Sonntag, 19. Januar 2014
17.Pulheimer Marathon
Der erste Marathon in 2014. Und gleichzeitig ein guter Test um zu sehen, wo man steht. Trainingsausfall im Dezember wegen entzündeter Fußballen und allgemeine Orthopädische Probleme mit eingeklemmtem Nerv kamen noch dazu. Die Fußballen konnten nach 4 Sitzungen Elektrotherapie zwischen Weihnachten und Neujahr, wieder so einigermaßen belastet werden. Dennoch zeichnete sich im Training ab, dass Strecken über 15km Schmerzen verursachen. Der eingeklemmte Nerv wurde mit viel Dehnen und Kinesio Taping für den Wettkampftag so halbwegs ausgeblendet.
Sonntag 19.Januar
Die übliche Prozedur am morgen vorm Marathon. Aufstehen um 5:00Uhr, frühstücken mit 2 Banane/Honig Brötchen, Joghurt, Ei und reichlich Kaffee.
230km Fahrt nach Pulheim, Parkplatz suchen in der Nähe vom Start/Ziel Bereich. Um 9Uhr bin ich im Geschwister Scholl Gymnasium, das Marathonzentrum in Pulheim. Ich habe alle Zeit der Welt, denn der Start für den Marathon ist erst um 10:40Uhr.
Ganz gemütlich die Startunterlagen abgeholt. Nochmal den Streckenplan studiert, denn ich starte hier zum ersten mal. Rings um mich werden haufenweise Kuchen und Brötchen aufgebaut. Hier fehlt es an nichts! Lediglich eine Kleiderbeutelabgabe kann ich nicht finden. Man hat natürlich die Möglichkeit seine Tasche in der Umkleide zu lassen, allerdings auf eigene Verantwortung. Also wird das absolut nötigste für nach dem Lauf in einen Beutel gepackt und den Rest bringe ich zurück zum Auto. Das ist jetzt ein bisschen zu laufen, aber geht halt nicht anders. Vereinskollege Dirk meldet sich nun auch. Er ist gestern noch den 10'er in Rüsselsheim mit 38:02min am Limit gelaufen und heute schon wieder Marathon. Wir werden uns beim Start treffen.
Frühstücken um 5:00Uhr. Banane-Honig Brötchen, Joghurt, Ei und Kaffee
Geschwister Scholl Gymnasium. Das Marathon Zentrum in Pulheim
Bereits die 17.Ausgabe des Pulheimer Staffelmarathons
gut organisiert die Startnummernausgabe
Wo gibt's das noch? Langarmshirts vom Laufevent
Haufenweise Kuchen wird angeschleppt
Letzte Vorbereitungen im Start/Ziel Bereich
Lange nicht mehr gesehen. Wolfgang läßt sich nicht lumpen und läuft auch die volle Distanz. Bildquelle: Wolfgang Bernath
Der Halbmarathon startet um 10:30Uhr. 10 Minuten später erfolgt der Start von Einzelmarathon und Staffelmarathon. In Pulheim liegt der Schwerpunkt auf der Staffel. Somit sind wesentlich mehr Staffelläufer/innen im Starterfeld als Einzelstarter. Von daher ist es ratsam, möglichst vorne zu stehen um unnötige Manöver zu vermeiden, andererseits aber auch nicht in der ersten Reihe. Die ersten Staffelläufer/in müssen gerade mal 7,195km laufen. Entsprechend hoch ist das Tempo. Kurze Abstimmung mit Dirk. Er will mit 4:15min/km anlaufen. Das ist mir ehrlich gesagt eine Spur zu heftig. So weit bin ich noch nicht. Mein Plan ist hier mit einer Sub 3:15 zu finishen. Mehr kann ich bei diesem Trainingsstand nicht erwarten.
Start:
vorab Runde
Die Uhr wird runter gezählt und ab geht's. Ca.2-3 Sekunden muß ich noch liegen lassen, bis ich die Startlinie überschreite. Es gibt hier zwar eine Chipzeitmessung für jede gelaufene Runde, aber am Start sehe ich keine Matte. Sofort wird Speed aufgenommen, dem Feld gnadenlos hinterher. Der Forerunner zeigt Zeiten unter 4min/km. Die Anfangsrunde führt über 2,195km durch ein paar Seitenstraßen in Pulheim, bevor 8 Runden je 5km, zum größten Teil außerhalb von Pulheim, absolviert werden müssen. 8:45 Minuten stehen bei der Überquerung der Messmatte auf der Uhr. Total verrückt! Das entspricht einem Schnitt von 3:59/km.
Runde 1:
Nun geht es in die erste von 8 Runden. Erst mal etwas Tempo rausnehmen. Die Strecke führt aus Pulheim raus ins Feld. Der Weg ist asphaltiert und läßt sich gut laufen. Auf der linken Seite kann man schon einen leicht ansteigenden Querweg erkennen, welcher zur Bundesstraße führt. Aber erst mal laufen wir daran vorbei und kommen zum Wendepunkt der Strecke. Es ist eng, die Wende extrem spitz. Hier werden im Laufe des Marathons ein paar Sekunden liegen bleiben.
Nach der Wende, plötzlich Gegenwind. Und schon läuft das nicht mehr so locker. Jetzt der Querweg. Gerade am Ende nimmt die Steigung zu. Oben an der Bundesstraße angekommen, geht es auf dem Radweg neben der Bundesstraße wieder zurück nach Pulheim. Ich treffe auf Claus, den kenne ich vom letztjährigen Marburg Marathon. Wir laufen zusammen und quatschen was das Zeug hält. Das Tempo ist etwas langsamer als in der 2,195km Runde, aber dennoch für meinen Geschmack zu schnell.
Am Ortseingang von Pulheim zweigt die Strecke links ab. Hier kann man jetzt Geschwindigkeit aufnehmen, denn es geht ein Stück runter. Nach 200m stehen Streckenposten und winken uns links in die Hackenbroicher Straße, welche wieder zum Start/Zielbereich führt.
Erste 5km Runde in 21:22min / 4:16,2min/km
Runde 2:
Immer noch laufe ich zusammen mit Claus. Aber lange werde ich da nicht mehr mitgehen können. Der zieht das heute hier durch. Kurz vor Pulheim lasse ich Claus ziehen. Ich bin für solche Aktionen noch nicht fit genug.
Runde 2 in 21:49min / 4:21,5min/km
Runde 3:
12,2km sind gelaufen, jetzt wird es endlich mal Zeit für ein Getränk. Der einzige Versorgungspunkt kommt gleich nach dem Start/Ziel Durchlauf. Becher geschnappt und...Cola. Bäääh! Haben die denn kein Wasser? Zu spät. Die nächste Chance kommt in 5km. Der Streckenteil zum Wendepunkt läuft immer noch sehr gut, aber danach werden die Zeiten merklich schlechter. Was bisher überhaupt noch keine Probleme macht ist der eingeklemmte Nerv. Hatte ich gestern im Abschlußtraining noch ein ungutes Gefühl, läuft das heute super. Man muß nur ans Kinesio Tape glauben, dann hilft es auch!
Runde 3 in 22:10min / 4:26,0min/km
Runde 4:
Beim Durchlauf am Versorgungspunkt rufe ich gleich nach Wasser. Na bitte, geht doch! Es ist Wasser drin. Rein damit. Viel zu spät nach 17,2km. Naja wir haben ja kein Hochsommer, es wird schon klappen. Nächste Runde muß dann unbedingt ein Gel nachgelegt werden. Die Kräfte schwinden, aber wie schon in der Vorrunde schaffe ich zum Wendepunkt rauf immer noch gute Zeiten. So langsam melden sich die Fußballen, aber das war mir irgendwo klar. Ich konzentriere mich erst mal auf den Halbmarathondurchlauf, dann sehen wir weiter. 1:32:08, das hätte ich nicht erwartet. Wenn ich da dran bleibe, dann ist ne Zeit unter 3:10 drin! Auf, noch 4 Runden!
Runde 4 in 22:19min / 4:27,5min/km
Runde 5:
Jetzt bloß kein Fehler machen, am Versorgungspunkt. Noch eine Runde ohne das gute Powerbar wäre fatal. Das wär' erledigt. Wieder konzentrieren und Tempo halten. Blick auf die Uhr, immer noch um die 4:25min/km bis zum Wendepunkt. Dann bläßt der Wind und schon wird es langsamer. Trotzdem mit knapp unter 4:35min/km im 2.Teil der Runde bin ich noch voll im Soll. Das Gefälle vor der Zielgeraden macht den Fußballen immer mehr zu schaffen. Die Schmerzen werden stärker. 15km, das wird irgendwie gehen!
Runde 5 in 22:28min / 4:29,4min/km
Runde 6:
Beim Durchlauf kündigt mich der Moderator als Mannschaftskollegen des Führenden Dirk Karl an. Dirk ist vorne! Super! Das spornt nochmal an. Obwohl längst platt, drücke ich nochmal auf's Tempo. Hier muß man die Zeit gut machen, welche im 2.Teil verloren geht. Mit 4:26 und 4:30min/km für KM28 bzw. KM29 zum Wendepunkt. Wieder Wind, Querweg mit Steigung. Das schlaucht total. Irgendwie kommt mir der Fahrradweg nach Pulheim auch schon wie ne Steigung vor die einfach nicht enden will. Jetzt kommt der Einbruch. 4:44min für den letzten KM. Immerhin die 30'er Marke ist passiert. 2:12:08 auf der Uhr. Das wird verdammt schwierig mit der Sub 3:10. Dagegenhalten! Irgendwie! Das Gefälle zur Zielgeraden runter macht keinen Spaß mehr. Die Füße brennen. Anders abrollen bringt auch nichts. Ich muß da jetzt durch! Die Pace ist wieder auf 4:35min/km. Es ist wirklich diese kleine Drecks Steigung vor dem Fahrradweg, welche es im Rundkurs von Pulheim ausmacht.
Runde 6 in 22:53min / 4:34,4min/km
Runde 7:
Beim überqueren der Messmatte kommt die Durchsage. Immer noch bin ich der Vereinskollege vom Führenden. Der Dirk zieht das heute durch! Super! Da will ich nicht nachstehen und mobilisiere alles für die letzten 10km. Rauf zum Wendepunkt mit Pace 4:33min/km. Mehr geht nicht. Aber das würde ja auch reichen. Kein Kilometer über 5min! Auch wenn es noch so schwer fällt. Die Steigung rauf. 4:50min für KM35. So wird das nichts mit ner Sub3:10. Reiß dich am Riemen! In 7km ist der Spuk vorbei. Außer Staffelläufer überholt hier niemand. So schlecht kann ich nicht unterwegs sein. Die haben alle zu kratzen! Ich schlurfe den Radweg nach Pulheim. Die Pace fängt sich wieder bei 4:37min/km. Keine Ahnung wie das noch geht. Das Zielgelände ist passiert, nur noch eine Runde!
