Schon im Dezember hatte ich mich für diesen Lauf angemeldet. Eigentlich eine recht sinnvolle Sache für die Mainz Marathon Vorbereitung. Ein 30’er mit 480 Höhenmeter, warum nicht. Was ich damals noch nicht wusste, dass ich im März noch zwei außerplanmäßige Läufe auf dem Programm habe. Eine Woche vor dem Winterstein „auf die Platte fertig los“ der 8,1km kurze, aber knackige Berglauf in Wiesbaden, und 14 Tage nach dem Winterstein noch den 50’er Ultra Lauf in Eschollbrücken. Wie bringt man das unter einen Hut ?
Ich fühlte mich nicht fit. Den Berglauf letzten Sonntag in Wiesbaden bin ich schon mit Erkältung gelaufen. Nach anfänglicher Besserung am Wochenanfang, kam allerdings am Donnerstag die Erkältung zurück. Was jetzt ? Das Donnerstagstraining wurde ersatzlos gestrichen. Stattdessen gab es Schlafeinheiten. Am Freitag dann noch mal vorsichtig 50 Minuten gejoggt. Das ging, aber es war anstrengend. Also habe ich am Samstag auch noch mal auf das kurze Abschlußtraining verzichtet, um alle Kraft für den Lauf am Sonntag zu sparen. Trotzdem wollte ich mich nicht verausgaben, in Anbetracht des anstehenden Ultralaufes in 2 Wochen. Eine Zeit knapp um die 2:20 sollte für diese hügelige Strecke eine gute Leistung sein. Das wäre ein Tempo von 4:40/km.
Am Sonntag morgen fühlte ich mich schon viel besser. Also fuhr ich gut gelaunt nach Friedberg. Lediglich die Frage der richtigen Kleidung, machte mir auf der Fahrt noch Kopfzerbrechen. Es waren fast 10 Grad. Lang oder Kurz, oder Kurz und lang ? Aber auf Grund der noch nicht ganz ausgestandenen Erkältung, entschied ich mich für Lang, so als ob es 0 Grad wären. Auf den Gelpack verzichte ich. Braucht man doch für 30km auch noch nicht. Schließlich habe ich beim Frühstück morgens um 6 Uhr noch ordentlich rein gehauen. Das muß für den Lauf reichen.
Ich bin früh in Friedberg angekommen. Noch gut 1 Stunde Zeit bis zum Lauf. Es ist sehr viel los in der Henry-Benrath-Schule, schließlich gibt es einen 30,10 und 5 km Lauf. Es wird mit weit über 1000 Läufern gerechnet. Trotzdem eine zügige Abwicklung bei der Startnummervergabe. Wie üblich gibt es wieder Kaffee und Kuchen. Einige Stände mit Laufkram sind auch da. Noch ca. 30 Minuten bis zum Start. Ich treffe auf Gabi. Wir plaudern noch ein bisschen, bevor es nach draußen geht zum Start.
Am Start haben sich schon jede Menge Läufer versammelt. Weiter nach vorne gehen ist leider nicht mehr. Also starten aus der Mitte raus. Wertvolle Sekunden vergehen bis ich endlich die Startlinie überschreite. Es gibt absolut kein durchkommen. Viel zu enge Wege und zu groß das Läuferfeld. Es wird gerempelt, überholt im Feld, aber alles hilft nichts. Ich stecke mitten drin fest. Vielleicht ja gar nicht so verkehrt, da überpace ich wenigstens am Anfang nicht, versuche ich mir einzureden. Aber es nervt total. Jetzt kommt auch noch eine Brücke. Da können maximal 4-5 Leute nebeneinander laufen. Ich koche innerlich. Endlich, das Ort Ockstadt ist erreicht. Die Straße wird breiter. Jetzt bin ich nicht mehr zu bremsen. Versuche alles wieder gutzumachen, was verloren ging. Das km 2 Schild kommt. Den ersten km Marker habe ich Dank dem Getümmel nicht gesehen. 9:17 also 4:39/km trotz der Enge. Da waren wir doch schnell unterwegs. Alles im Plan. Die Strecke steigt nun auch etwas an. Aber am Anfang nimmt man das noch locker. Wir verlassen Ockstadt. Es geht jetzt eine lange Straße hinauf Richtung Autobahnbrücke über die A5. Das Feld zieht sich weiter auseinander. km3 mit 4:19 und km4 eine 4:35 trotz leichter Steigung. Überall auf dem Weg liegen tote Frösche herum. Ein Schild weist auf die „Alligator-Action-Farm“ hin. Was es nicht alles gibt. Da passieren wir die Farm auch schon. Von außen keine Krokodille zu sehen. Es geht über die A5. Gleich darauf der erste Verpflegungsstand. Ich lehne hier noch dankend ab. Die Strecke biegt ab nach links. Der Weg verläuft durch den Wald. Allerdings genau parallel zur A5. Man kann gut die Autobahn hören. Mir wird es warm. Die Winterkleidung