Samstag, 23. Mai 2009

4.ING Europe Marathon Luxembourg

Der 2.Marathon innerhalb von 13 Tagen. Wie kann ich das am besten regeln ? Einerseits Erholung vom Mainz Marathon, zum anderen lockeres Training für den Luxembourg Marathon, um für die nächsten 42,2km einigermaßen fit zu sein. Aber diesmal ging es ja nicht darum volle Pulle zu laufen. Ich will mich zurück halten, um auch beim 14 Tage späteren Mittelrhein Marathon noch eine gute Zeit zu erreichen. Der Mininmalziel war unter 3:30 zu laufen, und einfach mal den Marathon genießen. Das Trainingprogramm hatte ich drastisch runter gefahren. Zwischen den zwei Wettkämpfen bin ich 5 Einheiten mit insgesamt 78km gelaufen, alles locker, ein langer Lauf von 29km war auch dabei. Einigermaßen erholt fühle ich mich nach dem letzten Training. Keinerlei Probleme. Daher mache ich mir insgeheim Hoffnungen auf eine Zeit unter 3:20.
Am Wettkampftag dann die schwierige Frage mit dem Essen. Start war Abends um 18 Uhr. Ich hatte schon unter der Woche ordentlich Nudeln gefuttert. Das Frühstück war am Samstag wie immer mit Brötchen und Müsli. Für die Fahrt nahm ich noch 2 Bananen, Brötchen und fertige Nudeln in der Tupperdose mit.
Kurz vor 12 Uhr geht es endlich los in Richtung Luxemburg. Schon während der Fahrt zeigt das Thermometer teilweise bis 27 Grad an. Es ist total warm im Auto. Zum ersten Mal in diesem Jahr schalte ich ab und zu die Klimaanlage ein. Mir läuft echt der Schweiß runter. Was für tolle Bedingungen um einen Marathon zu laufen. Während der Fahrt greife ich immer wieder in die Tupperdose mit den Nudeln. Endlich erreiche ich die Elzbachtalbrücke an der Grenze zu Luxemburg. Ich werde total euphorisch, drehe die Musik laut, und freue mich einfach nur auf den Marathon. Jetzt nur noch ein kleines Stück und ich bin da. Gleich mal den P+R Parkplatz am Kirchberg angesteuert. Von hier aus fahren die Shuttle Busse zur Coque (das riesige Sport/Freizeitzentrum in Luxemburg). Ich packe die nötigsten Dinge in meinen Läuferbeutel und los geht’s zur Coque.



Vor der Coque trohnt der Löwe des Hauptsponsors

Jetzt erst mal die Startunterlagen organisieren. Nun in aller Ruhe umziehen. Dazu gehe ich in die Halle und kann schon mal den Zieleinlauf bestaunen. Also wenn ich dort unten durchlaufe, dann hab' ich es geschafft.



Spätestens gegen 21:30 Uhr werde ich da durchlaufen !

Ich gehe noch mal das Höhenprofil durch. Von Berichten, und Luxemburg erfahrenen Läufern, wurde ich vor dem ständigen auf und ab gewarnt.



das Höhenprofil, welches mir noch ganz schön zusetzen wird.

Jetzt geht es nach draußen. Um 17 Uhr will ich mich mit ein paar Lauffreunden am Haupteingang de Coque treffen. Tausende von Menschen. Ich glaube mit dem Treffen, das wird schwierig. Doch da, Norbert ist da. Super, wenigstens einer. Wir plaudern noch ein bisschen und dann geht es runter zum Starterblock.