Runde 7 in 23:10 / 4:38min/km
Runde 8:
Jetzt alles in die Waagschale werfen. 2:45:16 und noch 5km zu laufen. Das muß ich packen. Raus aus Pulheim und plötzlich sehe ich Dirk, wie er die Strecke entlang kriecht. "Hey, was ist los? Mach kein Scheiß! Ich dachte du bist in Führung". "Nix geht mehr! Muskulatur macht zu. Der 10'er gestern am Anschlag rächt sich jetzt!" Nee, was für ein Dreck! Das ist ja super ärgerlich! Hoffentlich kommt der noch halbwegs durch die letzte Runde.
Mit 4:37'er Pace zum Wendepunkt. Ganz vorne kann ich jemanden erkennen, der läuft Einzel Marathon. Vielleicht kann ich da noch aufschließen. Zum letzten Mal der Gegenwind. Querweg, Steigung rauf. Total platt auf den Radweg. KM40 in 4:52min. Das paßt! Gesamtzeit 2:58:39. Wenn ich das jetzt nicht total vermassele, ist die Sub 3:10 mir! Weiter konzentriert weiter. Die Schmerzen von den Füßen muß ich nur noch 2km lang ertragen. Letzte Reserven. Mir wird übel. Für 2km geht das alles. KM41 in 4:42min und ich bin ganz dicht dran am nächsten Läufer. Den hol' ich mir noch. Der ist noch mehr platt als ich. Abzweig runter zur Zielgeraden. Ich kann vorbei gehen. Super noch ein Platz gut gemacht! Alles reinhauen! KM42 Marker ist schon zu sehen! Nochmal ne 4:40min. 3:08:02 auf der Uhr. Das reicht sogar für eine Zeit unter 3:09. Mit dem allerletzten zum Zielbogen. Abbiegen zum Finish. Erster Marathon für 2014 erledigt! Und das mit 3:08:45.
nach 2,195km und 8 Runden a 5km endlich ins Ziel
Der erste Marathon für 2014 wär erledigt
Im Ziel treffe ich auf Claus. Er ist eine 3:04:00 gelaufen und hat die Marathonwertung gewonnen! Und ich kann es kaum glauben als er mir zum 2.Platz der Marathonwertung gratuliert. 2.Platz mit 3:08:45! Das gibt's doch gar nicht! Ist aber tatsächlich so.
Mit 3:11:55 kommt Dirk als 5. ins Ziel. Bis KM30 mit komfortablem Vorsprung in Front. Echt schade.
Die Zielverpflegung gibt nicht so viel her. Die Staffelläufer haben wohl schon alles weggefuttert. Dafür sind die Duschen angenehm warm. Und am Ende wird haufenweise Kuchen und Kaffee verschenkt. Sehr gut.
Prima Sache in Pulheim. Hat trotz Quälerei Spaß gemacht, und war ein optimaler Test für den Bienwald Marathon in Kandel. Da muß dann aber noch ne Schippe drauf gelegt werden.
Sonntag, 10. November 2013
17.Bottroper Herbstwaldlauf 50km (DM)
Das letzte Highlight in 2013. Die deutschen Meisterschaften im 50km Ultramarathon. Ausgetragen im Rahmen des Bottroper Herbstwaldlaufes. Ursprünglich wollten wir von Verein eine gute Mannschaft stellen. Allerdings fand sich kein 3.Mann um die Mannschaft zu komplettieren. So war es mir dann relativ egal, wie kaputt ich in Bottrop an den Start gehe. Kurz entschlossen laufe ich eine Woche vor Bottrop noch den Rursee Marathon. Dumm nur, dass der schwierige Kurs am Rursee seine Spuren himterläßt. Der rechte Fuß ist im Bereich der Fußballen geschwollen.
Nach dem letzten Tempotraining am Mittwoch Abend, ist an laufen nicht mehr zu denken. Donnerstags und Freitags ist statt Lauftraining Fuß kühlen angesagt. Samstags der letzte kurze Test über 7km ist ernüchternd. Je länger man läuft, desto mehr merkt man die Schwellung und den Druck auf den Fußballen. So soll ich 50km laufen? Das gibt ne Katastrophe! Aber irgendwie werd' ich da durchlaufen. In Amsterdam hat es ja auch funktioniert.
Sonntag 10.November
Brutal! Um 3:15Uhr klingelt der Wecker. Schnell noch was essen, fertig machen und auf geht's! In Kriftel Gabi eingeladen, dann weiter nach Idstein. Hier wartet schon Max auf uns. Perfekte Fahrgemeinschaft nach Bottrop. Das spart Sprit und man kann schon während der Autofahrt übers laufen quatschen.
Frühstücken um 3:30Uhr. Banane-Honig Brötchen, Joghurt, Ei und Kaffee
Gemeinsam nach Bottrop mit Gabi und Max von der LC Olympia Wiesbaden
Um 8:00Uhr in Bottrop auf dem Gelände der Zeche Prosper Haniel angekommen. Genug Zeit zum Startnummern abholen, Kaffee trinken, umziehen und fertig machen zum Start. Der Ablauf in Bottrop ist mir bestens vertraut. Es ist mein 3.Start in Bottrop. Diesmal habe ich mir extra ein Vorhängeschloss mitgebracht, damit ich meine Tasche am Püngelhaken aufhängen kann. Die Schuhwahl ist heute aufgrund des geschwollenen Fußballen schwierig. Letztendlich entscheide ich mich doch für die Standard Marathon Schuhe Asics DS Trainer 17. Raus zum Start. Aber im Gang der Bergmannskauen staut es sich. Warum? Ganz klar! Draußen regnet es in strömen. Na super, das hat noch gefehlt. Trotzdem, ich ändere jetzt nichts mehr. Kurze Hosen, dünnes langarm Shirt und Laufshirt drüber. Halstuch. Fertig!
Spezialverpflegung für die top Athleten. Für mich reicht Powerbar Standard Verpflegung aus der DM Drogerie
Schönes Weizenglas zum 41.Herbstwaldlauf gibt es für 6 Euro, oder man erreicht einen AK Podestplatz.
Kurz vorm Start scheint das Wetter zu kippen
Umziehen in den Bergmannskauen
Da stehen wir nun im Regen und warten auf den Start. Die Temperaturen sind auf 5°C zurück gegangen. Das sind keine schönen Bedingungen, aber man kann es sich halt nicht aussuchen.
9:00Uhr Start:
Die Menge setzt sich in Bewegung. Eine Kapelle spielt das "Steigerlied". Sehr schön das passt hier her. Trotz dem Regen haben sich viele Zuschauer zum Start eingefunden und applaudieren am Ausgang des Zechengeländes. 2 Runden à 25km, zum größten Teil im Waldgebebiet Kirchheller Heide, müssen gelaufen werden. Natürlich ist es erst mal voll auf der Strecke, aber ich kann mein Tempo laufen. Die ersten Kilometer führen durch den Fernewald rüber zur Kirchheller Heide. Dieser Teil der Strecke muß beim Rückweg wieder gelaufen werden. Die Überführung vom Betriebsweg zur Halde Schöttelheide ist jetzt noch kein Problem, aber spätestens in Runde 2 wird man das Ding verfluchen. Noch ein kleiner Abschnitt auf dem Fahrradweg, dann über die abgesperrte Bundesstraße in das Waldgebiet Kirchheller Heide.
Den ersten Verpflegungspunkt bei KM3,6 lasse ich noch aus. Das muß ja noch nicht sein. Die Blase drückt sowieso schon. Aber das ist ja kein Wunder. Ich bin platschnass und kalt ist es auch. Mir kommt es so vor als würde es immer mehr regnen. Das macht überhaupt kein Spaß. Einziger Lichtblick ist der rechte Fuß. Noch keine Probleme bis jetzt. Die 5km Marke ist erreicht. 21:57min die Zeit. Viel zu schnell! Macht Schnittpace von 4:23min/km. Erst mal weiter, und sehen wie sich das entwickelt.
Die Wendepunktstrecke mit dem Verpflegungspunkt 2 kommt. Ein bisschen Wasser kann nicht schaden. Weiter geht es im Regen. So hatte ich mir das nicht vorgestellt. Sehr trostlos. einfach nur weiterlaufen. Der KM10 wird nach einer kleinen Steigung mit 43:53min gestoppt. Die Pace ist annähernd gleich geblieben. Puls mit 151 (85%) ist erstaunlich gut.
Das sieht doch alles gar nicht so schlecht aus, aber jetzt fängt der Fußballen an, so langsam weh zu tun. Jeden Schritt merkt man. Automatisch wird nicht mehr richtig abgerollt. Gerade mal 10km sind gelaufen. Ob ich das durchhalte? Mal schauen, das wird schwierig. Ein kurzer Abschnitt im freien Feld ist besonders langweilig. Danach wird es aber interessanter. Die Strecke führt am Ufer des Heidhofsees vorbei. Allerdings ist das heute nicht so malerisch wie sonst. Alles was man sieht ist der Regen auf dem See. Eine scharfe Wende mit kurzem Gefälle nach dem See, dann wieder rauf zum Heidhof. Hier ist der VP3. Wasser geschnappt und rein damit. Mist! Ich muß pinkeln, sonst passiert hier noch ein Unglück! Schnell in die Büsche. So ein Dreck, das kostet Zeit! Weiter kurzzeitig mit verschärfter Pace. Das muß aufgeholt werden! Mit 4:35min für KM14 ist das noch verkraftbar.
KM15 Marker, die Uhr steht auf 1:06:01. Das ist top. So konstant bin ich noch nie einen 50'er gelaufen. Im Schnitt 4:26'er Pace für die letzten 5km. Ja wenn da nicht der Fußballen wäre. Das Profil ist hier aber auch sehr unangenehm zu laufen. Es wird immer schlimmer. Zur Hälfte könnte ich ja aussteigen, aber wie sieht das denn aus? Kommt überhaupt nicht in die Tüte! Irgendwie wird es gehen. In der Ferne kann man sehen, daß die 10km Läufer/innen jetzt mit auf die Strecke kommen. Erst mal nur ein kurzes Stück, aber nach dem Heidesee wird es dann richtig eng, soweit mir das noch in Erinnerung ist.
Nach einem leichten Anstieg ist der Heidesee erreicht. Hier ist der VP4. Die Gelegenheit das erste Gel reinzuwerfen. KM17,7 ist der ideale Zeitpunkt dafür. Einmal um den Heidesee. Das Dreckswetter hat auch seine Vorteile. Es sind keine Spaziergänger unterwegs. Hier am Heidesee ist das immer besonders schlimm. Was ist das? 4:38min für KM18! Ich lasse nach. Dranbleiben! Es noch nicht mal die Hälfte rum.
