:17:16 ist meine Endzeit. Das ist echt gut für die ganzen Probleme in der letzten Zeit. Da kann ich mehr als zufrieden sein. Schnell die Tüte gegen das auskühlen übergezogen und rüber in die zweite Halle zu den Kleiderbeuteln. Ich zittere am ganzen Körper, mir geht es plötzlich echt beschissen. Ich fummele an dem Kleiderbeutel rum, schaffe es aber nicht den selbstgemachten Knoten aufzumachen. Irgendwann hab ich es geschafft. Es wird immer schlimmer, ich zittere als hätten wir -20° Grad. Schnell in die 3.Halle rüber zur Verpflegung und Duschen. Ein Apfel, Banane paar Getränke. Das ist heftig heute. Zum Glück gibt es den Hans Grohe Duschtruck mit warmem Wasser. Das warme Wasser tut gut und ich erhole mich wieder. Frisch geduscht nehme ich nach kurzer Wartezeit den Massage Service in Anspruch. Das ist heute wirklich nötig und die Physio Mädchen und Jungs geben sich alle Mühe. Nach der Massage will ich noch was für die Kaffeekasse der fleißigen Physio’s geben. Was muß ich da feststellen. Ich bin der erste der nach einer Kaffeekasse fragt. Das ist ja wohl mal unglaublich! Die machen hier einen Knochenjob über mehrere Stunden und alles unentgeltlich. Keiner der Läufer/innen drückt hier irgendein Trinkgeld ab. Schämt euch!
Jetzt noch ein bisschen was futtern und trinken dann geht es auf die 3 stündige Heimreise. Zum Glück ist wieder der Geheimausgang an der Bushaltestelle offen, sonst hätte ich noch über eine Stunde mit der Heimfahrt warten müssen. So bin ich inklusive billig Tanken und billig Kippchen für Anja mitbringen um 3 Uhr zu Hause.
Was wäre ein Marathon ohne den Erdinger Stand?
Trotz später Stunde immer noch tolle Party im Zielbereich
Tschüß ING Löwe, bis zum nächsten Jahr.
4.Start in Luxembourg war sehr schön. Es führt kein Weg dran vorbei. Nächstes Jahr wieder würde ich sagen.