noch bester Laune vor dem Start : Norbert aus Belgien und Frank

Schnell den Läuferbeutel noch abgeben. Letztes mal ins Dixie Häuschen, und rein in den Block. Das Wetter ändert sich jetzt zum Glück. Es wird kühler und die Sonne verschwindet. Ich treffe zu meinem erstaunen doch ein paar Läufer aus Wiesbaden und Darmstadt im Starterblock. Doch die meisten laufen nur den Halbmarathon. Diese Läufer/innen haben auf Ihren Rücken noch eine zusätzliche "21". Das finde ich mal eine gute Sache. So weis man gleich Bescheid. Tolle Stimmung im Block, viele Franzosen, aber auch die Deutschen sind stark vertreten.
18 Uhr - Los geht's
Vom Start weg geht es gleich rechts rum in den Stadtteil Kirchberg. Die Strecke steigt an. Trotz hoher Teilnehmerzahl (das Teilnehmerlimit wurde schon vor Wochen erreicht) wird man kaum ausgebremst. Die Kontrolle am Blockeingang scheint gut funktioniert zu haben. Nach 3 KM erreichen wir die höchste Stelle der Strecke beim Sender RTL. Meine min/KM Zeiten bis dahin gut im Plan 4:42,4:35,4:29. Leicht abwärts geht es nun wieder zurück zur Coque. Schon wieder macht eine der zahlreichen Samba Gruppen Stimmung. Hier wird echt was geboten. Wir erreichen die Avenue J.F.Kennedy. Vorbei am Startplatz und an der Coque. Jetzt Wendepunkt und wieder am Start und Coque vorbei. Links hoch wieder zum Stadtteil Kirchberg. Was für ein Durcheinander....Zeiten jetzt um die 4:20/km. Die Strecke steigt wieder an, und bei KM 7,2 geht es wieder runter. Wir durchlaufen eine Parkanlage hinter der Coque. Hier ist jetzt gute Stimmung von den Zuschauern. Auf einem Felsen sitzt ein riesiger, aufgeblasener Löwe vom Hauptsponsor des Luxembourg Marathons. Die Strecke macht einen Bogen und läuft wieder zurück zur Coque. Endlich auf der Avenue J.F.Kennedy welche direkt in das Zentrum führt. Es geht mächtig abwärts von KM9 bis KM11. Dumm ist nur, das müssen wir zum Schluss bei KM 37-40 auch wieder hoch laufen. Ich merke den Mainz Marathon ganz schön, und die ständige bergauf/bergab Strecke macht einem auch nicht gerade frischer. Jetzt kommt KM10 und damit eine erste Messlatte. Mal sehen...44:02. Logischerweise nicht so schnell wie in Mainz, aber mit einem Genuslauf hat das auch nichts zu tun. Es sieht mal wieder so aus, als wäre der Vorsatz langsam laufen, völlig ignoriert worden. Inzwischen bekomme ich auch leichte Probleme mit der rechten Leistengegend. Aber wenn wundert’s, nach diesem Programm ? Die rechte Wade hatte ich bereits heute Morgen mit einem Kinesio-Tape abgeklebt. Das hat in Mainz gut funktioniert, also wird es hier auch helfen. Es geht nun über die Brücke der Alzette, dem kleinen Fluß in Luxemburg. Unter uns der Stadtteil Pfaffenthal. Wunderschöner Blick hinunter ins Tal. Vor uns die Kulisse der „Centre-Ville“ und rechts das „Grand Théâtre“. Es geht auf den Roundpoint Robert Schuman zu, die Strecke biegt nach rechts ab. Hier wird es jetzt absolut gigantisch. Die Zuschauer haben für die Läufer eine Gasse gebildet. Es gibt hier jetzt ca. 1 – 1,5 Meter Platz in der Breite. Rechts und links von mir total begeisterte Zuschauer. Es ist der Wahnsinn. Bilder wie man Sie nur von der Tour de France kennt. Und ich mittendrin ! Von allen Seiten kommen die Anfeuerungsrufe „Allez Frank“ oder „Allez Fronck“. Mir läuft es eiskalt den Rücken runter. Was für eine Atmosphäre. Jetzt geht es wieder leicht berauf in den Stadtteil Limpertsberg. Auch hier super Stimmung. Überall sind die Menschen auf der Straße und feiern. Selbst organisierte Partys vor den Häusern. Eine La-Ola Welle nach der anderen. Ich kann es nicht fassen, was hier los ist. Schon wieder eine Blasmusikkapelle. Insgesamt 39 Live-Acts gibt es an der Strecke. Ich entdecke das KM 12 Schild. Jetzt mal schnell checken, wie es läuft. Gut läuft es ! Die letzten beiden KM habe ich mit einer Pace von 4:21 absolviert. Aber das hoch und runter laufen macht mich platt. Vorbei an der Portugiesischen Botschaft. Es geht weiter rauf. Plötzlich ein ziehen im hinteren linken Oberschenkel. Mist, was ist das jetzt. Nicht drüber nachdenken, weiterlaufen. Der höchste Punkt des Abschnittes in Limpertsberg ist bei KM 14, in der rue Jean Pierre Beicht, erreicht. Ein Glück es geht runter auf den großen Platz „champ du Glacis“. KM 15 passiere ich bei 1:05:15. Ich bin dem eigentlichen Plan weit voraus. Aber mir ist klar, der 2. Streckenabschnitt wird fast nur bergauf gehen, und der Mainz Marathon macht sich immer mehr bemerkbar. Aber von langsamer machen keine Spur. Dieses tolle Luxemburger Publikum hat es verdient, dass ich alles gebe ! Auf dem „champ du Glacis“ ist ein riesiger Heißluftballon aufgebaut. Der Platz wird fast umrundet, vorbei an einer der zahlreichen Versorgungsständen. Hier fehlt es an nichts. Die Stationen sind gut erreichbar und die Tische lang. Ich bleibe anfangs noch bei Wasser. Es gibt aber auch eine Art Isogetränk, Orangen, Bananen, klein gedrückte Müsliriegel und später kommt auch noch Cola dazu. Die Helfer stehen rufend mit den Getränken parat. So muß es sein, klasse ! Rein geht es in den Stadtpark. Auch hier die Rasenflächen