Wie schon befürchtet, die langsameren 10km Läufer/innen kommen nun mit auf die Strecke. Da ist alles dabei von Gruppenlaufen, MP3 Player im Ohr, eben alles was man jetzt nicht gebrauchen kann. Hektisch im Slalom vorbei. Das nervt und kostet Kraft. Der Puls geht hoch, aber irgendwie muß ich da jetzt vorbei. KM20 bei 1:28:10. Pace der letzten 5km wieder 4:26min/km. Das läuft doch! Sogar der Regen hat aufgehört und die Sonne kommt raus.
Nach einem kurzen Schlenker der nicht mit auf der 10'er Strecke ist, führt der Weg wieder gemeinsam zurück zur Zeche Prosper Haniel. Kurz vor der Brücke kommt mir schon der Führende entgegen. Dann wird es eng mit all den 10'ern. Tolle Zuschauerunterstützung hier im Start/Zielbereich. Einmal durchs Ziel laufen, aber gleich drehen und in die 2.Runde. Das ist schon ein wenig deprimierend wenn man die vielen 10'er Finisher mit dem Bier in der Hand sieht und hat selbst noch 25km vor Augen. 1:50:09 die Durchlaufzeit für 25km. Da hab ich sogar nochmal zugelegt auf den letzten 5km.
So eine 25km Zeit hätte ich nicht erwartet nach dem Programm. Gerade mal 34 Sekunden langsamer als bei der 50km Bestzeit vom Rodgau Ultra aus 2011. OK, da werde ich heute am Ende nicht rankommen. Bin viel zu platt und warte ehrlich gesagt nur noch auf den Einbruch. Aber eine Zeit unter 3:50 ist machbar. Die Schmerzen vom Fußballen nehme ich schon gar nicht mehr so wahr. Also los geht's nochmal alles geben! Die Strecke ist vollgestopft durch die 10'er und 50'er welche auf dem Rückweg zur Zeche sind. Allerdings auch wieder schön, weil man ein paar bekannte Gesichter sieht. Teilweise gibt es sogar anerkennenden Applause. Vielen Dank, das baut auf für die 2.Runde.
Jetzt macht sich der Verschleiß immer mehr bemerkbar. Mit dem Rursee Marathon, vom letzten Sonntag in den Knochen, war das irgendwo klar. Ich muß jetzt zusehen, dass ich hier einigermaßen durchkomme. Wieder über die Bundesstraße in das Waldgebiet Kirchheller Heide. Am VP1 nochmal Wasser rein. Irgendwie so lange es geht die Pace um die 4:30min halten. Schon wieder muß ich eine Pinkel Pause machen. Das ist heute aber auch echt zum kotzen. Los weiter! Einen Riegel rein, das hilft. KM30 bei 2:12:37. Ich habe etwas nachgelassen, aber immer noch gut in der Zeit. 4:30'er Pace für die letzten 5km.
Es wird zäher. Jede kleinere Steigung tut weh. Die Oberschenkel fangen jetzt schon an und es ist noch so weit. Aber den anderen geht es wohl genauso. Am Wendepunkt von VP2 kann man die Strecke gut überblicken. Der Abstand zu den Verfolgern ist eher größer geworden. KM35, die Uhr zeigt 2:35:09. Da hab ich doch die Pace für die letzten 5km auf der 4:30min halten können. Nur noch 15km, das muß doch zu packen sein! Unter 3:50 muß heute drin sein!
Wieder dieses trostlose Stück im Feld nur gerade aus. Vor mir ein Läufer und eine Läuferin. Es dauert eine halbe Ewigkeit, aber letztendlich kann ich an den beiden vorbei gehen. Das läuft doch super! Hier geht heute was. Abzweig zum Heidhofsee. Jetzt sieht das hier schon viel freundlicher aus als in Runde 1 bei Dauerregen. Aber es hilft mir nicht groß weiter. Ich bin stehend k.o. und wundere mich nur noch wie ich weiterhin die Pace halten kann.
VP3 am Heidhof. Wasser rein. Ich muß das durchziehen, das gibt nochmal ne top Zeit. Wer hätte das gedacht. Aber dafür muß ich jetzt kämpfen! Ein kurzes Stück leichtes Gefälle kommt da gerade recht zum verschnaufen. KM40 abgedrückt mit 2:57:39. Ich werd' verrückt. Wieder die Pace 4:30min/km für die letzten 5km gehalten.
Nur noch 10km. Das wird noch mal knüppelhart, aber dann ist es gepackt. Doch es wird immer beschwerlicher. Der Marathondurchlauf ist groß mit einem Schild markiert. 3:07:37 wäre die Zeit für 42,195km. Aber es ist absolut nix wert, wenn ich die letzten 7,8km vergeige. Und die haben es in sich. Die lächerliche Steigung zum Heidesee rauf macht mich total fertig. Völlig platt greife ich zum Wasser am VP4 und drücke das letzte Gel rein. Vielleicht ein bisschen zu spät, ich weiß nicht.
Ich komme überhaupt nicht mehr in die Gänge, schlurfe am See entlang. Hier sind jetzt dank der Sonne wieder zahlreiche Spaziergänger unterwegs. Aber keiner von denen hat mal ein aufmunterndes Wort für mich übrig. Wäre ich nur schon rum um den See. Das große Jammern geht los. Endlich die Nordspitze von See ist erreicht. Jetzt geht es zurück. Ich denke an die letzte Runde vom 100'er in Leipzig. Das war viel schlimmer, versuche ich mir einzureden. Die Strecke zweigt ab vom See. Das wär' nun auch erledigt. Wo bleibt nur die "45"? Das muß doch hier irgendwo gewesen sein! Da ist der Marker. 4:47min für den letzten KM gebraucht. Ich bin am Ende! Gesamtzeit 3:20:57. Also ne Pace von 4:40min/km für die letzten 5km.
Das hätte heute eine neue PB über 50km werden können, aber es geht echt nix mehr. Wie immer bei den 50'ern. Die letzten 10km versauen mir alles. Mal grob überschlagen. 3:44:20 ist die Bestzeit. Ich müßte für die letzten 5km die Pace auf 4:40min halten, dann würde es noch reichen. Ich muß es versuchen! Los, reiß dich am Riemen. 5km noch. Das packst du!
Verzweifelt gebe ich alles was noch geht. Ganz hinten sehe ich den nächsten Marker. Da ist dann auch der Abzweig zum letzten VP. Dranbleiben! 4:24min für KM46. Na also das geht doch! Nicht nachlassen, weiter kämpfen! Der VP kommt. Letztes Wasser rein. Leicht abschüssig geht es zur Querung der Bundesstraße. KM47 in 4:41min. Mist wo hab ich bloß die Zeit verbummelt? Auf hau rein, das kann ich immer noch packen! Weiter auf dem Radweg. Der plötzliche Asphalt nach dem Waldboden tut erst mal weh, aber es läuft besser als im Wald. Der Abzweig zur Zeche vor Augen spornt zusätzlich an. Weiter, weiter, weiter.
Runter vom Radweg. Jetzt wird es wieder schwieriger zu laufen. Egal es ist nicht mehr weit. KM48 in 4:22min gestoppt. Ich pack das! Die Brücke über den Betriebsweg kommt. Das wird die letzte Hürde werden. Beiß die Zähne zusammen, gleich bist du oben! Das ist jetzt wirklich extrem hart und hat Zeit gekostet. Ich bin oben. Schnell rüber. Da kommen jetzt noch welche entgegen und Spaziergänger sind auch noch unterwegs. Gerade so durchgekommen. Jetzt bin ich gespannt. Die 49'er Marke wird es zeigen. 4:45min, das war klar wegen der Brücke. Gesamtzeit 3:39:09. Das reicht, wenn ich den letzten KM unter 5min bleibe. Auf geht's durchhalten! Alles was noch irgendwie geht muß jetzt in diesen letzten KM gesteckt werden. Der Waldweg ist längst zu Ende. Das letzte Stück auf der Straße. In der Kurve zum Gelände Prosper Haniel stehen die Zuschauer und feuern an. Rein ins Gelände. Den Förderturm vor Augen. Die Uhr steht noch unter 3:44. Das langt! Endspurt, Zielbogen, Geschafft. 3:43:32 neue PB. Wahnsinn! Besser hätte es nicht laufen können. Neue Bestzeit über 50km und das beim 70.Marathon-Finish.
Zieleinlauf bei strahlendem Sonnenschein
70.Marathon gefinished mit neuer PB über 50km
war genau die richtige Wahl für die angeschlagenen Füße. Asics DS Trainer 17
Warme Duschen sind garantiert in Bottrop
Kurze Erholung im Zielauslauf. Ein paar Tee's abgebohrt. Kekse, Salzstangen und natürlich das alkfreie Weizen. Dann gleich weiter zu den warmen Duschen.
Ein super Tag in Bottrop. Platz 29. gesamt und 5. in der Altersklasse. Heute morgen noch wäre ich mit "ankommen" und Zeit unter 4 Stunden zufrieden gewesen.
Die Analyse von Bottrop 2013
Sonntag, 20. Oktober 2013
38.Amsterdam Marathon
Vorbereitung:
Woche 1
Die Luft war raus nach dem Berlin Marathon in neuer Bestzeit. Gleich am Tag drauf melden sich die Fußballen mit extremen Schmerzen. Alles geschwollen und entzündet. Daher in Woche 1 nach Berlin wirklich nur das Nötigste gemacht. Als ortsansässiger und überzeugter Erfelder Ureinwohner natürlich den Halbmarathon auf dem heimischen Trainingsgelände „Kühkopf“ nur 4 Tage nach Berlin mitgelaufen. Danach war nun endgültig Zeit für eine 2 tägige Zwangspause. Die Füße waren nun komplett im Eimer und es ging sowieso nichts mehr. Noch den langen Lauf sonntags absolviert, so kam ich auf 57,3 Wochen Kilometer. Die Pulswerte waren weit weg von der Form der vergangenen Wochen.
Woche 2
Trotz aller Probleme irgendwie versucht wieder in die Spur zu kommen. 2 Tempoläufe, ein langer Lauf über 25km und 2 normale Einheiten. Macht zusammen 100,5km. Von den Trainingsdaten her schon besser. Aber die orthopädischen Probleme wurden immer schlimmer. Vom Erholungsfaktor will ich hier gar nicht erst anfangen.
Woche 3, die Marathon Woche
Gerade mal 3 Einheiten absolviert. Jedesmal ab km 8-10 schmerzen die Fußballen. Im linken Fuß noch dazu die bekannten Schmerzen an der Innenseite/Fußrücken. Daher läuft der linke Fuß auch nicht rund. Ein vernünftiges abrollen geht gar nicht mehr. Der Schuh klatscht nur noch so auf den Asphalt. Schlechteste Voraussetzungen für den Amsterdam Marathon.