war wohl doch keine so gute Idee. Jetzt ist es zu spät, was abzulegen. Schwitzen bis zum Schluss :-( . Nun kommt km5 mit einer 5:02. Sehr seltsam ? Da war doch jetzt keine besondere Steigung. Hier stimmt was nicht mit dem Schild. Mein Verdacht bestätigt sich, da andere Läufer sich auch über die schlechte km5 Zeit wundern. Dieser Teil der Strecke ist sehr matschig, und man muss schon aufpassen, dass es keine nassen Füße gibt. Die ersten Steigungen sind geschafft. Jetzt kann man es (lt. Höhenprofil vom asc-marathon-friedberg), locker laufen lassen bis ca. km12. Es läuft gut. Km6 eine 4:17, km7 mit 4:33 und km8 in 4:40. Ein Glück, wir verlassen die Nähe der Autobahn. Immer mal wieder kommen jetzt kleine Teilabschnitte mit leichtem Anstieg. Aber gleich darauf wiederum „Erholungsabschnitte“. Ich schließe bei km9 auf einen Läufer auf. Ich frage kurz : „was willsten laufen ?“. „4:30er Schnitt“. Mehr wird nicht geredet. Ich ziehe weiter und rechne fleißig. 4:30er Schnitt das wäre eine 2:15. Ich bin also schon schneller unterwegs als ich es ursprünglich geplant hatte. Aber 2:15 könnte man doch schaffen….mal sehen. Km 10 kommt mir da als Anhaltspunkt gerade recht. Die Uhr sagt 45:11. Und das mit den jetzt schon gelaufenen Steigungen. Mit einem schnelleren Trainingslauf hat das jetzt nichts mehr zu tun. Ich bin gut dabei. Die 2:15 müßten heute drin sein. Der Verpflegungspunkt kommt. Jetzt muss ich trinken. Ich rufe schon mal „wo ist Iso ohne Kohlensäure“. „Ohne Kohlensäure haben wir nur warmen Tee !“. Na dann halt warmen Tee :-( . Ich muss jetzt trinken. Wer kommt denn auf die Idee mit der Kohlensäure bei einem Lauf ? Das gibt doch nur Probleme. Der Belag wird nun zu Asphalt. Die Steigung nimmt zu. Hatte ich km11 noch mit einer 4:33 genommen, schaffe ich km12 mit Mühe in 4:46. Das wird die gemeine Steigung bis km15 sein. Jetzt wird es ernst. Inzwischen meldet sich auch so ganz langsam meine Leiste und das Schambein. Aber noch kann ich die Probleme „ausblenden“. Zur rechten jetzt ein riesiges Kasernengelände. Der Weg zieht weiter steil nach oben. Brutal. Km 13 in 5:09. Immer wenn man glaubt, es würde ein kleiner ebener Abschnitt kommen, da sieht man auch schon die nächste Steigung vor sich. Hier wird es sich jetzt zeigen. Ich schließe langsam zu einer größeren Läufergruppe auf. Ich versuche mich zusammen zu reißen. Bleib an der Gruppe dran ! Jetzt nicht nachgeben ! Ab und zu pfeift der Wind noch entgegen. Zur Gruppe ist der Anstand leider zu groß um im Windschatten zu laufen. Km14 wird mit 4:59 gestoppt. Gleich hab ich es geschafft. Es sieht so aus, als ob die Strecke nach rechts abbiegt. Dann war es das mit den Steigungen. Ja, so ist es ! Der schlimmste Teil ist hinter mir. Es geht leicht runter. Wir bewegen uns wieder auf Waldboden. Ich bin nun mitten in der Gruppe, die ich bei der Steigung noch als Motivation benutzt hatte. Ich kann sogar überholen. Super ! Ich bin trotz der letzten Erkältungswoche gut drauf. Nur das Zwacken in der Leistengegend macht mir immer mehr Sorgen. Ich wechsele so oft es geht den Untergrund um irgendwie die angenehmste Laufposition herauszufinden. Hoffentlich geht das gut, wenn zum Schluss das Gefälle kommt. Halbzeit, die Uhr zeigt bei km15 die Laufzeit von 1:08:57. Hochrechnung anstellen. OK, das ist jetzt ein bisschen ab von der Zielzeit 2:15, aber der schlimmste Teil ist überwunden. Von jetzt an, kann es nur noch schneller werden. Km16 kommt mit 4:13. So kann es weitergehen. Dann müsste das doch reichen. Die Strecke geht nun hügelig weiter. Aber immer wieder kleine Teile zum verschnaufen. So komme ich dem Ziel Sub 2:15 immer näher. Km17 in 4:17. Noch einmal wird es ungemütlich. Eine längere Steigung zieht sich, aber so schlimm kann es doch nicht mehr werden. Ich bin inzwischen ganz alleine. Dieser KM hatte es in sich. Ich brauche 4:41. Jetzt wieder starkes Gefälle und dann gleich wieder hoch. So geht das jetzt immer weiter bis wir bei km21 am höchsten Punkt der Strecke angelangt sind. Neue