voller begeisterter Zuschauer. Im Park geht es an der „Villa Vauban“ vorbei. Hier war bis 2005 die städtische Kunstgalerie beheimatet. Wieder raus aus dem Stadtpark geht es in Richtung „Centre-Ville“. Meine Güte, was ist den hier los. Welch eine Begeisterung. Die Menschen sind press an den Absperrungen. Von allen Seiten strecken Kinder Ihre Hände zum abklatschen in Richtung der Läufer. Es ist so geil ! Ich schwebe förmlich auf dieser Euphoriewelle. Da ist es klar, dass ich KM18 sogar mit einer 4:11 laufe. Ich bin so beeindruckt von dieser Begeisterung. Ich möchte mich am liebsten bei jedem einzelnen dafür bedanken. Ich bin nur noch am applaudieren und halten den Daumen nach oben für dieses Publikum. Nun muß ich aufpassen, dass ich die Abzweigung für den Marathon nicht verpasse. Bei 18,3km wird getrennt. Aber ich hätte es mir ja denken können. Auch das ist bis ins kleinste Detail vom Orga-Team sehr liebevoll hergerichtet. Zwei große Bahnen sind nebeneinander aufgebaut. Schilder weisen den richtigen Weg. Zusätzlich stehen in der Mitte der beiden Bahnen auf Podesten freundliche Helfer mit großen, runden Schildern in der Hand und weisen mir den Weg. Das Ganze sieht aus wie auf der Landebahn eines Flughafens. Einfach nur toll ! Da ist es kein Wunder, dass die „Lotsen“ mit T-Shirts von Luxair ausgestattet sind. Damit nun auch wirklich nichts mehr schief läuft, steht am Ende der „Einflugschneise“ noch ein Helfer und ruft mir noch mal zu „Marathon“ und zeigt in die Richtung. Jetzt sind keine Läufer mehr bei mir. Ich bin fast alleine. Wie immer. Der Großteil läuft eben nur den Halben. Das tut aber meiner Stimmung keinen Abbruch. Ich laufe durch eine überdachte enge Einkaufspassage. Zur Rechten ein Schokoladen Feinschmecker Laden. Ich sehe die leckeren Pralinen und Schoko Tafeln. Schon denke ich an das große Fressen im Zielauslauf. Aber bis es soweit ist, liegen noch über 23KM vor mir. Es geht leider raus aus der Innenstadt, und wieder ein kleines Stück durch den Stadtpark. Im Park vorbei an der „Villa Louvigny“ dem ehemaligen Hauptsitz von Radio Luxembourg, dessen Sitz jetzt im Europaviertel auf dem Kirchberg ist. Nach dem Stadtpark geht es auf die „Route D’Arlon“. Im Hintergrund kann man bereits dir Flutlichtmasten vom Fußballstadion „Stade Josy Barthel“ sehen. Aber kurz vor dem Stadion biegt der Weg nach links in den Stadtteil Belair. KM19 kommt und die Uhr zeigt 1:23:12. Der Puls ist bei 167 (91%) angelangt. Ein bisschen zu hoch. Ich muß mich jetzt echt mal bremsen. Der 2. Abschnitt wird wirklich hart. Auch wenn vereinzelnd hier jetzt noch ein paar Zuschauer stehen, ist dies doch ein trostloser Teil dieser Strecke. Ich bin gespannt auf die Zeit bei der Halbmarathon Marke. Zwischendurch mal ein Gelpack reingedrückt. Mein Magen und Darm fühlt sich nicht besonders gut an, aber ich brauche das Zeug jetzt. Es hilft doch nichts. KM20 und 21 je mit 4:31 genommen. So jetzt aufgepasst, HM Zeit ist 1:32:41 ! Bin ich verrückt ! Das kann ich nie und nimmer durchhalten. Einfach weiterlaufen und nicht drüber nachdenken. Zurück durch „Belair“ geht es wieder Richtung Innenstadt. Die Begeisterung an der Strecke wird mehr. Vorbei am „Place W. Churchill“ wieder ein Stück durch den Stadtpark. Die Uhr läuft und läuft. Wo sind denn die KM Schilder ? Irgendwie verliere ich total das Gefühl für meine Geschwindigkeit. Naja wird schon passen. Wieder verlassen wir das Zentrum und laufen in den Stadtteil Hollerich. Entlang auf der Avenue Marie Therese, jetzt auf die Avenue Guillaume. Das zieht sich ja endlos. Jetzt wäre ein KM Schild wirklich mal hilfreich. Endlich KM25 die Uhr steht bei 1:50:16. Das ist ein KM Schnitt von 4:25. Immer noch verdammt schnell. Noch 17KM zu laufen. Wie soll ich das nur schaffen. Warum muß ich auch wieder am Anfang so schnell losrennen. Jetzt haben wir den Salat. Ich bin total ausgepowert. Bloß kein zweites Saarbrücken hier ! Auf weiter durchhalten ! Diese tolle Stadt mit Ihren fantastischen Zuschauern hat es einfach verdient sich bis zum umfallen zu quälen ! Nun wird es sehr kurvig. Wir sind bereits im Stadtteil Merl angelangt. Ich laufe schon eine längere Zeit hinter einem Läufer mit dem Aufdruck „I am Amsterdam“ auf dem Rücken seines T-Shirt her. Womöglich das Shirt vom Amsterdam Marathon. Teilweise kann ich Ihn überholen, aber bei jeder Kurve nimmt er die Abkürzung über den Bürgersteig und ist wieder vor mir. Das geht eine ganze Weile hin und her. Gerade habe ich Ihn eingeholt, und schon kürzt er wieder ab. Hey, was soll das ? Die Ordner sagen nichts, und lassen Ihn abkürzen. Das regt mich jetzt wirklich auf. Klar, man kann ja mal ne Kurve über den Bürgersteig schneiden. Aber wirklich jede Abkürzung zu nutzen, das geht nun wirklich zu weit. Wenigstens habe ich die Zuschauer auf meiner Seite, denn „Mr. Amsterdam“ bekommt kaum Applaus für diese Aktionen. Da, schon wieder kürzt er ab. Also lieber „I am Amsterdam“ das ist unsportlich ! Irgendwann wirst du für solche Aktionen disqualifiziert ! Jetzt kann ich nicht mehr folgen und er läuft mir davon. Naja, da brauche ich