Samstag 19.Okt
Um 6:30Uhr mit der Bahn nach Frankfurt. Von dort weiter nach Köln. In Köln erfolgt der Umstieg in den Zug nach Amsterdam. Hier die erste Verspätung. Ca.40 Minuten Wartezeit zusätzlich kommen oben drauf. Na gut was soll’s. Solche Verspätungen habe ich ja mit einkalkuliert. Alles läuft gut bis Arnheim. Plötzlich ertönt ohne große Vorankündigung die Meldung dass dieser Zug nicht nach Amsterdam Centraal fährt. Alle Passagiere nach Amsterdam sollen doch bitte aussteigen und einen anderen Zug in Richtung Amsterdam nehmen. Am besten gleich den nächsten, welcher bereits auf einer Plattform wartet. Damit kommt man dann schon mal bis Utrecht, und von dort gibt es einen Zug nach Amsterdam Centraal.
So langsam werde ich sauer. Aber alles noch im Plan und in der Zeit. Also schnell in den nächsten Zug eingestiegen, bei dem irgendwas vom Utrecht auf dem Schild steht. Puh! Gerade so gepackt. Viel Zeit zum überlegen gab‘s da nicht. Aber scheinbar war es die richtige Wahl. Dummerweise muss auch dieser Zug immer wieder unfreiwillig anhalten, so dass der Anschlusszug nach Amsterdam sehr knapp wird. In Utrecht also schnell raus. Alles strömt hektisch zum Anschlusszug. Da passiert der Supergau!
Treppen runter zum Bahngleis. Haufenweise Leute kommen mir entgegen. Ich muss ausweichen und knicke mit dem linken Fuß, samt dem kompletten Reisegepäck auf den Schultern um. Schmerzen, verdammt was für ein Mist! Das Außenband hat es voll abbekommen. Nein, das darf doch nicht wahr sein. Egal ich muss jetzt erst mal weiter zum Zug nach Amsterdam. Die Bahn nach Amsterdam ist total überfüllt. Ich stehe im Gang. Bewege vorsichtig den Fuß in alle Richtungen. Scheint noch alles zu funktionieren. Die Schmerzen lassen auch nach. Man merkt das natürlich, aber so wie es aussieht habe ich scheinbar nochmal Glück im Unglück gehabt. Wahrscheinlich nur das Band gezerrt. Trotzdem nicht gut und mich ärgert das maßlos. Und warum? Nur weil das mit der Bahn heute überhaupt nicht klappt. Normal wäre ich schon längst im Amsterdam und alles unfallfrei.
Der letzte Abschnitt nach Amsterdam, in der völlig überfüllten Bahn, ist geschafft. Ich bin in Amsterdam Centraal Station. Das 48 Stunden Amsterdam Ticket sehr günstig für 12€ gekauft. Weiter zur Tram. Irgendwie durchgefragt welche Tram den nun zum „Leidseplein“ fährt. Ein älterer netter Holländer, hilft mir weiter. Voll gepackt und mit der ausgedruckten Straßenkarte versuche ich die Unterkunft zu finden. Eins ist schon mal klar, ich wohne mitten im Touristenzentrum von Amsterdam. Hier wird man ja fast umgerannt. Was für eine Hektik. Da stehe ich überhaupt nicht drauf.
Endlich! Total geschafft erreiche ich die Unterkunft. Super klein, eng und alles auf mehreren Etagen. Die Toiletten sind so klein, dass man eigentlich überhaupt keinen Platz hat sich den Hintern abzuwischen. Die Knie schon press an der Tür. Die Zimmer sind auch nicht besser. Furzig klein. 8 Betten auf engstem Raum. Es mieft ohne Ende. Als erstes reiße ich das einzige Fenster auf (ca.50x50cm), bevor ich hier noch umkippe. Ob die Bettwäsche frisch ist? Wahrscheinlich nicht! Überall fliegen die Taschen auf dem Boden rum. Kaum Platz zum laufen. Schränke gibt es nicht, nur 5 kleine Boxen mit der Möglichkeit ein Vorhängeschloss dranzuhängen. Na immerhin. Ich schnappe mir die letzte freie Box, packe meine Wertsachen rein. Ein Vorhängeschloss hab ich mir in weiser Voraussicht mitgenommen. Das dies nicht das „Grand Hotel“ ist, war mir klar, aber so hätte ich das nicht erwartet. Nur noch raus hier und ab zur Marathonexpo die Unterlagen abholen.
Endlich in Amsterdam angekommen. Der Bahnhof Amsterdam Centraal
Die Unterkunft mitten im Touristengebiet "Leidseplein". Die weiße Tür ist der Eingang. Das Zimmer ist im Dachgeschoss.
Die Fahrt zur Expo über Tram und Metro dauert ca.1 Stunde. Gut zu wissen, das kann ich für morgen früh gleich einplanen. Das Schienennetz in Amsterdam ist leider nicht so leicht zu durchschauen wie etwa Wien oder Berlin. Um wirklich kein Risiko einzugehen werde ich mich morgen sehr früh auf den Weg machen. Gerade weil ich im Vorfeld gehört habe, dass am Marathontag die öffentlichen Verkehrsmittel nur bedingt fahren. Die Messe befindet sich in der Sporthallen Zuid, direkt neben dem „Olympisch Stadion“. Hier wird auch morgen früh der Marathon Start erfolgen. Die Messe ist zum Glück übersichtlich und gut organisiert. Ruck Zuck habe ich die Unterlagen und noch ein bisschen Zeit auf der Messe rumzuschlendern. Die angepriesenen Mizuno „wooden Clogs“ welche es beim Kauf von ein paar Laufschuhen gratis dazu geben soll, sind leider schon aus. Tja nix war’s mit neuem Wave Rider 17 zu Messe Preisen kaufen und noch „wooden Clogs“ geschenkt bekommen. Aber wenn ich schon mal da bin, dann werde ich den neuen Wave Rider gleich mal testen. Auf dem Laufband merke ich die Instabilität des umgeknickten linken Fußes. Das ist gar nicht gut und ich fürchte schlimmes.
Die Verabredung zur Pastaparty mit Daniela und Marc aus der Nähe von Iserlohn wird leider nichts. Alle Tickets für die Pastaparty sind schon ausverkauft. Sehr schade! So bleibt es nur bei einem kurzen Treff mit Plausch. Ich muss mich jetzt selbst versorgen und werde wohl in irgend so eine Touristen Pizzeria am „Leidseplein“ gehen. Am Ausgang der Messe entdecke ich ganz versteckt einen Infostand der öffentlichen Verkehrsmittel. Sicherheitshalber frage ich nochmal nach. Ja und tatsächlich, am Marathontag wird nur die Metro fahren! Keine Tram, kein Bus innerhalb des „Marathongebietes“. Gut zu wissen! Das kann ja lustig werden! Die Rückfahrt zur Unterkunft erfolgt mit dem Bus, geht ja heute noch. Das erscheint mir der schnellste Weg. Kaum im Bus macht mich der Busfahrer darauf aufmerksam, dass ich mit meiner Amsterdam 48 Stunden Karte gar keine Busse benutzen darf! Ja super! Das wird ja immer besser. Aber er meint, ich soll jetzt halt mitfahren! Sehr schön! Danke!
Die Marathon Expo befindet sich in der Sporthallen Zuid
Die 17.Auflage des beliebten Wave Rider von Mizuno wird auf der Messe vor dem offiziellen Verkaufsstart angeboten
Unterlagen abholen
Leider schon alle weg. Die limitierten "wooden Clogs" von Mizuno
Ich habe Durst, und was zu trinken brauche ich ja sowieso noch. Am Kiosk hole ich mir 1 Liter billigstes Wasser für 3,50€. Reinster Wucher, aber am „Leidseplein“ wohl normal. Inzwischen fängt es heftig an zu regnen. Nochmal schnell an den Bus/Tramstationen vorbei um die Abfahrtzeiten für morgen zu checken. So wie es aussieht fährt da morgen vor 8 Uhr gar nichts, oder bin ich zu blöd den Plan zu lesen. Egal wie, im Notfall muss ich halt zur Metro laufen. Das werden wohl so 2-3km sein. Aber was soll ich machen? Das ist alles irgendwie total beschissen hier! Völlig durchnässt komme ich zurück in die Unterkunft. Meine Zimmerkollegen/innen sind nun auch da. Richtig gelesen, die Zimmer sind gemixed! Die Luft steht! Kein Platz mehr zum bewegen. Ganz klar, von denen läuft keiner Marathon. Die sind hier alle nur zum Party machen da. Niemand spricht deutsch. Alles English im übelsten Slang. Auf engstem Raum packe ich meine Laufsachen für den Marathon zusammen. Die nassen Klamotten ausziehen. Zum aufhängen gibt es nichts. Gleich rein damit in den Schmutzbeutel. Das alles nervt total. Mir brummt der Schädel und zu allem Unglück fängt der umgeknickte Fuß an zu schmerzen. Ich muss hier jetzt raus was essen gehen, sonst dreh‘ ich durch. Die engen Treppen runter, der Fuß schmerzt. Das wird ein Fiasko morgen beim Marathon.
Ich fackele gar nicht lange rum, das gehen fällt mir sowieso schwer. Gleich zum nächst besten Italiener und die üblichen Spaghetti „aglio olio“ und Salat dazu bestellt. Ich sitze am Tisch der Fuß pumpt und schmerzt. Das ist ja nicht zum aushalten! Ein kurzer Griff in den Strumpf und die Ernüchterung ist da! Das Sprunggelenk ist geschwollen! Verdammter Mist! Das wird morgen nichts! Die Spaghetti und den Salat haue ich mir einfach nur so rein. Geschmacklich auch nichts Besonderes. Ich kann mich gar nicht entspannen. Kein Wunder, der Fuß pumpt. Ganz schnell wird bezahlt, ich muss raus und den Fuß bewegen. Ich humpele nur noch durch die engen Gassen. Den Start kann ich morgen vergessen. So komme ich keinen Kilometer weit! Ein kurzer Test wird gemacht. Ein paar hundert Meter joggen und prüfen wie sich das anfühlt. Mist das tut weh! Das geht überhaupt nicht! Eis zum kühlen wäre jetzt gut. Aber woher? Ich bin total verzweifelt. Da fährt man nach Amsterdam, nichts klappt so richtig und dann fällt auch noch der Marathon flach? Was für eine Horror Vorstellung! Das wird erst der Anfang sein, spätestens morgen früh ist der Fuß total dick. Man kennt das ja. Über Nacht schwillt der Fuß komplett an.