Standortbestimmung kommt bei km20. Die Uhr zeigt 1:31:06. Das bedeutet mir bleiben jetzt noch 43:54 Minuten für 10km. Spätestens jetzt müsste doch klar sein, wenn ich hier kein Fehler mehr mache, dann ist die Sub 2:15 locker drin. Aber das Gefälle kommt. Was wird dann die Leiste sagen, wenn jeder Schritt abgefangen werden muss. Es ist alles noch im Rahmen. Ich muss noch kein Tempo rausnehmen. Km21 mit 4:13 geschafft. Jetzt geht’s, mal abgesehen von ein paar kleinen Passagen, nur noch runter. Das merkt man auch in den Zeiten : 3:58 / 3:54 / 3:53. Alles läuft nach Plan. Die Belastung ist groß für die Gelenke. Aber immer noch hält alles. Hoffentlich handele ich mir hier keine Verletzung ein. Kurz nach km24 wieder der Abzweig nach rechts. Es geht ein Stück rauf. Das tut im ersten Moment gut, aber nach kurzer Zeit wird es anstrengend. Ich kann noch eine kleine Gruppe überholen. Jetzt km25, was sagt die Uhr ? 1:51:17 . Das macht genau 23:43 Minuten für 5 KM, größtenteils im Gefälle. Das muss es sein ! Noch mal ne kleine Steigung, vorbei an einer Reihe von fest montierten Pfosten auf dem Weg. Sehr eng, obwohl ich ganz alleine durchlaufe ! Das hätten wir mal am Start haben müssen, denk ich noch. Ich sehe schon den Verpflegungsstand und die Brücke über die A5. Wieder nur warmen Tee bekommen. Aber was soll das jetzt auch. Noch etwas über 4 km. Es geht jetzt fast den gleichen Weg wie am Anfang zurück. Zur rechten wieder die Kroko-Farm. Wieder weiter abwärts. Auch die toten Frösche kleben noch auf dem Asphalt. Das hohe Tempo im Gefälle geht auf die Knochen. Ich versuche mich aufzumuntern. In spätestens 15 Minuten ist das Ding gelaufen. Da bist du im Zielbereich und kannst essen und trinken soviel du willst. Das Gefälle wird wieder angenehmer. Km26 und 27 knapp mit unter 4 Minuten genommen. Rein geht es nach Ockstadt. Gleich ist es geschafft. Noch mal links in die Straße abbiegen. Jetzt kämpfen. Km28 Marke bei 2:03:02 ! Die Sub 2:15 ist keine Frage mehr. Auch wenn es jetzt weh tut und sich schier endlos zieht. Rüber über die abgesperrte Hauptstraße. Kleiner zusätzlicher Knick im Wohngebiet. Raus aus Ockstadt. Man kann Friedberg schon sehen. Jetzt nur noch die kleine Brücke, dann ist es doch geschafft. Diese Brücke zieht sich. Was für eine Schikane so kurz vor Ende. Ich bin oben. Jetzt weis ich auch warum hier eine Brücke steht. Friedberg bekommt ne Ortsumgehung ! Jetzt sehe ich das erst. Das ist mit vor gut 2 Stunden im Gewühl überhaupt nicht ausgefallen. So nun aber noch mal alles geben. Ich höre schon den Sprecher vom Ziel. Es ist nicht mehr weit. Meine Uhr steht auf knapp über 2:10. Was für eine top Zeit. Da fallen die verschenkten Sekunden vom Start gar nicht mehr auf. Ich sehe schon den Zieleinlauf. Die Zeit zeigt noch unter 2:12…..Super. Noch mal anziehen, vergessen sind die Leistenschmerzen. Das hätte ich vorher nicht für möglich gehalten. Jetzt geht es durch den Zielbogen. Die Offizielle Zielzeit ist 2:11:30. Handgestoppt 2:11:11. Das ist ja der Hammer. Besser hätte es kaum laufen können. Schnell noch ein paar Becher warmen Tee getrunken, und die leckeren Bananen vom Bio Runner gefuttert. Geschafft !!!!
Beim Duschen ist es leider genau so eng, wie heute Morgen auf der kleinen Brücke kurz nach dem Start. Ist ja auch kein Wunder, bei so vielen Startern. Wo sollen die denn alle hin. Sogar der Gang vor den Umkleidekabinen ist voll mit Sporttaschen und Läufern. Ungemütlich, aber irgendwie geht es doch.
Ich schaue mir noch mit Gabi die Siegerehrung an, denn Sie hat es schon wieder geschafft. Platz 3 in der AK und Platz 7 in der Gesamtwertung der Frauen. Super ! Herzlichen Glückwunsch. Da kann ich nicht mithalten, bei mir ist es Platz 7 in der AK und Platz 43 der Gesamtwertung der Männer. Aber bei insgesamt 615 Männern die den 30km Lauf bis ins Ziel geschafft haben, da kann man zufrieden sein.
Jetzt heißt es alle Konzentration auf den Eschollbrücken Ultra in zwei Wochen.
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