mich auch nicht mehr weiter drüber zu ärgern. Wieder geht es in einen Park. Diesmal ist es der „Parc de Merl“. Hier gibt es einen Teich und auch wieder viele Zuschauer. Ich entdecke mal wieder ein KM Schild. Es ist die „28“. Die letzten 2 Schilder habe ich verpasst. Mal runterrechnen. Auf den letzten 3 KM ein Schnitt von 4:27. Na also das geht doch. Jetzt noch 14 KM. Das müsste doch irgendwie zu packen sein. Noch mal ein Streckenabschnitt im Stadtteil Hollerich. Die Strecke wird nun ansteigend. Jetzt geht’s los. Fast nur noch bergauf bis ins Ziel. KM 29 schaffe ich noch mal mit einer 4:30/km. Aber ich werde zunehmend schwächer. Ich komme wieder auf die Avenue Marie Therese. Auf der anderen Seite laufen noch viele Läufer/innen. Die haben ja noch fast 20km vor sich ! Ein Glück bin ich schon über die 30’er Marke hinaus. Aber wo ist denn die 30’er Marke. Also irgendwie habe ich das Gefühl, hier hat jemand die Schilder versteckt. Es geht über die Brücke Pont Adolphe, welche den kleinen Fluß Pétrusse überquert. Direkt vor mir das Historische Gebäude der Staatssparkasse. Ich kann einfach nicht mehr. Ich drücke mir den 2. Gelpack rein. Inzwischen greife ich auch schon zu Cola und Isogetränk. Da ist ja das KM31 Schild. Die letzten beiden KM bin ich im Schnitt 4:40 gelaufen. Also jetzt muß ich mich zusammenreißen. Der Stadtteil Gare muß noch durchlaufen werden, bevor es wieder in die Innenstadt mit der sagenhaften Stimmung geht. Auf jetzt ! Noch mal alles rausholen. Die 11km werden doch zu schaffen sein. KM32/33 geht noch mal leicht runter. Ich schaffe jeweils ne 4:26 ! Aber nun geht es nur noch hoch. Ich sehe schon das Gebäude des Hauptbahnhofes mit dem hohen Uhrenturm. Noch mal scharf um die Kurve. Ich überhole einen Läufer der geht. Ich versuche ihn aufzumuntern, Aber er deutet an, dass er nicht mehr will. Die Strecke zieht bergauf. Die Zuschauer feuern an. Ich quäle mich, aber KM34 wird ne 5:14 ! Noch 8 KM, halte durch. Die Avenue de la Liberte zieht sich. Rum um die Staatssparkasse. Wie soll ich das nur schaffen ? Kämpfen ! Die Brücke Viaduc rüber über die Pétrusse. Die Innenstadt naht. Lautstarke Anfeuerungsrufe kommen von allen Seiten. Schleife laufen auf dem Place de la Consitution. Hier herrscht wieder super Partystimmung. Danke, Danke liebe Luxemburger, Ihr seid so klasse. Vorbei an der Nationalbibliothek und der Kathedrale „Unserer Lieben Frau von Luxemburg“. Jetzt werde ich wieder getragen auf der Welle der Begeisterung. Die engen Fußgängerzonen. Die Menschen jubeln und machen die Welle. Ist das geil hier. KM 36 ist ne 4:50. Wenn ich das so zu Ende laufen könnte das wäre klasse. Nur noch bergauf, und der Hammer kommt ja noch. Immer wieder von allen Seiten höre ich „Allez Frank“. Wie schaffen die das nur diesen kleinen Namen von so weit zu entziffern ? Gehpausen ? Kommt nicht in die Tüte. Für diese Zuschauer wäre es ja geradezu eine Beleidigung. Das haben die nicht verdient. Ich werde mich bis zum Schluß zerreißen für diese fantastischen Luxemburger !
Wieder keine KM Schilder gesehen, ach was soll’s. Solange ich keine Gehpause mache ist alles noch gut. Ich komme wieder auf den Roundpoint Robert Schuman zu. Wahnsinnstimmung. Aber jetzt geht es die Avenue J.F.Kennedy rauf zur Coque. Letzter Abschnitt und gleichzeitig der schwierigste Teil der Strecke. Noch mal ein Blick runter vor der Brücke über die Alzette. Plötzlich bekomme ich übelste Seitenstechen. Muß das jetzt sein. Kein Wunder, bei all dem was ich in der letzten Zeit zusammen gesoffen habe. Mir bleibt die Luft weg. Es wird nicht besser. Und der Anstieg wird immer brutaler. Stehenbleiben. Niemals ! Irgendwie geht es weiter. Ich versuche beim auftreten auszuatmen. Hilft auch nichts. Egal jetzt, komm weiter ! Auch hier sind noch Zuschauer an der Strecke und feuern mich an. Irgendwie schaffe ich es. Die Coque muß doch gleich mal zu sehen sein. Es nimmt kein Ende. Aber ich bekomme wieder etwas besser Luft. Die Seitenstechen nehmen ab. Ich sehe das KM 39 Schild. Jetzt bin aber mal gespannt. Seit 3 KM keinen Wert mehr erhalten. 14:57 also 4:59 pro KM trotz der brutalen Steigung. Das ist super. Auf noch 3 km. Ich sehe die Coque. Aber ich muß noch mal links abbiegen. Irgendwie müssen die restlichen Kilometer ja auf die Uhr kommen. Es geht weiter hoch. Von hinten komme ich nun in den Park der Coque rein. Hier ist jetzt wildes Durcheinander, denn die Halbmarathon Finnisher tummeln sich im Park, haben schon das Finisher Bier in der Hand ! Ich muß mir teilweise mit rufen Platz verschaffen. Verdammt, das zieht sich. Wo bleibt KM 40. Viele Leute rufen mir zu, dass es gleich geschafft ist. Ja von wegen, es sind mindestens 2km. Endlich KM40. Uhr zeigt 5:04, das ist ok. Ich laufe auf den allerletzten Reserven. Die Coque habe ich jetzt fast umrundet und was ist das ? Da schicken die mich noch mal in die andere Richtung ! Es ist zum verzweifeln. Da sieht man den Zieleinlauf, und muß noch mal weiter ! KM 41 nehme ich jetzt auf der flachen Straße mit 4:54. Der Wendepunkt ist da. Der letzte Kilometer. Jetzt geht es zur Coque !