Abendessen mit Schmerzen. Erst der Salat
dann die Spaghetti "aglio olio". Geschmacklich schlecht
Zurück in der Unterkunft. Der Fuß muss dringend gekühlt werden. Ich zwänge mich in so einen mini Klo rein, hänge den Fuß irgendwie ins Waschbecken und lasse 20 Minuten kaltes Wasser drüber laufen. Das tut gut, aber ich kann ja nicht die ganze Nacht hier drin bleiben. Schlafen muss ich ja auch noch! Die Bandage hab ich dabei, da könnte ich mit Kompression nachhelfen beim Schlafen. Ich versuch’s mit der Bandage. Aber es wird immer schlimmer. Die Bandage drückt den Fuß ab. Wieder zurück ins Klo, Wasser drüber laufen lassen. Kalte Umschläge wären gut. Bloß wie? Ja klar, mit einem Buff-Tuch! Tuch schön nass gemacht, um das Sprunggelenk gewickelt und wieder ins Bett zum schlafen. Ständig wache ich auf, da immer wieder irgendjemand zur Tür rein kommt und Krach macht. Aber das ist auch wiederum gut, denn da kann ich den kalten Umschlag wieder frisch machen. Langsam nehmen die Schmerzen leicht ab. Die Umschläge helfen. Plötzlich, mitten in der Nacht geht wieder die Tür auf. Es kommt zum heftigen Streit von 2 Typen. Die sind beide nicht mehr nüchtern und so wie sich das anhört, hauen die sich gleich auf‘s Maul. Super, ich bin mittendrin und in 6 Stunden ist der Marathonstart! Nochmal den Umschlag wechseln und versuchen die verbleibende Zeit trotz allem Krach im Zimmer zu schlafen.
Sonntag 20.Okt
5Uhr, der Wecker klingelt. Schnell fertig machen und nur noch raus aus diesem Zimmer. Das Frühstück nehme ich auf der Treppe zu mir. Wie immer 2 Brötchen mit Banane und Honig. Kaffee gibt es keinen, und mein letztes Wasser ich auch schon fast leer. Die Schwellung vom Fuß hat abgenommen. Klar, ist das noch schmerzhaft, aber ich werde einen Start riskieren. Das wäre ja ein Jammer wenn das hier als Kaffeefahrt endet! Zeit ist egal, Hauptsache starten und vielleicht sogar durchkommen. Los geht es, den Beutel geschnappt und zur Tramstation.
Die ganze Nacht mit kalten Umschlägen gekühlt, am morgen noch leicht geschwollen und druckempfindlich
Frühstücken auf der Treppe
Ich gehe unrund, humpele etwas, leichte Schmerzen beim auftreten. Ich habe schon ganz andere Dinger zu Ende gebracht, aber das hier wird wohl die krasseste Aktion werden. Habe ich eine andere Wahl? Nein! Ich muss es wenigstens versuchen!
An der Tramstation stehen schon haufenweise Leute. Aber das sind keine Läufer/innen, sondern alles Amsterdam Nightlife-Leute welche auf dem Heimweg sind. Irgendwie müssen die ja auch heim! Nämlich mit dem Nachtbus! Perfekt! Da kommt er auch schon. Centraal Station steht dran! Das ist ein Glücksfall! Der Bus ist proppenvoll mit Besoffenen. Aber egal, ich quetsche mich mit rein. Was für ein Erlebnis. Aber dieser Bus bringt mich zur Centraal Station. Dort ist dann auch die Metrostation.
Die Metrostation ist wie ausgestorben. Keine Läufer, nichts! Nur eine Bahn steht schon da, mit Abfahrt um kurz vor 8Uhr. Wie? Was ist den hier los? Alles normal, die Metrobahnen fahren Sonntags erst gegen 8Uhr! Ich treffe nun doch auf einen Läufer. Wir steigen in die Bahn und warten darauf dass die Zeit vergeht. Der Läufer kommt aus Weißrussland und wird in Amsterdam seinen ersten Marathon laufen. Irgendwann bewegt sich der Zug, es geht weiter! Nochmal müssen wir beim Umsteigen eine Weile auf die nächste Metro warten, aber letztendlich sind wir kurz nach 8 Uhr an der Marathon Expo.
Bleibt also noch genügend Zeit für mich. Da war doch so ein Taping Stand. Evtl. lässt sich das lädierte Sprunggelenk stabilisieren. Stand gefunden, fast gar nichts los. Ich bin gleich dran. Problem geschildert, Fuß gezeigt. Hmmm….damit laufen? Eigentlich gar nicht gut. Ja, ist schon klar! Aber nicht starten wäre das schlimmste für mich. Bitte 1x Sprunggelenksstabilisation. So gut es eben geht. Ich muss es versuchen! Eine Physiotherapeutin gibt sich die größte Mühe mit meinem Fuß. Na dann, viel Glück! Ich bedanke mich mehrfach und sage zu ihr, “wenn ich damit durchkomme, dann komme ich nach dem Marathon nochmal vorbei!“
1x Sprunggelenksstabilisation bitte! Die Physiotherapeutin gibt alles
fertig getaped. Sprunggelenk stabilisiert. So muss es klappen!
Bisschen ungewohnt ist das schon mit so vielen Tapes am Fuß. Ich selbst hätte mir hier jetzt höchstens 2 Tapes geklebt. Aber es fühlt sich gut an. Rüber zum Olympia Stadion. Umziehen, Kleiderbeutel abgeben und rein ins Stadion. Sehr schön hergerichtet das historische Olympiastadion von 1928. Das hat schon was, jetzt hier mittendrin zu stehen. Sogar die Ränge sind etwas gefüllt. Stimmung ist gut. Die Startblöcke sind mit Kontrollen versehen. Es gibt quasi keine Chance sich in einen schnelleren Block zu schummeln. Viele im Block laufen sich 30 Minuten vorm Start warm. Verstehe ich ehrlich gesagt nicht. Ich gehe lieber nochmal auf den Klo, welcher abseits des Blocks durch einen kleinen Zugang erreichbar ist. Sehr gute Idee vom Orga Team, an die Blocks Toilettenhäuschen zu stellen.
Wie üblich werden die Top Starter vorgestellt, und pünktlich um 9:30Uhr fällt endlich der Startschuss. Aus den Lautsprechern ertönt das beliebte „play it a live“ vom Safri Duo. Das Feld setzt sich in Bewegung. Tolle Atmosphäre dank der zahlreichen Zuschauern auf den Rängen. Eine halbe Runde im Stadion auf der Bahn ist noch zu laufen, bevor es durch den Ausgang nach draußen geht. Ich bin dabei! Wer hätte das noch gestern Abend gedacht? Ein bisschen wackelig, aber es scheint irgendwie zu gehen.
Viel Platz ist nicht auf den ersten Metern. Nur mit viel Mühe lässt sich ein 5’er Schnitt laufen. Leider auch außerhalb des Stadions. Es sind einfach zu viele Läufer/innen. Aber das macht gar nichts, für mich steht in erster Linie heil durchkommen mit dem geschwollenen Sprunggelenk. Auf dem breiten „Amstelveenseweg“ geht das schon etwas besser. Ich erhöhe die Pace. KM1 in 4:45min/km ist dennoch ganz schön langsam. Abzweig in den Vondelpark. Wieder weniger Platz zum laufen, aber das Feld ist schon ein bisschen auseinander gezogen. KM2 in 4:14min ist so wie ich mir das eigentlich vorgestellt hatte. Allerdings war in dieser Planung kein umgeknickter Fuß.
Das Sprunggelenk hält erst mal. Ich bekomme immer mehr Vertrauen, halte die Pace konstant um die 4:15min/km. Am Ende des Vodelparks geht es direkt weiter am „Singelgrachtkering“, einem der zahlreichen Kanäle von Amsterdam. Mit dem „Rijksmuseum“ kommt der nächste Highlight. Das Besondere ist diesmal, dass die Strecke über die „Museumsstraat“ direkt durch den Museumskomplex hindurchgeführt wird. Sehr schön! Weiter durch Amsterdam „Oud-Zuid“. Die 5km Messmatte zeigt mit 21:49min ganz klar, es wird heute unter diesem Umständen nicht um die Sub3 gehen. Trotzdem versuche ich an der 4:15min/km festzuhalten. Aber es ist sehr zäh und läuft irgendwie nicht rund. Mir dröhnt der Kopf. Ist ja auch kein Wunder, wenn man die ganze Nacht in dieser Miefbude kein Auge zumachen kann. Außerdem habe ich viel zu wenig vor dem Start getrunken.
Start und Ziel ist das "Olympisch Stadion" von 1928. Bildquelle: Daniel van der Ree
Einer der wenigen Highlights, das Rijksmuseum. Bildquelle: Markus Würfel
Die Strecke führt wieder in die Richtung Olympiastadion. Kurz davor kommt eine größere Wendeschleife, und schon ist man auf der anderen Seite vom Stadionweg. Die breite Masse des Läuferfeldes kommt uns jetzt entgegen. Abzweig in den Stadtteil „De Pijp“. Trotz aller Bemühungen die Pace zu halten, stoppe ich die 10km Durchlaufzeit bei 42:59min. Jetzt wird die Sub3 endgültig aus dem Kopf gestrichen. Es ist nicht nur das verletzte Sprunggelenk, ich bin einfach platt. Das war alles zu viel in den letzten Wochen. Jetzt muss man hier echt mal die Kirche im Dorf lassen. Es wäre doch schon super wenn ich hier unter 3:10 verletzungsfrei im „Olympisch Stadion“ einlaufen würde. KM11 und 12 schaffe ich noch einmal mit 4:15’er Pace zu laufen. Aber bei der nächsten Wendepunktstrecke auf der „President Kennedylaan“ lasse ich nach.
Es folgt der 11km lange Abschnitt an der Amstel entlang. Die Pace pendelt sich nun um die 4:20-4:30min/km ein. Die Stimmung beschränkt sich auf Stimmungsnester an der Strecke. Da ist dann aber meistens richtig was los. Deutsche und Niederländische Schlager dröhnen aus den Lautsprechern und jeder singt mit. Dazu kommen noch ein paar Boote auf der Amstel ebenfalls mit lautstarker Beschallung an Board. Das Sprunggelenk macht langsam Sorgen. Ein wenig Schmerzen beim Auftreten. Wir sind bei KM 15, da sind noch 27km zu laufen. Aufgeben kommt ja nicht in die Tüte! Also Zähne zusammenbeißen, das wird sich schon wieder geben. Sehr schön zu sehen, auf der Gegenseite der Amstel kommt gerade die Führungsspitze entgegen.
Das dauert ja ewig bis der Wendepunkt kommt. Man kann noch nicht mal die Brücke sehen. Langweilig dieser Streckenteil! Das ist fast so, als ob ich bei uns am Rhein entlang laufe. Nur dass hier ein überdimensionaler Mizuno Wave Rider Schuh auf dem Wasser rumfährt. Bei KM19,5 ist die Brücke auf die gegenüberliegende Seite endlich erreicht. Alles wieder rauf laufen! Ich bin platt. Mal schauen, der Halbmarathon Durchlauf gibt die Richtung vor. 1:31:27, na bitte das geht doch! Das Sprunggelenk hat sich scheinbar wieder beruhigt. Da müsste ich doch ne Sub 3:10 durchbringen können.