gleich hat die Quälerei ein Ende.
(Foto von www.thomaswenning.de zur Verfügung gestellt)

Ich ziehe noch mal an. Ist das geil ! Es können doch höchstens noch 500 Meter sein. Vorm Einlauf in die Halle sind Kerzen aufgebaut. KM 42 wird sogar noch mal eine 4:35 ! Was für eine atemberaubende Atmosphäre. Die Halle kommt. Ich sehe das flackern der Lightshow. Laute Musik. Es ist einfach nur der Wahnsinn. Ich strahle über das ganze Gesicht. Rein in die Halle. Es ist einfach nur unglaublich. Ich habe es mal wieder geschafft, und das nach dem voll gelaufenen Mainz Marathon vor 13 Tagen. Die Menge jubelt und ich bin so glücklich. Ich reiße die Arme nach oben, laufe Richtung Zielbogen. Jaaaaa, geschafft.
Jetzt ein Wasser und ein Zielbier. Prost Luxemburg ! Es geht gleich wieder nach dem Einlauf in die Halle raus ins Freie. Sofort bekommt man eine Plastiktüte zum umhängen gegen die Kälte in die Hand gedrückt.



fix und fertig, aber glücklich !

Läuferbeutel geholt und jetzt nach oben, zur Zielparty ! Hier gibt es alles was der Läufer/in jetzt braucht. Äpfel, Bananen, Riegel, Müsli, Wasser, Cola, alkfrei Weizen. Super ! Ach ja das hätte ich ja fast vergessen. Meine Zeit 3:11:29 !!!! Bin mal gespannt wo ich damit lande.
In den Duschen ist es bei dem Andrang natürlich sehr eng. Aber auch das läßt sich gut regeln. Die Duschen sind warm ! Frisch geduscht gehe ich wieder auf die Finisher Party, und trinke noch ein paar alkfreie Weizen. Aber der Heimweg ist lange, und deshalb werde ich mich so langsam Richtung Shuttle Busse bewegen. Ich komme an dem Haupteingang der Coque vorbei und was sehe ich da ? Ergebnislisten ! Na, da will ich noch mal schauen. Ein ganz schönes Gedrängel. Endlich bin ich dran zum schauen.
Nein, das halte ich im Kopf nicht aus. Gesamtplatz 35 ! Bei den vielen Startern. Das kann nicht sein. Und so wie ich das sehe, bin ich der 3. beste Deutsche Läufer ! Also nun fällt mir gar nichts mehr ein. Das muß ich erst mal verarbeiten.



Auch für die Finisher mit 5 Stunden 20 Minuten ein unglaubliches Erlebnis, der Einlauf in der Coque

Ich gehe zum Shuttle Bus und kann es einfach nicht glauben. Was für toller Tag. Es hat einfach alles gepasst. Um 3 Uhr Nachts bin ich dann endlich zu Hause. Trotzdem schlafe ich noch nicht gleich ein. Viel zu beeindruckt von all den Erlebnissen !

Eine Veranstaltung bei der einfach alles gepasst hat. Eine außergewöhnlich tolle Stadt. Die herzlichen und freundlichen Menschen überall. Eine Atmosphäre wie ich sie so noch nie erlebt habe. Ein Tag der mir ewig in schöner Erinnerung bleiben wird. Ich bin wirklich gerührt !

MERCI LUXEMBOURG

Sonntag, 10. Mai 2009

10.Gutenberg Marathon Mainz



Auch in diesem Jahr wieder dabei : der Mainz Marathon

Zum zweiten mal für mich der Gutenberg Marathon in Mainz. Den Trainingsplan hatte ich diesmal nicht so genau verfolgt, und zusätzliche Wettkämpfe eingebaut. Trotzdem lief es gut. Die geforderten Zeiten und KM Leistungen wurden eingehalten und auch teilweise übertroffen. Minimalziel für Mainz war die Maratonbestzeit von 3:09:36 (Darmstadt 2008) zu unterbieten. Realistisch erschien mir sogar eine Sub 3:05. Der 3 Wochen vorher gelaufen Halbmarathon in Griesheim auf ebener Straße in 1:25:30 versprach sogar bei optimalen Bedingungen in die Nähe der Sub 3:00 zu laufen. Aber immer wenn es zu gut läuft, dann kommen die Probleme. Diesmal 2 Wochen vor dem Marathon. Nach dem langen Lauf mit 36KM incl. 10KM im MT war es passiert. Die rechte Wade schmerzte unterhalb vom Knie. Erst dachte ich mir nichts dabei und machte ganz normal im Trainingsplan weiter. Der letzte 3x5000er Intervall im MT wurde mir dann zum Verhängnis. Die Schmerzen zogen von der Wade in die Kniekehle. Das mit Schmerzen Laufen ging gerade noch so, aber nichts für eine schnelle Pace. So gab es dann 1 Woche vor Mainz nur eine Möglichkeit. Training runter, Tempo weglassen und hoffen auf schnelle Regeneration. Zwei Sitzungen beim Physio brachten merkliche Besserung. Trotzdem war beim normalen Joggen immer noch nach ca. 10-12 KM ab und zu ein ziehen und stechen in der Wade spürbar. Ärgerlich, gerade jetzt. Ein Kinesio-Tape über der Wade und an den Knieaußenseiten sollte mir zusätzliche Sicherheit geben. Letzter Trainingslauf über 10KM Freitags Abends verlief im langsamen Tempo ohne größere Probleme. Also Hoffnung war wieder vorhanden. Am Samstag dann die Startunterlagen abgeholt und noch irgendwie versucht auszuspannen. Es war schwül und ich bekam gegen Abend schlimme Kopfschmerzen. Trotz leichter Übelkeit drückte ich mir wie gewohnt die komplette extra große Portion Nudeln rein. Schlafen war auch eher eine Qual. Die Kopfschmerzen hielten mich wach. Zusätzlich wurde ich jetzt noch nervös, da ich nicht schlafen konnte. Irgendwann bin ich dann doch scheinbar eingeschlafen. Morgens vom Wecker um 5:30 Uhr geweckt, brummte der Schädel immer noch leicht. Die Nase war auch noch zu. Also Radikalkur. Nasenspray und japanisches Heilminzöl auf Stirn, Schläfe und Nacken. Kopfschmerztabletten kommen beim Wettkampf nicht in Frage. Dieses Risiko ist mir zu groß. Noch mal schnell gefrühstückt mit Brötchen, Joghurt und Müsli. 3 Tassen Kaffee getrunken und siehe da, der Kopf klart langsam auf ! Na bitte ! Kurz nach halb sieben ging es dann in Richtung Mainz. Ich war so früh, dass ich die Ausfahrt Weisenau nehmen kann. Noch nichts gesperrt, prima ! Überall schon fein säuberlich die Absperrungen am Rand der Straße, Aufbauarbeiten beginnen. Ich komme langsam in Stimmung. Vom Parkhaus geht es dann mit Läuferbeutel durch die Mainzer Innenstadt. Parkende Autos auf der Laufstrecke werden noch schnell abgeschleppt. Die frische Luft tut gut, die Kopfschmerzen sind inzwischen komplett verschwunden. Was für ein Glück ! Es ist noch Zeit, also schlendere ich noch mal über die Marathonmesse. Um 8:30 ist dann Forumstreffen hinter dem Hilton Hotel. Alle sind soweit fit, lediglich Thomas unterliegt im Moment starken Leistungsschwankungen, er will einfach mal sehen und gut durchkommen. Und was ist mit mir ? Wenn ich das nur wüßte ? Wie lange kann ich laufen, bis sich die Wade meldet. Und wie lange kann ich dann noch mit Schmerzen weiterlaufen. Und vor allem, in welchem Tempo ? Fragen über Fragen. Ich werd' einfach mal losrennen mit ner Pace um die 4:20 und die Lage abwarten.