Da kommt Stimmung auf! Vom einem Boot auf der Amstel ertönt „Viva Colonia“ allerdings auf Niederländisch. Macht nix, den Refrain gröle ich auf Deutsch mit. Die Pace bleibt weiterhin stabil unter der 4:30’er Marke, also Kurs auf die Sub 3:10. Das wäre doch echt ok heute. Aber noch sind genug Kilometer zu laufen. KM25 Messmatte bei 1:48:21 überlaufen. Das ist bis hier eine gesamt Pace von 4:20min/km. Damit kann ich sehr gut leben. Auf komm‘ noch 17km durchziehen. Der Abschnitt an der Amstel ist nun auch erledigt, die Strecke zweigt ab in das Viertel „De Omval“.
Ganz leicht abschüssig geht die Strecke unter dem Autobahn Stadtring A10 durch. Bisschen erholen und ab durch die nächste Party Zone. Aus den Boxen dröhnt der Stampfbeat. Normal überhaupt nicht mein Ding, aber hier hilft es weiter. KM28 und KM29 in je 4:21min/KM abgedrückt. Das läuft doch besser als gedacht. Allerdings kommt das altbekannte Problem mit den schmerzenden Fußballen jetzt mit dazu. Weiter im Stadteil „Watergraafsmeer“. Den KM30 Marker stoppe ich bei 2:10:28. 2.Gel am Versorgungsstand reingedrückt.
Irgendwie gibt die Strecke nicht viel her. Das hatte ich mir alles anders vorgestellt. Besonders hier im Ostteil der Stadt da ist ja nichts zu sehen. Vorbei am Park „Frankendael“ KM31/32 mit 4:23 und 4:26min/km weiter auf Kurs. Nur noch 10km dann bin ich hier trotz aller Probleme durch! Da kann ich mir ja schon fast einen 5’er Schnitt erlauben, um am Ende unter 3:10 auf der Uhr zu haben. Aber noch ist das hier nicht durch. Unter der Bahnlinie durch in die „Molukkenstraat“. Die Strecke führt jetzt durch das Viertel „Indische Buurt“, ein multikulturelles Stadtviertel mit ca. 2/3 ausländischen Bürgern.
Ich bin jetzt echt platt, der Schnitt pendelt um die 4:30min/km. KM34 am „Lozingskanaal“ wird mit 2:28:19 gestoppt. Die Füße brennen. „Halte durch, das ist doch ein Klacks hier gegen den 100’er von Leipzig“, rede ich mir immer wieder zu. Über die Viertel „Oostelijk“, „Dapperbuurt“ und „Oosterparkbuurt“ erreichen wir wieder die Amstel knapp vor KM37. Die Brücke über die Amstel mit leichter Steigung macht mir zu schaffen. 4:39min für KM37. Das muss ja jetzt auch nicht sein! „Nicht hängen lassen! Auf reiß dich zusammen, dann wird das hier noch eine respektable Zeit!“
Die Strecke im Viertel „Oude-Pijp“ direkt am Kanal entlang ist wieder abwechslungsreicher und lenkt etwas ab. Da ist die „38“. 4:34min ist ok. 2:46:31 Gesamtzeit. Das passt! Noch einmal am „Rijksmuseum“ vorbei, nicht mal mehr 4km bis ins „Olympisch Stadion“. Der Kurs entspricht jetzt genau den ersten Kilometern, nur halt in umgekehrter Richtung. KM39 direkt am Eingang vom Vondelpark mit 4:33min/km voll im Plan. Die Stimmung im Park ist echt gut. Das hilft nochmal für die letzten 3km.
Auf geht’s zur Schlussoffensive! Das macht jetzt sogar Spaß, die platten Läufer/innen im Vondelpark zu überholen. KM40 in 4:35min. Gesamtzeit 2:55:39. Super, das hätte ich nicht erwartet. Noch 2km durchziehen! Der Lärmpegel steigt, je näher ich mich dem Stadion nähere. Ausgang vom Vondelpark ist passiert. Der breite „Amstelveenseweg“ ist wie eine Zielgerade, obwohl das Stadion noch nicht zu sehen ist. KM41 in 4:34min/gesamt 3:00:12. Da passiert nix mehr. Ich kann den letzten Kilometer genießen!
Abzweig zum Stadion. Das entschädigt doch jetzt ein wenig für den so vermurksten Amsterdam Trip. Vor mir glänzt das „Olympisch Stadion“ von 1928 in der Sonne. Alle 50 Meter eine Tafel mit den noch zu laufenden Metern. Rechts und links der Gasse jubelnde Zuschauer. Wie geil! Ein Blick auf die Uhr beim Einlauf ins Stadion. 3:04:30. Noch gut 300 Meter zu laufen. Los hau rein, dann bleib ich unter 3:06! Schlussspurt! Alles was noch irgendwie geht rausholen! Die letzten Meter. Die Brutto Uhr zeigt immer noch unter 3:06 an. Der Zielbogen kommt. Geschafft! 3:05:37 Hammer!
Überglücklich stehe ich im Zielauslauf, lasse mir die Medaille umhängen. Es ist noch keine 12 Stunden her, da lag ich mit Schmerzen und geschwollenem Sprunggelenk im Bett. Hatte die Hoffnung auf einen Start schon fast aufgegeben. Und jetzt 3:05! Der Fuß ist noch dran, mir geht gut! Was will man mehr!
Die Verpflegungsstände sind leider außerhalb vom Stadion. Mehrere Einweiser zeigen einem den Weg in die nächste freie „Verpflegungsgasse“. Was ist denn das für eine Abfertigung? Eine Banane, ein Getränk, ein paar Orangenschnitten und schon wird man regelrecht „weitergeschubst“. Hat man einmal den Versorgungsbereich verlassen, gibt es kein zurück mehr. Also das hätte man bestimmt besser lösen können. Es ist ja jetzt nicht so, dass sich die Finisher tot treten würden. Evtl. sieht das hier in einer halben Stunde anders aus, aber im Augenblick für mich etwas unverständlich.
Gestartet, durchgekommen, Zeit ok. Amsterdam Trip mit versönlichem Ausgang
Egal wie, ich hole meinen Läuferbeutel, dann schnell rüber in die Sporthallen Zuid zum Duschen. Gleich nach dem Duschen ist mein erster Gang auf die Marathonmesse zum Taping Stand. Die sind tatsächlich noch da. Die nette Physiotherapeutin von heute Morgen hat mich bereits entdeckt. Spontan falle ich ihr um den Hals, „Danke! Du hast mir den Amsterdam Marathon gerettet!“ Wir plaudern ein wenig, ich werfe noch 10€ in die Kaffeekasse und dann geht es zurück in die Unterkunft.
Außer der Metro fahren heute im Innenstadtbereich wegen des Marathons kein Bus und keine Tram. Nochmal 3km durch die Stadt latschen. Aber darauf kommt es jetzt auch nicht mehr an. Am Abend gönne ich mir beim Italiener eine schöne Pizza und ein paar Biere. Diesmal hat es wenigstens geschmeckt. Der Amsterdam Trip hat letztendlich ein versöhnliches Ende gefunden. Trotzdem, das brauche ich nicht noch einmal! Auch ohne umgeknickten Fuß.
Da kann man ein paar Biere drauf trinken
Laufanalyse Amsterdam
Sonntag, 29. September 2013
40.Berlin Marathon
Geplant war der Berlin Marathon 2013 als den ersten wirklich realistischen Sub3 Marathon in 2013. Doch bereits 3 Wochen vorher schaffte ich mit 2:58:00 in Münster mein angepeiltes Marathonziel für 2013. Somit konnte ich es in Berlin ganz gemütlich angehen lassen. Und das war auch gut so, denn nach dem Münster Marathon habe ich Schmerzen im linken Fuß. Mal mehr, mal weniger. Immer noch so, daß man gerade trainieren kann. KM Laufleistung in der Woche wurde erst mal von über 100 auf 70-90km reduziert. Mit der bereits gelaufenen Sub3 sah ich das alles total locker. Anstatt dem langen Sonntagslauf bin ich eine Woche vorm Berlin Marathon kurz entschlossen zum Baden Marathon nach Karlsruhe gefahren. Trotz gutem Vorsatz wirklich langsam zu laufen, stand am Ende eine 3:07:59 (incl. 2min Zwangspause am Bahnübergang) auf der Uhr. In der Marathonwoche merke ich ganz klar: ich bin platt! Dazu noch die Fußschmerzen, da geht nicht viel in Berlin.
Die letzten Tage vorm Berlin Marathon:
Sonntag - Baden Marathon Karlsruhe 42,2km in 3:07:59
Montag - Trainingsfrei
Dienstag - 13,8km in 4:45min/km - incl. 10km Tempo in 4:36min/km
Mittwoch - 11,2km locker joggen in 5:34min/km
Donnerstag - 10,1km Dauerlauf in 5:01min/km
Freitag - 11,3km locker joggen in 5:30min/km
Samstag - Trainingsfrei, Anreise nach Berlin und Unterlagen abholen
Samstag 28.9.
Anreise mit der Bahn wie immer entspannt und gemütlich. Die Taschen schnell noch in die Standard Unterkunft Gästehaus Central gebracht und gleich weiter zur Messe auf dem ehemaligen Flughafen Tempelhof. Die Sicherheitsvorkehrungen wurden seit dem Boston Marathon deutlich erhöht. Die Messe ist proppenvoll, die Helfer und Läufer/innen teilweise leicht gereizt. Eine ewig lange Schlage bildet sich bei der Startnummernausgabe. Die meisten halten Ihre Anmeldung und den Personalausweis schon bereit. Zustände wie an der Grenze als Europa noch nicht offen war. Nach einer halben Ewigkeit bin ich endlich dran. Ausweis und Meldebestätigung vorgezeigt, Chip geprüft und Startnummer erhalten. Block C bekomme ich, was einer Zielzeit von 2:50 - 3:00 entspricht. Bei Ausgang der Startnummernausgabe erhält nun jeder sein spezielles Armband für den Einlass in den Block. Allerdings wird hier kein Ausweis mehr verlangt und da lässt sich das System ganz locker aushebeln. Man lässt hier einfach das Armband demjenigen anlegen der letztendlich auch läuft. Also weiterhin Türen und Tore offen für die Trittbrettfahrer, welche mal eben in Online Aktionen für einen Startplatz bis zu 200€ verdient haben. Viel Aufwand und am Ende ist das System nicht wasserdicht. Im nächsten Jahr gibt es ja dann das Losverfahren, was die Schwarzmarktpreise vermutlich noch weiter in die Höhe treiben wird.