Vor dem Start : Sascha,Christian,Frank,Peter,Christian,Gregor,Thomas

9:15 Uhr. Jetzt aber schnell weg mit dem Läuferbeutel und rein in den Starterblock. Diesmal ist es Block 1. Trotzdem sind ne Menge Leute vor mir. Wie üblich heizt Mainz Null Fünf Stadion Sprecher Klaus Hafner die Läufer und die Zuschauer gleichermaßen ein. Besser kann es nicht sein. Der optimale Mann für diese Veranstaltung. Warmlaufen ist unmöglich, viel zu eng alles. Die meisten Läufer/innen tippeln auf der Stelle. Mein Puls, wie gewohnt mit 70-75 vorm Start sehr niedrig.
Der Himmel immer noch leicht bewölkt, noch angenehm niedrige Temperaturen. Der Startschuss fällt. Es geht los. Zumindest ganz vorne. Bis ich über die Zeitmessmatte laufe vergeht doch einige Zeit. Jetzt kommt das übliche Gerangel um eine gute Position. Überholmanöver versuche ich zu vermeiden, und laufe lieber langsam weiter und hoffe, dass sich das Feld auseinander zieht. Aber irgendwie ist es sehr voll und ich werde nervös, und fange jetzt doch mit dem überholen an. Immer wieder wird man ausgebremst. Hier gehen schon so viele wertvolle Sekunden drauf. Aber ich kann nichts daran ändern. Es geht entlang am Rheinufer. Die Theodor-Heuss Brücke ist schon vorbei. Mal wieder das KM1 Schild übersehen. Ich muß warten auf die 2. Auf der langen Gerade der Rheinallee geht es Richtung Schottwerke. KM2 jetzt der Richtwert. 8:50, also 4:25 pro KM. Ja, das geht aber ich dachte es wäre schneller. Also ein bisschen die Pace erhöhen und auf KM3 warten. Rein ins Schott Werksgelände. Tolle Stimmung. Was 4:45 für KM3 ?? Also so wird das heute ganz bestimmt nichts. Sollte mir die reduzierte Trainingswoche so viel geschadet haben. Also gut, dann muß ich meine Ziele ganz klar gewaltig nach unten korrigieren. Weiter geht es durch das nicht so attraktive Industriegebiet vom Mombach. KM4 ist ne 4:26. Puls ist schon bei 159 (87%). Das kann es doch nicht sein ? Noch schneller werden. Die Sonne kommt nun raus, und es sieht ganz so aus, als würde es warm werden. Also das läuft ja heute gar nicht. Getränkestände habe ich noch ausgelassen. Kurz vor der Wende im Industriegebiet Mombach nehme ich KM 5 mit 4:00. Aha, jetzt geht’s doch. Aber trotzdem 5 KM in 22:03, das ist ein 4:25'er Schnitt. Nach der Bahnunterführung geht es rein nach Mombach. Wie immer tolle Stimmung. Klasse das beflügelt, und jetzt werden auch die Zeiten deutlich besser. KM6 und KM7 in 4:07/4:06. Jetzt bloß nicht versuchen alles wieder aufzuholen, sonst bin ich bald am Ende. Weiter Richtung Mainzer Neustadt. KM8 noch mal ne 4:08 und KM9 ne 4:19. OK alles jetzt scheinbar im normalen Bereich. Puls liegt inzwischen bei 163% (89%). Die Stimmung ist einfach genial, und wir sind noch nicht mal in der Innenstadt. Die Frage wird sein, wie lange kann ich das Tempo durchhalten, und vor allem das angeschlagene Bein wird sich irgendwann melden. So ca.12km im Training waren ja kein Problem, aber mehr und im schnellen Tempo ? Nicht drüber nachdenken. Das Kinesio-Tape wird es schon richten. Ich bemerke, dass vor mir ein paar Leute mit bunten Luftballons laufen. Sind das etwa Pacemaker ? Tatsächlich, es sind Pacemaker für die HM Zeit 1:30. Na, das wär doch super. Aber sind wir denn überhaupt in der Zeit ? Einer der Pacemaker meint, wir wären ca.150-200 Meter hintendran, da eine Absperrung nach den Schott Werken falsch postiert war. Eigentlich sollte diese zusätzliche Schleife erst in der zweiten Runde gelaufen werden. Aha, das würde ja auch die unglaublich hohen Zwischenzeiten in der Nähe von Schott erklären. Alles schön und gut, aber was bringt das letzt endlich ? Die Schleife bin ich nun ja gelaufen, und kann es nicht mehr ändern. Unter den Pacemakern wird nun vermutet, dass diese Schleife in der 2. Runde eben wegfällt, und somit die zuviel gelaufenen Meter wieder ausgeglichen sind. Hmmm, kann man hoffen, dass es so ist. Aber verlassen kann ich mich darauf nicht. Alles in allem würde das bedeuten, dass ich doch gar nicht so schlecht unterwegs bin. In der Mainzer Neustadt ist die Stimmung ebenfalls sehr gut. Überall gibt es neben den offiziellen Verpflegungsständen auch private Stände mit Wasser. Jetzt kommt der KM10 Richtwert. Die Uhr zeigt 42:54. Das ergibt ungefähr ein Schnitt von 