Ich schlendere ein bisschen auf der Messe rum, kaufe am Falke Stand noch ein paar Laufsocken. Dummerweise hatte ich zu spät gemerkt, daß die Wettkampf Socken ein Loch am Fußballen haben. Jetzt muß ich die Socken ungetragen und ungewaschen morgen beim Marathon anziehen. Nicht ideal, aber auf jeden Fall besser als ein Loch im Fußballenbereich, der ohnehin schon schmerzt. Was sehe ich da am Wobenzym Stand? Massage 25min für 10€. Das ist doch geschenkt! Günster als beim Physio und vor allem, man kommt dran! Ja von wegen! Ich hätte das vorher beim der Anmeldung registrieren müssen. Schade, ich hätte das so gut gebrauchen können mit den ganzen Verspannungen und Fußschmerzen. Aber ich habe Glück, ein Läufer der wohl das Kreuz nur zufällig gemacht hat will die 10€ nicht zahlen. Kurzerhand übernehme ich das Ticket und zahle gerne die 10€. Ratz-fatz bin ich dran. Komme in einen extra Raum wo mich die angehende Physiotherapeutin Anja schon begrüßt. Kurzer Plausch wo die Probleme liegen und los geht's. Die Waden sind seit Wochen verspannt, mit Sicherheit auch ein Grund warum der Fuß so extrem schmerzt. Wirklich super! Mir geht es echt viel besser und der plauder Plausch während der Behandlung war sehr schön. Hier nochmal vielen lieben Dank an Anja aus Rostock vom Wobenzym Physio Team.
Sehr schöne Bilder vom Kinder Malwettbewerb in der Vorhalle der Marathonmesse
anstehen für die Startnummer
und wieder warten......
Neu in 2013 ist das Kontroll Band, allerdings hier keine Ausweiskontrolle mehr
Anja vom Wobenzym Team, angehende Physiotherapeutin, macht einen super Job. Die Muskulatur ist wieder locker
Zurück in der Unterkunft, gibt es die Pasta Party. Leider nur sehr spärliche Auswahl, kein Salat. Enttäuschend! Aber die Hauptsache ist vorhanden. Nudeln und Tomatensoße. Nicht gerade der Hit, aber es erfüllt doch voll seinen Zweck. Ich organisiere mir noch ein schönes alkfreies Weizen zum Ausklingen des Abends. Die Sachen für morgen leg' ich mir auch schon hin und um 22:00Uhr schlafe ich ein.
Pasta Party im Gästehaus: nicht gerade der Knaller, aber erfüllt voll seinen Zweck. Hauptsache Kohlenhydrate
Hat sich bewährt. Marathonfrühstück 2 Brötchen mit Banane, Honig und viel Kaffee
Sonntag 29.9.
Nur einmal um halb 4 aufgewacht, sonst bis um 5 Uhr durchgeschlafen, das ist schon mal gut. Fertig machen und zusehen, dass ich was zu essen bekomme. Um 6Uhr gibt es Frühstück. Eigentlich viel zu spät, gerade weil der Start auch noch auf 8:45Uhr vorverlegt worden ist. Ganz frech setzte ich mich um 20 vor 6 in den Frühstücksraum. Die Brötchen sind schon da, Kaffee gibt es auch gleich. Na also! Was will man mehr! Wie immer, 2 Brötchen mit Banane und Honig drauf, ein Joghurt und viel Kaffee. Um 6 Uhr trödeln dann auch noch ein paar andere Läufer ein. Es bleibt ein bisschen Zeit zum Plausch, Toilettengang und um kurz vor 7 verlasse ich die Unterkunft in Richtung Startgelänge am Reichstag. Die U und S Bahnen sind noch nicht so voll. Alles reibungslos. Ohne Gedrängel komme ich um 7:20Uhr durch die Sicherheitskontrollen am Reichstag. Wer hier keine Startnummer und das Armband hat kommt nicht rein. Es ist super kalt. Ich schätze mal 6°C. Also wird versucht so lange wie möglich die wärmende Kleidung anzubehalten. Aber man kennt das ja. Wenn es knapp wird dann wollen alle in den Block. Weg mit dem Läuferbeutel, noch einen Müllsack übergezogen. 2.Toilettengang schenk' ich mir. So wie das aussieht schaffen die letzten aus der Schlange es nicht mehr zeitig in den Block.
Ohne Startnummer und Kontrollband geht hier gar nichts. Teilweise werden sogar die Läuferbeutel geprüft
den 2.Toilettengang schenk' ich mir heute mal lieber
weg mit dem Läuferbeutel. In kurz/kurz geht es zum Startblock C
Der Weg zum Starterblock ist weit und es gibt doch einige Nadelöhre im Tiergarten. Aber alles kein Problem. 15min vor dem Start bin ich im Block C. Die Kontrollen wurden ordnungsgemäß durchgeführt. Ich sehe erstmal niemanden im Block der hier nicht reingehört. Alles Block C. Die Mülltüte hab ich schon vorher weggeworfen, man muß ja nicht unsinnig viel Krams auf die Strecke werfen. Schließlich wollen hier noch über 40.000 Läufer/innen drüber. Ein bisschen Programm gibt es über die Lautsprecher. Man hat alle sieben Weltrekordler/innen vom Berlin Marathon als Ehrengäste eingeladen. Der große Haile Gebrselassie spricht noch ein paar Worte. Es werden die Top Athleten vorgestellt. Möglicherweise könnte heute der Weltrekord aus 2011 (2:03:38) geknackt werden. Weltrekordhalter Patrick Makau ist verletzungsbeding leider nicht am Start. Aber mit Eliud Kipchoge und Wilson Kipsang (verfehlte 2011 in Frankfurt mit 2:03:42 denkbar knapp der Weltrekord) sind zwei weitere potentielle Kandidaten am Start. Es wird ernst. Die Stimmung steigt. Hatte ich nach dem Münster Marathon, Berlin noch als Sightseeing Marathon quasi abgehakt, stelle ich wie selbstverständlich die Pace auf dem Forerunner auf 4:15min/km. Ja klar. Auch wenn es verrückt kling, ich kann ja mal anlaufen mit Pace 4:15 dann schauen wie sich so alles entwickelt. Ich bin ja hier schließlich nicht zum Spaß! Tolle Atmosphäre beim Einklatschen 1 Minute vorm Start. Punkt 8:45Uhr gibt Haile Gebrselassie dann der Startschuss.
Start 8:45Uhr:
Noch nicht mal eine Minute vergeht, da überquere ich die Startlinie. Die Straße des 17.Juni ist breit genug um solch eine Masse an Läufer/innen zu verkraften. Dennoch kann man auf den ersten KM nicht immer sein Tempo laufen. Ich versuche unnötige Manöver zu vermeiden. Gleich nach der Siegessäule erster Check. KM1 ist mit 4:23min ganz ok. Das ist für einen Startkilometer verkraftbar. Aber schon läuft man praktisch einem 8 Sekunden "Rückstand" hinterher. Jetzt muß ich mir hier meinen Weg bahnen um auf meine Ziel Pace von 4:15min/km zu kommen. Nur sehr wenige Läufer/innen scheinen im falschen Block untergekommen zu sein. Die meisten können das Tempo problemlos mitgehen. Die strengen Blockkontrollen haben schon mal gut funktioniert.
Erster kleinerer Stimmungs Höhepunkt kommt an der S-Bahn Station am Tiergarten. Weiter auf den Ernst-Reuter-Platz zu. Er erfolgt der Abzweig in den Stadtteil Moabit. Erfahrungsgemäß wird das ein bisschen eng aber diesmal geht es eigentlich. Meine Füße sind von der Kälte immer noch wie eingefroren. Besonders der linke angeschlagene macht hier ziemlich zu schaffen. Bleibt nur zu hoffe, dass sich der Zustand bald bessert. Ich laufe unsauber, rolle nicht richtig ab mit links. Die Pace hat sich jetzt bei KM3 auf die 4:15min/km eingependelt. Die letzten beiden KM voll im Schnitt. Trotzdem, das läuft gar nicht locker. Der Puls ist jetzt schon bei 149 (84%). Ich fühle mich ausgelaugt, merke die Oberschenkel ein bisschen.
Weiter in Moabit. Die Stimmung ist top. Ich versuche erst mal dran zu bleiben. Immer noch sehr verkrampft aber die Zeiten stimmen mich zuversichtlich. Pace jetzt knapp unter der 4:15, KM5 Durchlauf bei 21:16min ist schon fast im Plan. Die Strecke steuert auf den Hauptbahnhof zu. KM6 mit 4:08min wird immer besser. Immer noch fühlt sich der linke Fuß an als ob da irgendwas im Schuh wäre. Ich hoffe mal dass es wirklich nur wegen der Kälte ist. Noch kann man das ertragen. Weiter über die Spree, vorbei am Bundeskanzleramt und gleich nochmal über die Spree nach Berlin Mitte. Der Friedrichstadtpalast kommt am Ende der Straße zum Vorschein. Auch hier wie letztes Jahr eine Bombenstimmung. Den KM7 Marker hab ich verpasst, aber die 8 zeigt mir ne Pace von 4:07min für die letzten beiden Kilometer.
Weiter in die Torstraße, ich merke das hohe Tempo und den Kräfteverschleiß. Wie lange wird das gutgehen mit dem Karlsruhe Marathon in den Knochen? Ich muß ein bisschen Tempo rausnehmen, sonst ist das heute nicht zu packen. Nächster Versorgungspunkt kommt. Die Tische sind lang genug. Wenn man sich nicht total blöd anstellt verliert man trotz großem Feld kaum Zeit. Das mit dem Tempo drosseln klappt irgendwie nicht. Mit 4:10’er Pace weiter zum 10km Marker, Genau 42min auf der Uhr. Ganz unbewusst wird natürlich sofort mit der Münsterzeit verglichen. 1 Sekunden schneller! Geht da vielleicht ne Sub3. Erstmal ganz locker bleiben und weiterlaufen. Die schweren Beine werden später noch ganz schön Ärger machen.
Kurz ist der Alexanderplatz im Augenwinkel zu sehen. Aber die Strecke biegt kurz vorher nach links zum Straußburger Platz ab. Vor mir ein Läufer von der LC Olympia Wiesbaden. Ich schließe auf und wir quatschen kurz. Erst mal ziehe ich an Ihm vorbei, doch es wird nicht lange dauern, da wird er wieder an mir vorbei gehen. 270° laufen am Straußburger Platz. Wieder so ein Stimmungsnest. Das ist schon toll was hier in Berlin zuschauermäßig abgeht. Wieder einmal wird die Spree überquerst. Jetzt geht es durch Kreuzberg. KM12 und 13 mit 4:12 bzw. 4:14min/km weiter konstant. Der linke Fuß ist mittlerweile aufgetaut und voll beweglich. Lediglich die überlasteten Fußballen melden sich ab und zu. Das war aber klar und hatte sich beim Karlsruhe Marathon ja schon abgezeichnet.
In Kreuzberg läuft’s. Die müden Beine sind wieder hell wach. Ich fühle mich gut und erhöhe ganz unbewusst die Schlagzahl. KM14 und 15 in je 4:05min/km. KM15 Durchlauf bei 1:02:38 was einer Gesamtpace von 4:10,5 entspricht. Hammer! Am Kottbusser Tor vorbei in Richtung Neukölln. Kurzer Plausch mit einem Läufer des LSF Münster über den Münster Marathon. Er ist auch mitgelaufen, allerdings als Trainingslauf. Marathon als Trainingslauf, sowas hab ich auch öfter vor, hat aber noch nie so richtig geklappt. Jetzt bin ich hier so gut unterwegs und kann nur hoffen dass mir die Aktion von Karlsruhe nicht alles versaut. Ach was, jeder hat so seine Trainingsmethoden und Pläne. Das ist mein Konzept und ich bin bisher gut damit gefahren. Das wird hier auch klappen, auch wenn mir jeder den Vogel zeigt.