4:17/km. Mal sehen wie es weiterläuft. Ich habe doch schon ganz schön mit mir zu kämpfen. Wir laufen nun bereits die Kaiserstraße in Richtung Christuskirche runter. Die Christuskirche wird umrundet, es geht dann die Kaiserstraße noch ein kleines Stück auf der anderen Seite zurück, dann folgt die Abzweigung zur Altstadt. Hier ist jetzt richtig was los, man wird förmlich von der Begeisterung getragen. Vorbei am Landesmuseum, dem Dom, dann die kleine Augustinerstarße mit dem Kopfsteinplaster. Es ist einfach nur genial bei dieser Stimmung hier zu laufen. Die KM Zeiten liegen nun alle unter 4:15/km, und ich frage mich wie lange das wohl noch gut gehen kann. Jetzt ist es leider vorbei mit der Altstadt, wir passieren das Hotel Ibis, es geht nun die ewig lange Gerade runter nach Weisenau. Eine Wendepunktstrecke voll in der Sonne. Immer mehr greife ich nach Wasser. Kurz vor der Wende kommt mir auf der anderen Seite Gregor entgegen. Die Wende kostet ein wenig Zeit. KM18 wird daher nur eine 4:22. Aber gleich drauf geht es weiter mit 4:09 und 3:59 für KM 19 und 20. Jetzt wird es mal Zeit für den ersten Gel-Pack. Plötzlich sehe ich auf der Straße einen Läufer liegen, der zusammengebrochen ist. Sanitäter kümmern sich gleich um Ihn. Meine Güte, da bekommt man Angst. Alles Gute, hoffentlich ist es nichts Ernsthaftes. Es geht nun Richtung Halbmarathon Durchlauf. KM21 wird ne 4:27, der Durchlauf unter tosendem Beifall stoppe ich bei 1:29:52. Liegt da vielleicht eine kleine Sensation in der Luft ? Ich glaube kaum, dass ich dieses Tempo halten kann. Außerdem muß jetzt noch zwei mal die Brücke über den Rhein überquert werden. Trotzdem rufe ich einem Mitläufer zu, die Sub 3:00 schaffen wir ja wohl jetzt auch noch. Die Brücke zieht sich. Immer noch nicht den höchsten Punkt erreicht. Es ist so anstrengend. Aber jetzt geht es runter. Von weitem kann ich eine Alemannia Aachen Fahne sehen, dort steht Gabi. Sie kann leider verletzungsbedingt heute nicht starten. Aber Sie ist extra mit Ihrer Familie an die Strecke gekommen, um uns anzufeuern. Eine tolle Aktion. Das freut mich. Jetzt wird natürlich auf keinen Fall langsamer gelaufen. Beim vorbeilaufen wird noch Jürgen abgeklatscht. Mit neuem Schwung geht es nun die Brücke runter und rein nach Kastel. Jetzt wird es wieder zäh. Und leider sind die Zuschauer hier auf diesem äußert unangenehmen Stück nicht mehr so zahlreich. Jetzt geht es rein ins Wohngebiet von Kastel. Die Stimmung wird besser. Hier werden die Läufer wieder beim Namen genannt, das baut noch mal auf. Aber der Trend ist leider da, Die Kräfte schwinden so langsam. Ich habe große Mühe den Schnitt von 4:15 zu halten. Der Wendepunkt in Kastel ist erreicht. Es geht die Hochheimer Straße zurück zur Brücke über den Rhein. KM26 und KM27 schaffe ich doch tatsächlich noch einmal mit 4:10/4:13. Jetzt über die Brücke. Gabi feuert mich noch mal an, und Jürgen knipst fleißig Bilder. Vielen Dank ! Das hat mir echt geholfen, diesen unangenehmen Teil in Kastel besser zu ertragen. Und auch den KM über die Brücke schaffe ich in 4:16. Wieder auf der Rheinland/Pfälzer Seite angekommen laufe ich einen großen Schlenker um an Getränke zu kommen. Die Sonne ist inzwischen brutal, ich nutze jeden Schatten, der sich bietet. Es geht wieder die lange Rheinallee Richtung Schott. Wesentlich mehr Zuschauer stehen hier als letztes Jahr. So gibt es vereinzelnd immer wieder aufbauende Zurufe. KM29 und KM30 je mit 4:18 absolviert. Der Schnitt zur Sub 3:00 (es bleibt halt ein Traum) ist unter diesen Bedingungen nicht mehr zu halten. Ich überhole eine Läuferin, welche noch viel schlechter dran ist wie ich. Ich sage nur :"Sub 3 wird heute nichts". Sie antwortet :"nee, heute nicht". Also noch mal durch die Schott Werke. Hier wieder tolle Stimmung. Eine extra Tribüne für die Zuschauer ist am Ausgang der Schott Werke errichtet. Das ist wirklich große klasse was hier geboten wird. Daumen nach oben für die Schott Mitarbeiter. Danke ! Jetzt kommt es nun darauf an, ist der zuviel gelaufene Teil aus der ersten Runde korrigiert ? Tatsächlich die Schleife ist weg. Na also, das Orga Team hat reagiert, das bringt wieder ein paar Sekunden. Jetzt KM31, mal schauen 3:40 ! Ich freue mich nur kurz über die "Zeitgutschrift", denn ich merke natürlich, dass mir die Kräfte schwinden. Zweiten Gelpack runtergewürgt. Vielleicht bringt's noch mal was. Und dann noch dieses langweilige Industriegebiet von Mombach. KM32 ist ne 4:24. Jetzt wird es abwärts gehen. Die Uhr zeigt 2:15:41 und noch 10km + 200 Meter zu laufen. Ich überschlage schon mal ein paar mögliche Endzeiten im Kopf. Ich rechne schon mit dem schlimmsten. Bei einem 5'er Schnitt wären das ca. 51 Minuten. Ergäbe ne Endzeit von ca. 3:06. Immer noch ne super Zeit und die PB fällt heute sowieso. Aber nach so einem tollen Lauf werde ich mich doch jetzt nicht mit 5 Minuten auf den Kilometer zufrieden geben. KM33 wird eine 4:20. Also, der Einbruch läßt sich noch ein wenig rauszögern. Ich will jetzt wenigstens das ursprüngliche Ziel von Sub 3:05 schaffen. Das müßte doch locker drin sein ! Rein nach Mombach, Stimmung kommt auf. KM34 in 4:26. Mir kommt das alles so langsam vor. Noch 8km, oder sagen wir mal noch 5km bis zur Altstadt. Wenn ich mal dort bin, dann schaffe ich den Rest auch noch. Mombach ist durchquert und damit auch die Stimmung weg. Noch mal muß irgendwie die Strecke bis zur Altstadt überbrückt werden. Ich weis nicht wie ich das schaffen soll. KM35 wieder ne 4:26. Mir ist das jetzt echt ein Rätsel wie ich dennoch diese Zeiten laufen kann. Ab durch die Mainzer Neustadt. Danach nur noch die Christuskirche und dann bin ich in der Altstadt. Der Rest müßte doch von selbst laufen. Ich versuche mich aufzumuntern, in dem ich daran denke, wie schlecht es genau an dieser Stelle vor einem Jahr ausgesehen hat. Damals war der Schnitt schon fast auf 5min/km. Na das ist doch heute viel besser. Irgendwie laufe ich nur noch wie ferngesteuert. KM36 und KM37 mit 4:31/4:28 genommen. Jetzt die Christuskirche. Mann das ist wirklich eine Qual. Auf los, weiter. KM38 immer noch gut mit 4:27. Was macht eigentlich der Puls ? 165 (90%) absolut ok für die letzten KM. Irgendwie werde ich es schaffen. Noch 4KM. Das ist doch eigentlich gar nichts. Ein Glück, ich habe die Christuskirche umrundet. Bei KM39 zeigt die Uhr 2:46:54. Mal scharf nachdenken. Mit einem 4'er Schnitt würde ich die Sub 3:00 noch schaffen. Guter Witz. Ich kann bei allem was recht ist keine 4'er Zeiten mehr laufen. Ich kann nur noch so gut es geht ankommen. Unternehmen Sub 3:00 damit endgültig verschoben. Jetzt zieht es auch plötzlich in der Wade. Ja, darauf habe ich ja nur gewartet. Aber 3 KM kann ich damit bestimmt noch laufen. Aber nach ein paar hundert Metern verschwindet die Verkrampfung, und es geht normal weiter. Überhaupt, was rege ich mich hier eigentlich über die vertane Chance der Sub 3:00 auf. Ich bin kurz davor eine sensationelle neue Bestzeit aufzustellen. So wie es aussieht werde ich das ganze auch noch verletzungsfrei überstehen. Bedenkt man noch die letzten 2 Wochen mit den Waden/Wadenbeinproblemen ist das doch sagenhaft ! Was will ich eigentlich noch ? So, Schluß damit. Jetzt wird gefreut und die letzten 3 KM gequält. Die Altstadt kommt. Überall tosender Beifall und jubelnde Zuschauer. Es ist herrlich und unterdrückt die Qual. KM40 und KM41 in 4:26/4:36. Noch mal durch die enge Augustinerstraße. Das Kopfsteinpflaster tut weh, aber der Gedanke an den Zieleinlauf läßt das alles vergessen. Rum ums Hotel Ibis. Jetzt ist es gleich vollbracht. Was geht noch. Ich ziehe an. Das KM42 Schild kommt. Ich sehe den Zielbogen. Wahnsinn. Ich laufe fast alleine, niemand um mich rum. Sprecher Klaus Hafner verkündet über das Mikro "und da kommt Frank, Applaus für Frank" und unglaublich, die ganzen Zuschauer im Zieleinlauf machen mit. Ich bin total gerührt. Es ist der Wahnsinn. Ich klatsche Beifall für die Zuschauer und halte den Daumen nach oben für diesen tollen Empfang. Es ist unbeschreiblich. Ich habe es geschafft. Mein 8. Marathon ist überstanden. Was sagt denn die Uhr ? 3:01:17 !!! Also da kann ich mich nun wirklich nicht mehr beklagen. Was für eine Zeit. Über 8 Minuten die alte Bestmarke verbessert. Gregor kommt auch schon auf mich zu. Er hat eine Zeit um die 2:55. Na super, da können wir ja mal mit alkfrei Bier anstoßen. Ein toller Tag. Neue Bestzeit, Zielzeit von 3:05 locker erreicht und ganz wichtig verletzungsfrei ! Das Marathontriple geht weiter. Auf nach Luxemburg !