KM16 in 4:09min. Wende im Südosten am Hermanplatz. Vorbei am Volkspark Hasenheide. Immer gerade aus, Gel rein kurz vor KM18, weiter Gneisenaustraße, über dem Mehringdamm rüber. Das läuft super. Pace jetzt unter 4:10min, ich fühle mich weiter gut. Bin schon total gespannt auf die Halbmarathon Durchlaufzeit. Über die Yorkstraße unter den vielen Bahnlinien durch gibt mal kurz Schatten. Die nächste Partyzone ist in Sichtweite. Jetzt kommt der HM Durchlauf. Hier brennt die Luft. Nochmal ein Getränk geschnappt und weiter zur Messmatte. 1:27:42. Ich werd‘ wahnsinnig! Das ist ja 1:49min schneller als in Münster. So jetzt ist es Fakt! Die Sub3 muß heute gelaufen werden!
Mal sehen wie lange ich das Tempo halten kann. Nochmal so einen 2.Abschnitt hinlegen wie beim Münster Marathon wäre genial. Über die Potsdamer und Grunewaldstraße runter zum Schöneberger Rathaus (KM23). Die KM Splits mit 4:04/4:05/4:09min/km für KM22-24 sehr schnell. Weiter durch den Stadtteil Friedenau. Nächster Kontrollpunkt bei KM25. Uhr steht auf 1:43:48. Das ist eine Pace von 4:09min/km. Grob überschlagen reicht jetzt schon eine Schnitt von 4:25min/km, um unter 3 Stunden zu bleiben. Aber das ist noch ein langer Weg und der Kräfteverschließ ist zu gut zu merken.
Die ersten leichten Zweifel kommen auf, denn die Beine werden schwerer. Das ist jetzt der Punkt wo ich dranbleiben muß. Von Gefühl werde ich etwas langsamer, aber die Uhr sagt was ganz anderes. Mit 4:06/4:09/4:11min/km geht es über die Wiesbadener Straße, Südwestkorso und Lentzealle zum nächsten Highlight: Der „wilde Eber“ knapp hinter KM28. Grandios diese Stimmung. War ich eben noch mental in einem kleinen Loch, fühle ich mich jetzt wieder hellwach und zuversichtlich. Letztes Gel reingedrückt. Mit Wasser runtergespült. Die zwei Gel Strategie (bei KM18/KM28) hat sich in zig Marathons bewährt und wird auch heute wieder klappen.
Wir sind jetzt im Stadtteil Schmargendorf, der westlichste Teil der Strecke ist fast erreicht. Immer wieder wechsele ich mit dem Läufer der LC Olympia Wiesbaden die Position. Er ist auch einer der wenigen, welcher das Tempo mitgeht. Die anderen Mitstreiter werden früher oder später überholt. Das ist ein gutes Zeichen! KM29 mit 4:06min bestätigt das. Es folgt der Abzweig auf den Hohenzollerndamm. Es sind nur noch ein paar Kilometer bis zum Ku-Damm. Ab da lief es doch im letzten Jahr super. 30km Messmatte bei 2:04:25 überquert. Nur noch gut 12km. Da reicht ja schon ne Pace von 4:33min/km um heute unter 3 Stunden zu finishen. Das läuft noch besser als in Münster (KM30 bei 2:06:19). Fast 2 Minuten schneller als vor 3 Wochen zum gleichen Zeitpunkt. Ich werd‘ verrückt!
Die Stadtautobahn ist schon überquert. Die Strecke führt durch Wilmersdorf. Der KM Marker 32 zeigt es an, es sind nur noch 10km. Also gerade mal eine Runde vom Leipzig 100’er. Mit 4:01min bin ich gerade meinen bisher schnellsten KM Abschnitt gelaufen. Fehrbelliner Platz, Abzweig in Richtung Ku-Damm. Alles läuft wie am Schnürchen, nur die Fußballen fangen an zu schmerzen. Ich hatte es befürchtet. In Karlsruhe waren es die letzten 4km. Heute muß ich das noch 10km durchstehen. Noch geht es, aber es wird schmerzhafter. Weiter versuchen im Rhythmus zu bleiben. Schnell noch die Zeit für KM33 checken, bevor es auf den Ku-Damm geht. 4:09min, das passt.
Die Stimmung ist super und lässt aktuelle Probleme und Ermüdungserscheinungen vorerst ausblenden. Hoffentlich rächt sich das hohe Tempo nicht noch auf den letzten Kilometern. KM34 wieder ne 4:05min. Gedächtniskirche und Europacenter sind schon zu sehen. Noch nicht mal mehr 8km sind zu laufen. Im Kopf laufen die Hochrechnungen. Ja selbst mit einer 4:30’er Pace würde ich sogar die Bestzeit von Münster packen! Vorbei an der Gedächtniskirche, die Messmatte für KM35 überquert. Mit 4:14min nicht ganz so schnell, aber Gesamtzeit 2:25:03 ist ne klare Ansage in Richtung neue PB.
Der Wittenbergplatz bebt. Von allen Seiten kommt die Anfeuerung. Es ist wie im letzten Jahr. Einer nach dem anderen wird eingesammelt. KM36 Marker schon gesichtet und anvisiert. 4:06min! Was sind das für Zeiten? Dafür quäle ich mich im Intervall Training. Schon am Nollendorfplatz vorbei, weiter Bülowstraße. Ich sehe die ersten nach links in die Potsdamer Straße abbiegen. Der Lärmpegel steigt. Was ist denn hier los? Das ist ja total irre. Super Berlin! Immer weiter, nicht nachlassen. KM37 mit 4:08min abgedrückt. Uhr steht auf 2:33:16. Das gibt eine Hammerzeit! Nur noch 5km. „Komm‘ los Frank, zieh‘ es durch. Solche Bedingungen wie heute wirst du nie wieder bekommen!“
Die Kuppel vom Sony Center hab ich fest im Blick. Versuche mich irgendwie abzulenken, der Schmerzpegel von den Fußballen steigt immer weiter. Auf durchhalten, da ist schon KM38. 4:11min für den Kilometer und 2:37:28 Gesamtzeit. Über 20 Minuten Zeit für 4,2km um eine neue PB aufzustellen. Das ist ja mehr als komfortabel! Langgezogene Kurve zum Potsdamer Platz und plötzlich Wind. Kein Sturm, aber man merkt das doch. Ich muß auf die nächsten Läufer aufschließen. Die Füße brennen wie Feuer. Mistkram! Durchhalten! KM39 kommt, es sind nur noch 3km zu laufen. 4:05min und Gesamtzeit 2:41:32.
Die Leipziger Straße zieht sich endlos. Immer noch ein bisschen Wind. Aber es hält sich in Grenzen. Zähne zusammenbeißen. Da kommt ja endlich der Abzweig in die Jerusalemer Straße, und gleich drauf über die KM40 Messmatte. Blick zur Uhr 2:45:38. Wie bitte? 2:45:38! Da brauch‘ ich nicht mehr groß zu rechnen! Jetzt wird alles auf eine Karte gesetzt und ne Sub2:55 gelaufen! Ich stehe kurz vor meinem größten Coup als Freizeitläufer. Muß nur die Pace für die Rest der Strecke unter 4:15min/km halten.
Weiter Mohrenstraße. Getränkestand schenk‘ ich mir. Jetzt wird nichts mehr riskiert. Das geht auch so für die 2km. Der Gendarmenmarkt ist zu sehen, Abzweig in die Marktgrafenstraße. Plötzlich ruft jemand neben mir. „Das gibt’s doch gar nicht“. Es ist mein Laufkumpel Jens aus der Nähe von Trier! Das ist jetzt wirklich der Knaller. Jens ist beim Saarschleifen Halbmarathon ne 1:20:23 gelaufen. Und beim Blick in sein Trainingstagebuch wird’s mir ganz anders. Das zeigt mir nochmal wie gut ich heute unterwegs bin. Kurzer Plausch mit Verabredung zum Trinken für heute Abend und dann ziehe ich weiter.
Abzweig in die Französische Straße. Es ist nicht mehr weit. KM41 mit 4:00min abgedrückt! Das ist ja unglaublich. 2:49:38 die Gesamtzeit. Los, weiterlaufen und auf’s Tempo drücken, auch wenn jetzt jeder Schritt zur Qual wird. Rein in die Klinkastraße. Vorne schon zu sehen die Straße „unter den Linden“. Dranbleiben und die letzten Reserven locker machen. Abzweig „unter den Linden“. Was für ein Anblick. Vor mir das Brandenburger Tor, rechts und links jubeln die Zuschauer. Hier gibt jeder alles. Weiter konzentrieren, vom letzten Jahr weiß ich das nach dem Brandenburger Tor sich das letzte Stück auf der Straße des 17.Juni noch ewig zieht. Pariser Platz mit Kopfsteinpflaster tut weh, aber trotzdem mit allem was noch geht durchs Brandenburger Tor. Wo ist denn jetzt der 42 Marker. Weiter, weiter, weiter und Tempo! Die „42“ kommt, 3:57min und 2:53:35 auf der Uhr! Das nimmt mir keiner mehr.
Die letzten Meter zum Ziel. Noch einmal alles reinhauen. Riesen Stimmung im Zielbereich. Letzter Blick auf die Uhr. Da brennt nichts mehr an. Ich bin durch! 2:54:19 es ist der Hammer! Gerade mal 3 Wochen ist es her da hatte ich in Münster mit 2:58:00 eine neue Bestzeit erreicht und jetzt das. Bestzeit unter 2:55. Ich glaub das nicht. Was für ein Film 5 Marathons in 7 Wochen. Davon 2x neue Bestzeit und 1x100km von Leipzig. Heute Abend sauf‘ ich mir total die Rübe weg!
Ebenfalls kurz vor mir ins Ziel gelaufen, der Läufer von LC Olympia Wiesbaden. Kurzes „shake Hands“, war ne super gute Zusammenarbeit. Jens kommt jetzt auch in den Zielbereich. Er hat es geschafft unter der 2:55 zu bleiben. Super, dann steht der Feier heute Abend ja nichts mehr im Wege. Schnell noch ein paar alkfreie Weizen abpumpen, Wechselklamotten anziehen und schnell zurück in die Unterkunft zum Duschen. Jetzt bloß keine Erkältung einfahren. In 3 Wochen ist der Amsterdam Marathon.
Der Hammer! Völligst unerwartet neue Bestzeit mit 2:54:19 gelaufen
Erst mal leckeres vegetarischen Essen im Lokal "Seerose" in Berlin Kreuzberg....
....und dann feiern mit Jens
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